Sinnvolle KI-Alternativen zu Microsofts Copilot
Copilot ist inzwischen in viele Office-Produkte und Windows 11 integriert. Wir zeigen Dir einige KI-Alternativen zu dem auf ChatGPT basierenden Dienst von Microsoft.
Alles ist KI
Das wichtigste IT-Thema unserer Zeit ist die Entstehung von KI-Anwendungen. Im Zuge von ChatGPT kamen unzählige Mitbewerber auf den Markt, inzwischen ist daraus ein harter Wettbewerb geworden. Praktisch alle halbwegs größeren Softwareunternehmen auf diesem Planeten setzen sich mit der Thematik auseinander und bieten Nutzerinnen und Nutzern mehr oder wenige sinnvolle KI-Anwendungen. Ziel ist es, den Alltag auf die eine oder andere Weise zu bereichern – was vor allem zahlreiche Berufe nachhaltig beeinflusst hat.
Microsoft ist ganz vorne mit dabei und investiert große Summen in die KI-Entwicklung zusammen mit OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT. Um die Kosten wieder einzuspielen – auf Seiten von Microsoft sind es bereits mehrere hundert Milliarden US-Dollar –, sind Anwendungen wie Office und Microsoft inzwischen mit dem hauseigenen KI-Modell Copilot ausgestattet. Das kann Dir beispielsweise dabei helfen, in Word komplette Absätze oder Dokumente zu schreiben und damit massiv Zeit zu sparen – aber nur gegen einen Aufpreis, denn die kostenlosen Varianten sind oft im Umfang beschnitten.
Was macht die Konkurrenz?
Wo große Potenziale lauern, ist auch die Konkurrenz nicht fern: Zahlreiche Suchmaschinen, Chatbots und allgemeine KI-Anwendungen sind inzwischen auf dem Markt erhältlich. OpenAI hat kürzlich bekanntgegeben, weitere 500 Milliarden US-Dollar über die nächsten vier Jahre investieren zu wollen. Summen dieser Art sind dafür verantwortlich, dass inzwischen die meisten „klassischen“ Anwendungen via KI aufgewertet werden können – denn gewaltige Ausgaben erfordern sinnvolle Geschäftsmodelle, damit das Geld am Ende nicht schlicht verbrannt wird.
Beispielsweise lassen sich Videos inzwischen automatisch mit Untertiteln versehen – oder auch simultan übersetzen. Photoshop wurde um KI erweitert, viele Programmiertools ebenfalls. Wir haben uns für diesen Artikel einige typische KI-Anwendungen – sowohl vollwertig als auch „nur“ für den Browser via Extension – angesehen und zeigen Dir, in welchen Bereichen Du die Technologie sinnvoll für Dich einsetzen kannst.
KI-Suchmaschinen
ChatGPT und Copilot können Antworten generieren, aber klassische Suchmaschinen sind sie nicht. Zu diesem Zweck gibt es andere KI-Anwendungen, die die Vorteile künstlicher Intelligenz mit Suchmaschinen verbinden. Die KI-Suche soll dazu führen, dass komplexere Suchanfragen besser verarbeitet werden und auch die eigentlichen Absichten der Nutzerinnen und Nutzer besser erkannt werden können. Kleine Beispiele fallen wie folgt aus:
- ANDI
Die Abkürzung steht für Advanced Neural Data Intelligence. Die Suchmaschine will vor allem bei komplexeren Fachgebieten glänzen und dazu wesentlich detailliertere Antworten liefern können als Google & Co. ANDI kann zwar bislang nur Englisch, versteht aber zumindest Eingaben auch auf Deutsch. Zusätzlich zu den Suchergebnissen siehst Du auch die Quellen, aus denen ANDI seine Informationen bezieht. Alle Suchergebnisse kannst Du auf Wunsch in einer kurzen Zusammenfassung erfassen lassen – was enorm viel Zeit im Vergleich zur manuellen Suche spart. - DuckDuckGo
Ähnlich wie ANDI funktioniert auch die KI-Funktion von DuckDuckGo. Oberhalb der Suchergebnisse kannst Du Dich dazu für ein Sprachmodell entscheiden – im Moment sind dies Claude 3, GPT 4o, Llama 3.1 und Mixtral. Danach kannst Du eine Frage zu den Suchergebnissen eingeben. DuckDuckGo generiert Dir anschließend einen Antworttext und merkt sich – eventuell für später – Fragen und Antworten. Insgesamt ähnelt die Suche mit DuckDuckGo somit eher der Kommunikation mit einem Chatbot, der jedoch mit der Suchengine von Bing erweitert wurde.
Da Suchmaschinen dieser Art kostenlos sind, kann es nicht schaden, einfach mehrere zu testen, bis Du eine gefunden hast, die Deinen Ansprüchen genügt.
