Doppeltest BMW Alpina B8 Cabrio gegen BMW M3 Cabrio
Der Vergleich zweier teurer BMW Dreier-Cabrios mit fast identischer Motorleistung und gleichen Fahrleistungen der Prototyp des absurden Tests? Nein. Es ist die Erklärung dafür, warum sich zwei Zylinder mehr für 35.000 Mark lohnen können.
Wenn zwei das gleiche tun, ist es bekanntlich doch nicht dasselbe. Und hier tun, zumindest nach dem ersten Augenschein, zwei das gleiche: BMW baut das M3-Cabrio mit 321 PS, Alpina offeriert die Faltverdeck-Version des BMW Alpina B8 mit 333 PS. Zwölf PS mehr für 42 000 Mark Aufpreis laut Preisliste, kann das ernst gemeint sein? Die Demontage dieses anscheinenden Mißverhältnisses beginnt mit einem Blick in die Ausstattungstabelle, was die Differenz auf 35 000 schrumpfen läßt: Das Überrollschutzsystem mit Kopfstützen im Fond und die Schlupfregelung sind bei Alpina ebenso im Serienumfang enthalten wie Tempomat, Klimaautomatik, Metallic- Lack und Holzvertäfelung.
Beim M3 müssen diese Dinge extra bezahlt werden – falls sie überhaupt lieferbar sind: Auf die Schlupfregelung mit Bremseneingriff (ASC+T) müssen M3-Kunden nämlich ganz verzichten. Aber erst ein Blick unter die Motorhauben zeigt die entscheidenden Unterschiede: Der Alpina- Käufer bekommt immerhin zwei Zylinder mehr und 4,6 Liter Hubraum statt der 3,2 Liter, die der M3 offeriert. In Millimeterarbeit wird bei Alpina in Buchloe nämlich der voluminöse BMW-V8 in die zierliche Dreier-Karosse eingepaßt (siehe Test B8 Heft 10/95). Diese Transplantation löst eine kostspielige Völkerwanderung unter den Nebenaggregaten im engen Motorraum aus, bis alle Baugruppen vom Antiblockiersystem bis zum Zündsteuergerät wieder ein Plätzchen gefunden haben.
Bei Alpina kommt natürlich auch der Motor nicht ganz ungeschoren davon. Eine milde Erhöhung des Hubraums gegenüber dem Originaltriebwerk und neue Nockenwellen mit mehr Ventilhub und angepaßten Steuerzeiten bringen mehr Gemisch in die Brennräume, die höhere Verdichtung läßt es kraftvoller verbrennen. Das Resultat sind neben den bereits erwähnten 333 PS vor allem eindrucksvolle 470 Newtonmeter Drehmoment, die der B8 bei 3900 Umdrehungen zur Verfügung stellt.
Der M3-Motor ist, obschon nominell an Leistung und vor allem an Drehmoment (350 Newtonmeter bei 3250/min) deutlich unterlegen, für sich betrachtet das eindrucksvollere Triebwerk: Über 100 PS Literleistung bei so untadeliger Alltagstauglichkeit, das für einen Motor dieser Größe bemerkenswerte Drehvermögen bis 7500/min und die immer wieder unter Beweis gestellte Sparsamkeit unterstreichen die herausragende Rolle dieses Aggregats als Monument höchster Ingenieurskunst.