Erwin-Hymer-Group wird Chassisproduzent

Hymer hat angekündigt, Chassis für die Reisemobile der Marke künftig selbst bauen zu wollen. Dafür entsteht derzeit am Stammsitz in Bad Waldsee auf einer Fläche von 3100 Quadratmetern eine eigene Produktionsstätte.
Noch im Sommer 2020 soll die Chassisproduktion von Hymer fertiggestellt werden, so Hymer. Die Produktion der Fahrgestelle werde dann 2021 starten.
Entstehen soll im neuen Werk unter anderem das innovative SLC-Chassis, das Hymer gemeinsam mit Fahrgestell-Spezialist Alko zunächst für die B-Klasse SL entwickelt hat. Es dient außerdem den Baureihen B-Klasse Modern Comfort T und I sowie der B-Klasse Master Line als Fahrgestellplattform mit integriertem Doppelboden.
Hymers Zukunftspläne: Zentrale Freizeitfahrzeug-Fertigung
Ziel der Maßnahme ist nach Angaben des Herstellers, einen größeren Teil der Wertschöpfungskette abzubilden und durch eine zentralisierte Fertigung flexibler auf aktuelle Marktsituationen reagieren zu können. „Mit der Errichtung einer eigenen Chassis-Fertigung kann Hymer erstmals Freizeitfahrzeuge anbieten, die abseits des Antriebs aus einer Hand stammen.“
Das Gebäude vereine neueste Produktionslinien und Logistikbereiche. Der Bau ist Teil einer umfangreicheren Werksstrukturplanung, die außerdem eine zentrale Fertigung für ausgebaute Kastenwagen, Reisemobile sowie den Caravan Eriba Touring umfasst. Davon verspricht sich Hymer eine Synchronisierung und Standardisierung von Prozessen und eine effizientere Nutzung von Lager- und Produktionsflächen.
Was wird aus der Kooperation mit Alko.
Bislang bezieht Hymer viele seiner Fahrgestelle von Alko. Der Spezialist aus dem schwäbischen Kötz kennt die Hymer.Pläne schon länger. Was aus der Geschäftsbeziehung wird, ist derzeit aber noch nicht bekannt.
Achsen dürfte Hymer weiterhin von Alko beziehen. Eine tragende Rolle könnte der Fahrwerksspezialist Goldschmitt spielen. Der gehört ebenfalls zur Erwin Hymer Group und ist im Chassisbereich bereits an vielen Neuentwicklungen für die Marke beteiligt.
Goldschmitt ist in mehreren Bereichen wie Luftfedern und Hubstützen ein direkter Konkurrent von Alko. An seinem Standort im Odenwald betreibt die Firma seit einigen Jahren eine eigene Teststrecke für Fahrversuche mit Reisemobilen.
Wie die gesamte Erwin Hymer Group ist Goldschmitt seit Februar 2019 im Besitz des US-Konzerns Thor Industries. Zur EHG zählen neben Hymer auch Reisemobilmarken wie Dethleffs, Bürstner, Niesmann+Bischoff, Laika, LMC und andere. Denkbar wäre demnach, dass auch die anderen Fahrzeughersteller der Gruppe längerfristig aus Bad Waldsee mit Chassis versorgt werden.