Weniger Pflege und mehr Glanz durch Beschichtung
Sogenannte Keramikversiegelungen versprechen Werterhalt und weniger Pflegeaufwand. Unser Langzeittest zeigt: Die Schutzschicht sorgt auch nach Monaten für sichtbar mehr Glanz.
Einfache Reinigung, langfristiger Schutz vor UV-Strahlung und kleinen Kratzern. All das soll eine Langzeitversiegelung ermöglichen. Viele Reisemobil-Besitzer fragen sich, ob diese Versprechungen auch gehalten werden. Wir wollten uns von den Eigenschaften der schützenden Beschichtung selbst überzeugen und haben unseren Dauertester bei der Firma Hoss im bayerischen Schwabmünchen versiegeln lassen.
Eberhard Hoss veredelt Reisemobile und hochwertige Pkw mit einer selbst entwickelten Versiegelung. Die genauen Bestandteile der Schutzschicht hält er geheim, nennt als Basis jedoch Bausteine aus Keramik und Silizium. Mit Blumenvasen oder Porzellanservice hat die Beschichtung aber wenig gemein, denn gebrannt wird die Langzeitversiegelung nicht. Eine Eigenschaft der Beschichtung soll der langfristige UV-Schutz sein. Dieser kommt vor allem bei Bauteilen aus glasfaserverstärktem Kunststoff zum Tragen, die mit einem Hartlack, auch Gelcoat genannt, überzogen sind. Der Hartlack schützt vor Feuchtigkeit und Druckschäden, reagiert aber empfindlich auf Sonnenlicht. Wenn das in Oberflächennähe befindliche Bindemittel durch jahrelange Bestrahlung abgebaut wird, verfärbt sich die Oberfläche zunächst gelblich, bis sie eines Tages auskreidet.
„Wir können die Alterung des Materials nicht aufhalten, aber mit der Keramikversiegelung um Jahre nach hinten verschieben“, erklärt Hoss. Für ein Reisemobil zwischen fünf und neun Metern fallen Kosten von 2000 bis 2500 Euro an. Neben der Größe orientiert sich der Preis auch am Zustand und Alter des Fahrzeugs. Denn die aufwendigsten Arbeitsschritte erfolgen vor der eigentlichen Versiegelung.
Per Hand wird das Reisemobil zweimal gewaschen. Dabei kommt ein Intensivreiniger zum Einsatz, der neben Schmutz auch Insektenrückstände und Flugrost entfernt. Darauf folgt ein weiterer Waschgang mit Bio-Shampoo. Das saubere Fahrzeug wird anschließend mit Osmosewasser abgedampft, damit keine Kalkflecken auf der Oberfläche zurückbleiben. Unter der Bezeichnung „Sprühglanz“ wird dieses besonders reine Wasser auch in Waschanlagen eingesetzt. Ein Mitarbeiter überprüft die getrocknete Oberfläche mit einer speziellen LED-Lampe auf Kratzer und Lackhologramme. Entdeckte Gebrauchsspuren werden geschliffen oder poliert und der Glanz des Lackes wiederhergestellt.
„Die Aufbereitung ist wichtig, da die Versiegelung den Ist-Zustand der Oberfläche langfristig konserviert“, betont Hoss. Anschließend wird das gesamte Fahrzeug noch einmal entfettet, damit sich die Versiegelung optimal mit dem Reisemobil verbindet.
Wer lackierte Oberflächen unter dem Mikroskop betrachtet, erkennt zahlreiche Erhebungen und Täler. Die Langzeitversiegelung legt sich in die Vertiefungen und verbindet sich fest mit der Oberfläche. Günstigere Polymer- oder Wachsversiegelungen füllen die Unebenheiten nicht vollständig aus. Daher verfliegt der Effekt nach etwa sechs Monaten. Die Keramikversiegelung dagegen soll ein ganzes Jahrzehnt halten, auf fünf Jahre garantiert Hoss ihre Wirkung. Abhängig ist die Haltbarkeit in erster Linie von Umwelteinflüssen, denn Sand wirkt auf das Fahrzeug wie Schmirgelpapier. Wer häufig Touren in Meeresnähe oder Wüsten unternimmt, wird die Schutzschicht früher auffrischen müssen.
Bis zur Veröffentlichung dieses Beitrags war unser Testwagen ein halbes Jahr lang mit der Versiegelung überzogen. Die tatsächliche Haltbarkeit der Schutzschicht können wir daher nicht beurteilen. Um die Eigenschaften der Versiegelung vergleichen zu können, ließen wir nur die Hälfte des Kastenwagens damit überziehen. Zwar verschmutzen mit der Zeit beide Fahrzeughälften und auch die Fahrt bei Regen wirkt nicht wie ein Besuch in der Waschanlage. Doch war die Redaktion verblüfft, wie leicht sich selbst Insekten von der bearbeiteten Hälfte der Motorhaube entfernen lassen, während auf der unbehandelten Hälfte mehr Druck und Reinigungsmittel nötig sind. Die intensiv glänzende Oberfläche lässt sich einfach mit einem Mikrofasertuch und Autoshampoo reinigen.
Auch die sonst so pflegeintensiven Acrylglasscheiben lassen sich mit einem Mikrofasertuch und biologischem Reinigungsmittel einfach abwischen, ohne Schlieren zu hinterlassen. Spezialmittel sind nicht mehr nötig, da man nicht mehr über das Acryl wischt, sondern nur noch die Versiegelung gereinigt wird. Beschichten lassen sich alle Oberflächen, inklusive der Felgen. Die Scheiben im Cockpit können aber nicht mit jeder Keramikversiegelung behandelt werden. Unter Umständen könnte es zu bläulichen Reflexionen kommen. Die Frontscheibe an unserem Dauertester hat Hoss daher TÜV-konform mit einer Nanoversiegelung behandelt.
Versiegelung zum Selbermachen
Versiegelungen auf Wachs- oder Nanobasis sind um einiges günstiger als das Profiprodukt mit keramischen Bestandteilen. Aber auch hier gilt bei der Verarbeitung: Alle Oberflächen müssen vor dem Auftragen sauber und fettfrei sein. Ansonsten haftet die Schutzschicht nicht am Fahrzeug. Es genügt, eine hauchdünne Schicht aufzutragen, da überschüssiges Material nach dem Antrocknen auspoliert wird. Die in Eigenregie aufgetragenen Wachs- und Nanoversiegelungen verbinden sich allerdings nicht so fest mit dem Lack wie die Langzeitversiegelung. Daher muss die aufgetragene Schicht nach spätestens zwölf Monaten aufgefrischt werden. Sprühversiegelungen verlieren oftmals schon nach sechs Monaten ihren Abperleffekt.
Anbieter
Coating Company Ralph Krueger 47445 Moers www.coating-company.de
CSS Versiegelung 46117 Oberhausen www.css-versiegelung.de
Hoss Keramik-Versiegelung 86830 Schwabmünchen www.keramik-versiegelung.de
Freizeitmobile von der Kammer 26452 Sande www.freizeitmobile-sande.de
Fünfer Autopflege 71287 Weissach www.fuenfer-autopflege.de