Audi A7, Jaguar XF und Mercedes CLS im Vergleich
Audi A7, Jaguar XF und Mercedes CLS bieten mit ihren Coupé-Dächern Alternativen zu herkömmlichen Oberklasse-Limousinen. Im Test treten sie mit aufgeladenen Sechszylindern gegeneinander an.
Ein Traumwagen? Schon klar, Lamborghini, Ferrari, Maserati ... Doch wie würde die Wahl ausfallen, wenn man ihn nicht nur als Erst-, sondern sogar als Einzigwagen nutzen müsste? Wäre da nicht eine Coupédach-Limousine à la Audi A7 Sportback, Jaguar XF oder Mercedes CLS ein alltagsnaher Traum? Mit aufgeladenem Sechszylinder unter der Fronthaube entsprechen die drei einer rollenden Quersumme aus Schnelligkeit, Platz, Reisekomfort - und ganz viel Luxus. Öffnet man ihre Türen, so duftet es nach Verwöhnaroma. Vor allem bei Mercedes und Audi staunt das Auge über opulente Armaturenbretter - hier wird automobiler Hochgenuss zelebriert. Beim Jaguar dagegen hätten wir etwas mehr erwartet, steht diese Marke schließlich für britische Noblesse.
Doch die Materialauswahl geriet beim Jaguar XF eine Spur zu schlicht, ebenso das Design der Instrumente. Auch sind die Einzelteile teils nicht perfekt zusammengesteckt, ragen unfeine Spalte hervor. Die Karosserie dagegen wirkt steif wie ein Einbaum. Der XF ahmt die Ergonomie eines Sportwagens nach, reflektiert sozusagen die gute alte Zeit, als ein Jaguar seinen Fahrer kompakt ins Cockpit integriert hat. Cosy, gemütlich und intim soll der Innenraum sein. Zu diesem Eindruck tragen die verhältnismäßig kleinen Fensterflächen bei - und die hochgezogene Hutablage. Sie sorgt allerdings für schlechte Übersichtlichkeit nach hinten und Abzüge im Karosseriekapitel.
Audi A7 und Mercedes mit Infotainment auf hohem Niveau
Szenenwechsel. Wer in den Fond des Mercedes CLS zusteigen will, muss zunächst den Kopf einziehen, um ihn nicht anzustoßen. Mit Bezug auf das flache Dach spricht Mercedes von einer Coupé-Limousine; nicht der Nutzwert steht im Vordergrund, sondern die Eleganz. Praktisch präsentiert sich nur der Fließheck-Audi - er hat als Einziger eine Heckklappe. Das erhöht Variabilität und Kofferraumvolumen. Auf hohem Niveau zeigt sich auch das Infotainment-System des Sportback. Audi wie Mercedes gehen bei der multimedialen Vernetzung in die Vollen, lassen ihre Nutzer koppeln, streamen und hotspotten. Gut, dass die Cockpits nicht allzu sehr nach Digitalisierung aussehen, das wäre nicht standesgemäß.
Ohnehin dürfte die solvente Klientel ihre Order eher per Sprache an MMI sowie Comand ausgeben. Der XF kann nicht jeden Befehl umsetzen, etwa lässt sich die Routenführung nur via Menü abbrechen. Jaguar hat hier wie auch bei der Bedienung des Infotainments generell Handlungsbedarf erkannt. Wer jetzt bestellt, soll bereits das neue System namens InControl Touch Pro erhalten. Bei den Assistenzsystemen hat die Marke ohnehin schon zu Audi aufgeschlossen. Doch erst Mercedes zeigt, was in der Oberklasse geht. Bei den Helferlein und Unfallvermeidern fährt der Mercedes CLS praktisch das Angebot der S-Klasse auf und verschafft sich hier ein sattes Punktepolster.
Mercedes CLS 400 überzeugt mit gelassener Dynamik
Zusätzlich sichert er sich einen Bonus mit der besten Bremswirkung und gleicht den Malus aus dem Karosseriekapitel gegenüber dem Audi mehr als aus. Die Dynamik-Prüfungen erledigt der CLS 400 mit der leicht überheblichen Gelassenheit, die häufig Adligen zugeschrieben wird. Gleichmütig umrundet er Pylonen wie Kurven, lässt sich auch durch Lastwechsel nicht aus dem Tritt bringen. Ein Blick auf die Messwerte zeigt dabei, dass die Kraft in der Ruhe liegt: Der Mercedes ist genauso schnell wie der Audi und der Jaguar - und nötigt dem Fahrer am wenigsten Anstrengung ab. Der Namenszusatz 4Matic weist darauf hin, dass er hier ebenso wie der A7 3.0 TFSI Quattro als Allradler antritt.
