Gardasee-Ort will Tagesgebühr für Touristen

Die italienische Gemeinde Sirmione am Gardasee diskutiert über die Einführung einer Tagesgebühr für Besuchende, ähnlich wie es Venedig bereits macht. Ziel ist es, die wachsenden Touristenströme besser zu regulieren und die Infrastruktur sowie die Lebensqualität der Anwohner zu entlasten.
Mit rund 8.000 Einwohnern zählt Sirmione zu den meistbesuchten Orten am Gardasee. Im vergangenen Jahr wurden etwa 1,4 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Vor allem an Feiertagen und in der Hauptsaison ist die Altstadt stark überfüllt. Zuletzt sorgte das verlängerte Wochenende rund um den 1. Mai für einen erneuten Besucherrekord. Die einzige Zufahrtsstraße zur Altstadt war zeitweise blockiert, der Zugang zum Zentrum nicht mehr möglich. Auch Einsatzfahrzeuge konnten die engen Gassen nicht mehr passieren.
Hoteliers fordern Regulierung
Der örtliche Hotelierverband warnt vor den Folgen des unkontrollierten Massentourismus. "Wir fordern, dass die Zahl der ankommenden Personen eine bestimmte, von Experten festzulegende Zahl nicht überschreitet", sagte Marco Merlo, Vorsitzender des Hotelierverbands von Sirmione, gegenüber oe24.at. Er habe "um ein Treffen mit der Stadtverwaltung gebeten, um Maßnahmen gegen den Massentourismus zu diskutieren", so Merlo weiter.
Im Gespräch sei unter anderem ein digitales Ticketsystem, das nicht nur den Zugang zur Altstadt, sondern auch die Buchung und Bezahlung von Parkplätzen online regeln soll. "Mit einem solchen Ticketsystem könnte man nicht nur kontrollieren, wie viele Besucher nach Sirmione kommen, sondern auch Parkplätze online reservieren und bezahlen".
Stadtverwaltung zeigt sich offen für Maßnahmen
Auch die Stadtverwaltung signalisiert Bereitschaft zum Handeln. Sicherheitsbeauftragter Massimo Padovan erklärte gegenüber oe24.at: "Sirmione ist eine Perle, die wir weiterhin für Touristen offen halten wollen, allerdings mit Ausgewogenheit und Respekt für die Einwohner." Er spricht sich ausdrücklich für ein verpflichtendes Buchungssystem für den Zugang zum historischen Zentrum aus. "Sirmione darf unter den Touristenmassen nicht ersticken".
Das diskutierte Modell erinnert an die Regelung in Venedig, wo seit 2024 Tagesbesucher eine Gebühr von bis zu zehn Euro entrichten müssen. Ein ähnliches Vorgehen könnte auch in Sirmione helfen, den Andrang besser zu steuern. Ein konkreter Preis für eine mögliche Eintrittsgebühr wurde bislang nicht genannt.
Sirmione liegt auf einer Landzunge am Südufer des Gardasees und zählt mit seiner historischen Altstadt, dem Castello Scaligero und den römischen Grotten des Catull zu den touristischen Hauptzielen Norditaliens. Die Stadt ist seit Jahren mit einem starken Anstieg der Gästezahlen konfrontiert. Die geplante Regulierung soll das Gleichgewicht zwischen touristischer Nutzung und dem Schutz lokaler Strukturen sichern.