Mazda MX-5 RHT im Test
Als erstes Auto überhaupt gibt es den Mazda MX-5 wahlweise mit Soft- oder Hardtop. In letztgenanntem Fall trägt der Roadster den Zusatz RHT im Namen
Spätestens seit Erscheinen des Mercedes SLK ist die Runde der Roadster-Freunde gespalten. Darf sich ein Auto, bei dem ein elektrisch versenkbares Stahldach die weiche Mütze ersetzt, sich noch Roadster nennen? Reichen zwei Sitze, Heckantrieb und ein knapp bemessener Kofferraum dafür aus?„Ja“ sagen jene, die dem Fortschritt und Komfort zugetan sind, „bloß nicht“ stöhnen die Puristen. Mazda entzieht sich der Diskussion nun auf eine bislang einmalige und denkbar nonchalante Art.
Roadster-Reinkarnation für jedermann
Ab sofort ist die Inkarnation des Roadsters für jedermann – der MX-5, der in der ersten, mit dem Namenszusatz Miata versehenen Fassung einst Kultstatus erlangte – ,sowohl als auch zu haben: Wie gehabt denkbar puristisch mit manuell zu betätigendem Stoffverdeck oder mit dem für Retractable Hardtop stehendem Titel RHT versehen. In diesem Fall wird der Blick aufden Himmel nach der manuellen Entriegelung am Scheibenrahmen binnen zwölf Sekunden auf Knopfdruck freigegeben. Pikanterweise ist das mit 37 Kilo Mehrgewicht nicht allzu viel schwerer gewordene Stahldach-Cabrio gerade einmal1700 Euro teurer als die Softtop-Variante. pen-Air-Fans, die dazu neigen, ihrem automobilen Kameraden in schlechten Zeiten ohnehin eine schützende Kappeüberzustülpen, kommen demnach beim Kauf des neuen RHT-Roadsters günstiger weg: Das im Nachrüstgeschäft angebotene konventionelle Hardtop fällt mit 2.000 Euro teurer aus. Dies gilt umso mehr, als das elektrischversenkbare Bauteil nicht einmal – wie bei anderen Hardtop-Roadstern üblich – Kofferraum kostet.
Übertriebener Rettungsanker
Auf Grund eines ausgeklügelten Faltmechanismus, der das schmucke Stahlkäppi in mundgerechte Stücke zerlegt, kann der Japaner das Verdeckschlucken, ohne dabei das Gepäckabteil zu bemühen. Der Zweiteiler verschwindet zwischen der Fahrgastzelle und den Hinterrädern. Dass es dort dann doch ein wenig eng zugeht, verrät ein kleines Krägelchen, das Kennern auch im geöffneten Zustand offenbart, wes Geistes Kind der gerade an ihm vorbeihuschende Mazda ist: Der nicht mehr in das kleine Helmfach passende hintere Teil des Dachs bildet eine harmonische Einheit mit der Abdeckklappe. Das zwischen den Sitzen installierte, angenehmdezent ausgefallene Windschott wurde den veränderten aerodynamischen Bedingungen angepasst.Davon abgesehen hat sich unter dem Blech wenig bis gar nichts getan. Zwar wurde das gemeinsam mit Bilstein entwickelte Sportfahrwerk geringfügig modifiziert. Doch sportlicher tritt das Expression genannte, 160 PS starke Top-Modell deshalb nicht auf – im Gegenteil. Auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim ist der Hardtop-Roadster mit einer Zeit von 1.23,7 Minuten fast zwei Sekunden angsamer als die in sport auto 12/2005getestete Sechsgang-Softtop-Variante. Dem ausgesprochen direkten und sehr agilen Einlenken lässt der MX-5 RHT ein erstaunliches Maß an Seitenneigung folgen. Werden heißen Kurvenritt mit aktiviertem DSC probiert, wird zudem von der übereifrigen Arbeitsweise des Fahrstabilitätsprogrammsü berrascht: Etwaige Ausbruchsversuche des Hecks unterbindet der elektronische Rettungsanker im Ansatz. Eine Vorsicht, die auf Grund des generell sehr gutmütigen Charakters wahrlich übertrieben erscheint. Von extremen Lastwechseln beim Einlenken einmal abgesehen, lässt sich der Japaner nämlich auch pur genossen durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen.Für eine gewisse Unruhe am Volant sorgen demnach einzig die bei Autobahnüberflügen jenseits 180 km/h zu verzeichnenden Windgeräusche. Dies bezüglichhätte man sich von einem festen Dach dann vielleicht doch etwas mehr versprochen.