Jaguar hatte zum Zeitpunkt des Vergleichs leider keine 4x4-Version des XF 35t verfügbar. Dieser prinzipbedingte Traktionsnachteil manifestiert sich schon darin, dass der XF beim schnellen Ausweichen deutlich mit dem Heck drängt - andererseits dadurch auf der Landstraße leichtfüßig wirkt. Hier spielt er auch seinen deutlichen Gewichtsvorteil aus, verbeißt sich die aufwendig geführte Vorderachse in der Ideallinie und lässt sich über die fein ansprechende Lenkung präzise dirigieren. Allerdings hat die Direktheit ihren Nachteil, bringt auf der Autobahn Unruhe in den Geradeauslauf. Dennoch beweist Jaguar, wie sich sportliches Fahrgefühl mit gutem Federungskomfort kombinieren lässt - noch überzeugender als Audi beim Sportback.
Audi A7 Sportback mit leichten Schwächen beim Komfort
Das liegt weniger an den erzielbaren Kurvengeschwindigkeiten als am mangelnden Gefühl in der Lenkung. Egal welchen Modus man im A7 ausprobiert: Unterstützung und Rückstellmoment wirken synthetisch und lassen den Fahrer nicht mit dem Auto verwachsen. Es fehlt der direkte Draht zur Vorderachse. Doch vor allem fehlt das oberklassige Federungsverhalten. Selbst im Komfort-Modus dringen zu viele Unebenheiten zu den Passagieren durch. Sie fühlen sich nicht so sorgsam behütet wie im Mercedes - der sich übrigens keinesfalls auf der Landstraße vom Audi abhängen lässt, locker das Tempo mitgeht, Zwischenspurts bei Bedarf mit 480 Nm schon bei 1.200/min aus dem Ärmel schüttelt. Dem Mercedes.Triebwerk scheint alles ohne Anstrengung zu gelingen, zumal es sich die sanft schaltende Siebengangautomatik verkneift, dem Biturbo-V6 hohe Drehzahlen abzuringen. So säuselt der 3,5-Liter meist nur bassig und schiebt dabei den CLS 400 4Matic vehement vorwärts; weder im Audi noch im Jaguar wirkt das Schnellfahren ähnlich souverän.
Der Kompressor-V6 des XF benötigt hohe Drehzahlen, um mitzuhalten, stemmt sein maximales Drehmoment erst bei 4.500/min auf die Kurbelwelle. Ganz im Sinne eines Sportmotors posaunt der Jaguar seine 340 PS bei 6.500/min heraus - hohe Drehzahlen bleiben beim Verbrauch nicht ohne Folgen: Im Schnitt benötigt der Jaguar rund einen Liter mehr auf 100 Kilometer als der Mercedes und einen halben mehr als der Audi. Das verhagelt ihm auch noch das Umweltkapitel und er landet in der Eigenschaftswertung auf dem dritten Platz. Deutlich davor der Audi, der dank großem Kofferraum, hoher Variabilität und guter Rundumsicht vor allem im Karosseriekapitel abräumt. Schon beim Komfort kann er das hohe Niveau des Mercedes aber nicht halten. Der schiebt sich spätestens mit seiner üppigen Sicherheitsausstattung weit nach vorn und geht mit einem Polster in die Kostenwertung.
Jaguar XF 35t Prestige punktet bei der Kostenwertung
Hier punktet der Jaguar XF gleich mehrfach: mit dem ausstattungsbereinigt günstigsten Preis, dem besten Garantieversprechen und dem niedrigsten Unterhalt - Jaguar übernimmt für den Kunden drei Jahre lang die Wartungskosten. Das bringt den Kapitelsieg, aber in der Gesamtwertung keine bessere Platzierung. Um den Sieg spielen nur Audi A7 und Mercedes CLS.
Wie immer gehen in die Berechnung des Grundpreises alle für die Bewertung relevanten Optionen ein. Bei Audi und Mercedes sind das im Wesentlichen die Optionssitze, das Luftfahrwerk sowie die 19-Zoll-Räder; beim A7 kommen Dämmglas und die dreisitzige Rückbank hinzu, beim CLS der größere 80-Liter-Tank. Der Preisunterschied fällt zwar zugunsten des Audi aus, zudem ist er besser ausgestattet als der Mercedes. Doch die Pluspunkte im Kostenkapitel wiegen den Malus aus der Eigenschaftswertung nicht auf. Der CLS bleibt vorn - mit der besten Kombination aus feinem Komfort, sparsamem Antrieb und herausragender Sicherheitsausstattung.