Audi A3 2.0 TDI und BMW 118d
Audi und BMW sind die Lieblingsmarken der auto motor und sport-Leser. Der frisch überarbeitete A3 und der 1er müssen nun beweisen, dass bereits die kleinsten Modelle halten, was der Ruf des Herstellers verspricht.
Audi Erster, BMW Zweiter. Fragt man auto motor und sport- Leser nach ihren Lieblingsmarken, bekommt man eine klare Antwort - so wie zuletzt bei der Wahl "Die besten Autos". Fast 100.000 Leser bekundeten beiden Herstellern nicht nur ihre Sympathie, sondern attestierten ihnen auch fortschrittliche Technik und hohe Sicherheitsstandards. Audi punktete zudem mit guter Verarbeitung, BMW hingegen mit mehr Sportlichkeit. Doch das bayerische Duo landete nicht überall in Reihe eins: Beim Preis-Leistungs-Verhältnis reichte es nur zum Mittelmaß. Image ist die eine Sache, aber wie sieht die Realität bei den jeweils kleinsten Modellen des Hauses aus? In einem Punkt trifft die Leser-Wahrnehmung schon mal zu: Mit Grundpreisen von rund 25.000 Euro gehören sie zu den teuersten Möglichkeiten, einen Kompaktklasse-Diesel um 140 PS zu fahren. Umso ärgerlicher, dass sich beide selbst Pflicht-Extras wie die Klimaanlage teuer bezahlen lassen. So fällt die 30.000-Euro-Marke bereits nach wenigen Kreuzchen auf dem Bestellbogen.
Audi einen Tick günstiger Immerhin bringt der A3 Ambition schon die beliebten Sportsitze, Alufelgen und ein Lederlenkrad mit. Ausstattungsbereinigt bleibt er damit preislich einen Tick unter dem BMW Auch vieles von dem, was den beiden Marken an fortschrittlicher Technik bescheinigt wird, findet sich erst in langen Aufpreislisten: Navigationsgeräte mit 3D-Darstellung, iPod-Steuerung und TV-Empfang gehören ebenso dazu wie die Bi-Xenon-Scheinwerfer samt dynamischem Kurvenlicht. Doch während der A3 seit seinem jüngsten Facelift immerhin mit adaptivem Fahrwerk Magnetic Ride und halbautomatischer Einparkhilfe zu haben ist, versagt BMW seinem kleinsten Diesel viele High-Tech-Extras: Aktivlenkung? Fehlanzeige. Abstandstempomat, Head-up-Display ebenso. Wer Oberklasse-Technik im Kompaktformat sucht, wird also nur zum Teil fündig.
Umso mehr erfüllen sich die unterschiedlichen Erwartungen in Sachen Verarbeitung: Mit seiner durchgängig liebevollen Materialauswahl, üppiger Instrumentierung und Türen, die beinahe so schwer ins Schloss fallen wie bei einem Mercedes aus den Achtzigern, bleibt der A3 klar Qualitäts-Leitwolf im Kompaktklasse- Rudel. BMW hat bei der 1er-Modellpflege vor gut einem Jahr zwar die schlimmsten Hartplastik-Sünden aus dem Innenraum verbannt, dennoch beantworten einige Interieurteile prüfende Klopfzeichen immer noch mit einem hohlen Pock. Auch Hutablage, Kofferraum-Auskleidung oder das windige Filzdeckelchen vor dem CD-Wechsler wirken deplatziert wie Dosenbier im Sterne-Restaurant. Premium sieht irgendwie anders aus. Da der A3 auch den größeren Innenraum zu bieten hat, in dem sich lediglich großgewachsene Hinterbänkler etwas mehr Kopffreiheit wünschen, geht das Karosserie-Kapitel an ihn. Doch wer Einser und A3 als Zweitürer kauft, dürfte ohnehin mehr Wert auf den Sitzplatz vorne links legen. Vor allem der Kleinste von BMW begeistert aufs Neue mit seinem fahrerorientierten Cockpit sowie den bequemen, in ihrer Breite elektrisch justierbaren Sportsitzen mit viel Seitenhalt. Trotz 570 Euro Aufpreis eine lohnende Investition. BMW vermittelt Präzision Wie viel Aufmerksamkeit den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine gewidmet wurden, merkt man auch an Lenkung, Schalthebel und Pedalerie, die ohne Spiel und mit dem optimalen Kompromiss aus Präzision und Leichtgängigkeit flutschen. Der Audi begnügt sich mit den geringeren Bedienkräften, gibt seinem Fahrer dafür nicht ganz so viel Rückmeldung. Auch seine Sitze umschließen die Passagiere nicht so fest, lassen sich aber selbst ohne elektrische Mimik leicht verstellen und sind sehr bequem. Präzision vermittelt der BMW besonders beim Fahren: Mit seiner fast ausgewogenen Gewichtsverteilung nimmt der Hecktriebler Kurven, als hätte er einen geheimen Carrera-Bahn-Schlitz im Asphalt entdeckt. Selbst wenn Biegungen einmal zu optimistisch angesteuert werden, bügelt sein geschmeidig und unauffällig eingreifendes ESP fahrerische Schwächen diskret wieder aus.
