Der neue Fleurette Baxter 60 LG im Test
Außen kompakt wie ein Campingbus, innen ein klassischer Teilintegrierter: Der Baxter bewegt sich abseits des Mainstreams – und ist eine echte Bereicherung auf dem Markt, wie der erste Test zeigt.
Aufmerksame Leser haben es vielleicht schon bemerkt: Der Schriftzug Florium prangt auf dem Testwagen, während die Überschrift einen Fleurette ankündigt. Zur Erklärung muss man ein wenig weiter ausholen.
Fleurette baut im Westen Frankreichs seit über 40 Jahren Reisemobile – trotz Zugehörigkeit zur Rapido-Gruppe mit einer erstaunlichen Eigenständigkeit. Um in der eigenen Heimat in die Moderne zu starten, gründete man vor einiger Zeit die Zweitmarke Florium, die sich letztlich nur durch geänderte Dekore unterscheidet. Mit dem Neustart von Fleurette in Deutschland sollen jedoch künftig beide Varianten unter dem Traditionsnamen zu uns kommen. Genug der Vorbemerkungen. Was ist also das Besondere an dem hier unbekannten Franzosen?
Von außen betrachtet fällt auf, dass hier nicht nur die Haube über dem Fahrerhaus, sondern auch Dach und Heck aus großen GfK-Formteilen bestehen. Die Überlappung gibt in Sachen Dichtigkeit ein gutes Gefühl. Zumal die Konstrukteure aus Gründen der Stabilität nicht völlig auf hölzerne Verstärkungen in Wand und Böden verzichten wollen.
Bedenken hinsichtlich des Gewichts großer Kunststoffteile räumt der Baxter schnell aus. Zwei Reisende – dafür ist der 60 LG konzipiert – dürften hier nicht an Grenzen stoßen. Dank seines geringen Eigengewichts erreicht der kurze Baxter auch mit 130 PS muntere Fahrleistungen und hält sich beim Verbrauch zurück. Ein unterflur montierter Wassertank senkt den Schwerpunkt, sodass der Aufbau auch in Kurven im besten Sinne unauffällig bleibt.
Der kurze Radstand verhilft dem Baxter zu einer Wendigkeit, von der Sechs-Meter-Kastenwagen nur träumen können. Bei der Durchfahrtsbreite liegt er dank kurzer Spiegelarme fast gleichauf. Weil sich der 60 LG auch mit Klappergeräuschen zurückhält, macht es einfach Spaß, damit unterwegs zu sein. Nur bei Nachtfahrten blenden die seitlichen Begrenzungsleuchten, sobald man in die Außenspiegel blickt.
Kann ein Teilintegrierter wirklich eine Alternative zum Campingbus sein? Das kommt darauf an. In Sachen Stauraum hält der Baxter nicht ganz mit. Das Fach im Heck reicht für größere Campingmöbel, das war’s. Das Bett darüber lässt sich zwar bestens erreichen, ist aber eher noch einen Tick kleiner als typische Querbetten im Bus. Außerdem vermisst man hier Ablagemöglichkeiten.
Damit wären die konzeptbedingten Handicaps des 60 LG allerdings schon aufgezählt. Für ihn spricht, dass er sich die Annehmlichkeiten klassischer Teilintegrierter bewahrt hat: Trotz seiner geringen Grundfläche entsteht der Eindruck eines vollwertigen Apartments.
Dazu leistet die Sitzgruppe mit gemütlicher L-Bank ihren Beitrag. Wenn nötig können sogar fünf Personen Platz finden. Störend ist jedoch schon zu zweit die erhöhte Position der Fahrerhaussessel. Für die vorne Sitzenden steht der Tisch zu tief, und es findet sich beispielsweise zum Essen keine entspannte Position. Abhilfe ist nur nachträglich durch geänderte Sitzkonsolen oder eine Tischerhöhung möglich.
Dass der Baxter schmaler ausfällt als übliche Teilintegrierte, bemerken vor allem zwei Mitfahrer auf der hinteren Bank, die eng zusammenrücken müssen – ganz wie im Campingbus. Daran erinnert auch die ausklappbare Arbeitsplatte in der Küche, die unbedingt nötig ist, um ein wenig Abstellfläche zu bekommen. Sonst entspricht der 60 LG hier eher den typischen Vertretern der eigenen Aufbaugattung. Kühlschrank, Kocher und Spüle haben ein erwachsenes Format, auch die Auszüge, die angesichts ihrer Größe aber etwas stabiler sein sollten.
Man fragt sich allerdings, warum eine Einrichtung, die sogar einen perfekten Platz für Flaschen vorsieht, weder ein festes Besteckfach noch einen Mülleimer zu bieten hat. Und noch etwas kann stören: Großgewachsene stoßen sich an den geöffneten Hängeschrankklappen leicht den Kopf an.
Der Baxter ist kein Reisemobil für Hünen. Das zeigt auch das Sanitärabteil. Etwa ab Schuhgröße 40 erweist sich die Stehfläche vor dem Waschbecken als ziemlich eng. In der Dusche wird die ohnehin nicht so üppige Innenhöhe auf gut 1,80 Meter reduziert, wobei zudem ein ausziehbares Trockengestell – das eigentlich Lob verdient – in Kopfhöhe hängt. Der erfreuliche Aspekt soll aber nicht unerwähnt bleiben: Trotz seiner kompakten Maße hat der 60 LG eine echte separate Dusche.
Die Bewegungsfreiheit auf der Toilette und die Verstaumöglichkeiten im Bad stehen vielen größeren Teilintegrierten nicht nach. Ebenso wenig die gesamte Machart. Von der Behelfsmäßigkeit einiger Campingbus.Sanitärräume ist der liebevoll ausstaffierte Baxter eine ganze Klasse entfernt.
In technischer Hinsicht sind wenig Auffälligkeiten zu vermelden. Die Unterflur-Wassertanks fallen groß aus und sind gut über Bodenluken zu erreichen. An frostigen Tagen heizt die Truma Combi 4 den Wohnraum in angenehm kurzer Zeit auf. Man sollte vor der Winterreise jedoch immer den Gasfüllstand checken, denn eine Reserveflasche hat im 60 LG keinen Platz. Unverständlicher ist die sparsame Ausstattung mit Steckdosen. Eine USB-Buchse gibt es nur am Armaturenbrett. Hier muss der Baxter noch den Anschluss an die Neuzeit finden.
Schließlich rangiert er beim Preis in einer gehobenen Liga. Menschen, die in Euro pro Meter Länge rechnen, werden aber wohl ohnehin keine Baxter-Käufer. Eher schon solche, die ein komfortables und hochwertiges Reisemobil in komprimierter Form suchen.
Grundinformationen Fleurette Baxter 60 LG
Gurte/Schlafplätze: 4/2-3 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,23/2,65 m Grundpreis: ab 61.400 Euro
Wertung