Entschleunigen Sie, bitte!
Derzeit wird wieder das Thema Tempolimit 130 auf deutschen
Autobahnen diskutiert – Redakteurin Sophia Pfisterer hat da Ihre
ganz eigene Meinung dazu. Und:
Was denken Sie?
Vor mir is di Straßn frei I dua a laude Musi nei Und i tritt so fest i kon aufs Gaspedal. La Brass Banda – „Autobahn“
Ich kann kaum still sitzen, wenn ich die Beats der bayerischen Ska-Blasmusikkapelle La Brass Banda höre. Aber aufs Gaspedal treten will ich nicht. Da trete ich nie drauf. Grundsätzlich nicht. Mein Fußballen liebkost das Gaspedal nur mit zärtlichen Berührungen.
Hallo, ich heiße Sophia und ich fahre am liebsten 120 km/h. Willkommen bei den nicht-mehr-so-anonymen Anständigfahrern. Benzin im Blut und der flirrende Tachozeiger in den Augen – geh fort! Es mag ein paar vernünftige Ausnahmen geben, warum man schnell fahren muss: Nach einem Banküberfall. Oder weil man als Feuerwehr-Person Brände löscht. Aber sonst?
„Das Leben ist zu kurz, um langsam zu fahren“, behauptet so mancher Kollege. Entschuldigung, aber: Ihr verkürzt euer Leben doch selbst unnötig mit der Raserei! Damit meine ich nicht einmal tödliche Unfälle – obwohl: Statistisch gesehen gehören zu den häufigsten Unfallursachen eine „nicht angepasste Geschwindigkeit“ und „ungenügender Abstand“. Was ich mit Lebenszeitverkürzung meine, ist: das Volksleiden Stress.
Schnellfahren verursacht unnötigen Stress./strong>
Ständig mit der Aufmerksamkeit von der Fahrbahn zum Außenspiegel links, zum Außenspiegel rechts. Kann ich die überholen? Schaffe ich es noch in diese Lücke? Drängelt von hinten wieder eine?
So viel Drama, nur um das Rennen gegen die Zeit hauchdünn zu gewinnen – aber dafür völlig ausgebrannt. Genervt und gereizt, weil wieder nur Idioten unterwegs sind. Und die hitzigen Motoren brüllen kampfeslustig: „Hast du den Führerschein etwa auf dem Jahrmarkt gewonnen?“
Nö. Ich chille lieber. Und komme entspannt am Urlaubsort an, das ist für mich der Sinn des Campens. Das Leben auf der Überholspur kann mich mal. Höher, schneller, weiter – ohne mich.
Im „Hier und Jetzt“ ist es doch gar nicht so schlecht. Vor allem im Camping-Urlaub will ich mehr als sonst den Moment genießen. Da bin ich nicht auf der Flucht, außer vor den Alltagssorgen. Das Lenkrad locker in beiden (!) Händen, freue ich mich über die Landschaft, die rechts an mir vorbeizieht – und links die Idioten.
Am liebsten fahre ich tatsächlich im Ausland, wo es Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt, an die sich alle halten. Weil es sonst teuer wird. Kaum überquere ich die Grenze in die Niederlande, nach Frankreich oder Dänemark, atme ich tief durch.
Als Camping-Schnecke mit meinem Haus auf dem Rücken rolle ich gemütlich hinter den Lkws her. Spare Energie und Sprit. Und singe lauthals bei meiner Lieblingsband mit. Läuft bei mir.
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Tempolimit 130 – Was ist Ihre Meinung?
Allgemeines Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen: ein Segen für Klimaschutz, Unfallsicherheit, Verkehrsfluss und Schallschutz? Oder pure Ideologie, da ohnehin nur 1,4 Prozent des deutschen Straßennetzes betroffen und wahrnehmbare Vorteile überhaupt nicht zu erwarten sind?
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