Der frontlastige Audi setzt Lenkbefehle vor allem aus der Mittelposition heraus etwas gelassener um, was ihn einen Tick weniger agil wirken lässt. Trotzdem kratzt er am Sportler-Image des BMW: Mit seinen großen 17-Zoll- Rädern wedelt der A3 unter dem Strich sogar einen Hauch schneller durch die Test-Pylonen als der 1er mit seinen 16-Zöllern. Leicht untersteuernd, mit einem früh und sicher eingreifenden ESP, wirft auch ihn so schnell nichts aus der Bahn. Zudem rückt er Bodenwellen unterschiedlichster Ausprägung gekonnter in den Hintergrund. Bis auf das steifere Abrollen der Serie 45-Niederquerschnittsreifen gehört die absurde Härte früherer A3-Fahrwerke glücklicherweise der Vergangenheit an. Der ebenfalls nicht unkomfortable BMW wirkt da vor allem auf langen Bodenwellen fast schon ein bisschen bockig. Bei den Fahrleistungen kann der BMW seinem dynamischen Ruf nicht ganz gerecht werden. In Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit noch fast identisch, zieht der kürzer übersetzte und mit etwas mehr Drehmoment gesegnete Audi im langen Gang deutlich besser. Und das, obwohl der auf Common-Rail-Einspritzung umgestellte Zweiliter im unteren Drehzahlbereich nicht mehr die ganz große TDI-Keule schwingt, sondern seine Kraft gleichmäßiger und akustisch gesitteter entfaltet. BMW genehmigt sich ein Schlückchen mehr Doch trotz Elastizitätsdefiziten dürften sich 118d-Besitzer nur selten grämen, keinen der beiden stärkeren Varianten des Zweiliters (mit 177 oder 204 PS) gewählt zu haben. Nahezu Einigkeit herrscht auch bei Verbrauchswerten von 6,8 und 6,9 Litern auf 100 Kilometer. Ungeachtet seiner Start-Stopp-Automatik, die den Motor an roten Ampeln abschaltet, ist es allerdings der BMW, der sich ein Schlückchen mehr genehmigt. Dennoch: Mit einer den Benzinpreisen angepassten Fahrweise ist bei beiden sogar eine Vier vor dem Komma drin. Sehr gute Werte auch im Bremsenkapitel: Selbst nach der zehnten Vollbremsung aus Tempo 100 unter voller Beladung steht der A3 nach 39, der 1er sogar nach nur 38 Metern. Unter dem Strich stimmen Wirklichkeit und Ruf der Marken also in vielen Punkten erstaunlich überein. Passend dazu geht der Testsieg auch noch knapp an Sympathie-Gewinner Audi. Doch Image hin oder her: Im ersten Halbjahr 2008 fand der 1er ein Drittel mehr Abnehmer als der A3. Das wiederum dürfte den BMW-Verantwortlichen äußerst sympathisch erscheinen.