Wohnmobil-Tour Fränkische Schweiz

Klar, die Fränkische Schweiz ist ein wahres Paradies für
Naturfreunde, zudem gibt es jede Menge schöne Stell- und
Campingplätze. Es locken aber auch alte Kulturstädte wie Bamberg
und Bayreuth – und der wohl größte Biergarten der Welt.
Der Duft des Regens liegt noch in der Luft, dazu ein leichter Dunst, der die Konturen der Landschaft wie ein Weichzeichner verschwimmen lässt. Es herrscht eine friedliche Stille, nur ab und zu durch eine Windböe unterbrochen, die das üppige Blätterkleid der Bäume zum Rauschen bringt. Beim Frühstück vor zwei Stunden prasselte der Regen noch heftig auf das Dach unseres Reisemobils, jetzt blitzt die Sonne wieder durch die Baumkronen. Und wir sitzen im Kanu und gleiten auf dem Fluss Wiesent tief hinein in das Herz der Fränkischen Schweiz.
Diese gesegnete Region in Oberfranken erstreckt sich zwischen schönen Städten wie Bamberg, Bayreuth und Forchheim. Ihren Namen verdankt die Fränkische Schweiz Reiseschriftstellern des 19. Jahrhunderts, die sich durch markante Felsformationen, Berge und Täler an die Schweiz erinnert fühlten. Wobei die Höhe der Berge allein wohl kaum den Ausschlag gegeben hat, ist der Kleine Kulm mit 627 Metern doch bereits die imposanteste Erhebung der Gegend. Bizarre Formationen aber gibt es zuhauf, etwa die Felsnadeln im kleinen Ort Tüchersfeld der Gemeinde Pottenstein, die hoch in den Himmel ragen. Sie sind die Reste eines Riffs aus der Jurazeit und bieten zusammen mit den umliegenden Fachwerkhäusern ein beliebtes Postkartenmotiv.
Auf dem Fluss Wiesent gleitet unser Kanu gelassen durch langgezogene Täler und verwunschene Wäldchen. Wir überholen Wanderer am Ufer, und Radfahrer überholen uns. An den wenigen Stromschnellen fließt Adrenalin durch die Adern, wenn wir zwischen den Felsen hindurchmanövrieren müssen; beim Wehr in Muggendorf heißt es gar aussteigen und die Boote umtragen. Der Duft von gebratenem Fleisch und das Klingen frisch gefüllter Gläser aus der nahen Gaststätte verlocken hier zum Pausemachen. Die regionale fränkische Küche hält wahrlich Verführungen bereit. Ob Forelle Müllerin Art, knusprige Ofen-Schäuferla mit Sauerkraut, Karpfen blau im Wurzelsud oder Rehbraten mit Rotkraut und fränkischem Kloß – die Liste der regionalen Spezialitäten ist lang, und das Abarbeiten lohnt sich.
Gut, dass es für die deftigen Varianten auch entsprechende Verdauungsschnäpse gibt – zumindest glauben wir gern an deren medizinische Wirkung. Und als Dessert steht heute Abend ein besonders reich bestückter Sternenhimmel auf dem Programm. Vor dem Reisemobil sitzend, schauen wir staunend hinauf in die glasklare Nacht und warten darauf, dass eine Sternschnuppe vom Himmel fällt.
Der Campingplatz Bärenschlucht in Pottenstein ein Stückchen weiter südöstlich ist dann ein perfekter Ausgangspunkt für Wanderungen und Fahrradtouren. Und Angler können hier (sofern sie für 15 Euro die regionale Lizenz erwerben) auf ihrer Parzelle sitzend dicke Fische aus der Püttlach ziehen – frischer kommen Forellen wohl kaum auf den Grill vorm Reisemobil.
Wer mit dem Angelsport wenig im Sinn hat, der fährt vielleicht ein Stückchen weiter gen Norden zu zwei ganz besonderen Attraktionen. Auf Burg Rabenstein im Ahorntal, einer der vielen wehrhaften Festen in dieser Region, locken die Falkner-Vorführungen – die kräftigen Raubvögel sausen über die Köpfe der Zuschauer hinweg und zeigen, was sie fliegerisch so alles draufhaben. Ein Kontrastprogramm wartet später in der nahgelegenen Sophienhöhle: Am Skelett eines Höhlenbären vorbei gelangt man in tiefe, dunkle Gewölbe und wird von der schier endlosen Pracht der Tropfsteingebilde überwältigt, die sich hier über Jahrtausende hinweg gebildet haben. Samstags sind sie gar Hauptdarsteller einer besonderen Lichtershow: Bei der musikalisch untermalten Inszenierung „Sophie at Night“ erwachen sie zu einem mystischen Leben.
Und weiter geht die Tour, an Abwechslung herrscht kein Mangel. In altehrwürdigen Städten wie Bamberg und Bayreuth hat man die Qual der Wahl zwischen Museen, Galerien und Ausstellungen. Unterwegs verwöhnt die Fränkische Schweiz mit ihren Höhlen und Burgen, Hügeln und Tälern, den urigen Kneipen und Restaurants mitsamt ihren Spezialitäten. Und anständige Stell- oder Campingplätze gibt es nahezu in jedem größeren Ort.
Und dann lockt da noch ein ganz eigentümlicher Wald. Auf dem Kellerberg in Forchheim, rund ein halbes Stündchen zu Fuß von der City entfernt (es gibt auch große Parkplätze), liegt im Schatten alter Eichen- und Buchenkronen der „Kellerwald“. 24 Kellerwirtschaften haben sich hier im Grünen niedergelassen und bieten ihr süffiges Bier und eine zünftige Brotzeit an. Um die Temperatur der Getränke muss man sich dabei auch im Sommer keine Sorgen machen, die lagern gut gekühlt im Kellersystem, das den Berg mehrere hundert Meter weit durchzieht. Mit rund 30.000 Sitzplätzen ist so der wohl größte Biergarten der Welt entstanden – ein ganz besonderer Pausenplatz während einer Tour durch die Fränkische Schweiz.