KI im (Home-)Office
Im Büro- oder auch Schulbetrieb können KI-Anwendungen deutliche Arbeitserleichterungen bedeuten. Wir haben einige Tools miteinander verglichen:
- ChatGPT
Die wohl bekannteste KI-Anwendung kannst Du inzwischen auch über den Windows Store beziehen, falls Du nicht immer den Browser öffnen möchtest. ChatGPT kann praktisch alles (außer eine reine Suchmaschine sein). Du kannst Texte und Grafiken erstellen, Hausaufgaben erledigen lassen, Kochrezepte einholen, Vorlagen für Rechnungen schreiben lassen und vieles mehr. ChatGPT+ kostet zwar Geld – doch das hast Du bei einer professionellen Nutzung schnell wieder eingespielt, da die Zeitersparnis je nach Branche enorm hoch ausfallen kann. - DeepL
Übersetzungen, aber auch die Überprüfung von Texten auf Grammatik, Stil und Rechtschreibung beherrscht DeepL besonders gut. Die Software existiert seit geraumer Zeit, inzwischen ist sie jedoch von KI im Hintergrund angetrieben. In der kostenlosen Version ist DeepL jedoch relativ beschränkt, sodass Du um eine monatliche Ausgabe kaum herumkommen wirst, wenn Dir der Dienst gefällt. DeepL gibt es auch als App für Windows, Android und iOS sowie als Browserextension für Chrome (und chromebasierte Browser). - Google Gemini
Gemini ist am besten mit ChatGPT zu vergleichen und existiert bislang nur im Web sowie für iOS und Android. Ansonsten ähnelt Gemini stark der KI-Konkurrenz, sodass es bislang kaum Alleinstellungsmerkmale gibt. Allerdings ist Gemini bereits eng mit zahlreichen Google-Diensten wie Gmail und Maps verzahnt. Nutzt Du diese Dienste häufig, kann sich ein Blick auf Gemini als Office-Hilfe lohnen. Beispielsweise kann Dir Gemini den Inhalt mehrerer E-Mails oder längerer Konversationen zusammenfassen, sodass Du Dich nicht manuell durch die Nachrichten klicken musst.
Alle Dienste dieser Art sind derart rechenintensiv, dass sie nicht dauerhaft kostenlos sein können. Du wirst Dich also daran gewöhnen müssen, Geld für diese Art der KI-Anwendungen ausgeben zu müssen.
Allgemeine Alternativen zu ChatGPT
ChatGPT mag sehr bekannt sein, aber zahlreiche andere Unternehmen schließen auf bzw. sind in einigen spezialisierten Bereichen besser aufgestellt. Wir zeigen Dir im Schnelldurchlauf einige sinnvolle Alternativen zu Copilot und ChatGPT.
- Neuroflash
Dieses Unternehmen aus Hamburg nutzt Open AI als Engine hinter ihrem Chatbot. Außerdem schreibt Neuroflash auf Wunsch Lebensläufe, Briefe, Dokumente, Blogs und vieles mehr – und auch die Bilderstellung ist dabei. Ein kleines Alleinstellungsmerkmal ist das Trainieren des Sprachmodells auf Basis von hauptsächlich deutschen Texten. Dies bieten andere KI-Unternehmen nicht, was eventuell ein Vorteil bei der Textgenerierung sein kann. - Claude
Claude wurde von ehemaligen Mitgliedern von OpenAI gegründet und soll sich vor allem dadurch von ChatGPT unterscheiden, dass „menschliche Werte“ berücksichtigt werden. Bildgenerierung ist nicht mit an Bord, außerdem warnt Claude vor den KI innewohnenden Schwächen wie Halluzinationen. Auch Grenzen werden berücksichtigt – Claude weist Dich also darauf hin, dass eine Antwort falsch sein könnte. Inzwischen gibt es eine App für Windows sowie passende Apps für iOS und Android. - Perplexity
Diese Mischung aus Suchmaschine und Chatbot ähnelt Copilot und zeigt neben zusammengefassten Suchergebnissen auch deren Quellen an. Für deutsche Nutzerinnen und Nutzer recht interessant ist die Tatsache, dass Perplexity mit der Deutschen Telekom zusammenarbeitet. Bist Du Kundin oder Kunde des Unternehmens, hast Du eventuell ein Anrecht auf ein kostenloses Abo mit einer Laufzeit von einem Jahr, um die Pro-Version und ihre Vorteile zu nutzen. - Pi
Pi nutzt ein eigenes Sprachmodell namens Inflection-2 und kann als interaktiver Gesprächspartner verstanden werden. Während der Nutzung wird Dir Pi gezielt Fragen stellen, um sich Deinen Zielen und Wünschen besser anzupassen. Ein reiner Informationsdienst ist Pi somit weniger. Das erkennst Du auch daran, dass Du den Dienst via WhatsApp erreichst und ihn praktisch wie einen Kumpel ansprechen kannst.
Welche dieser Lösungen am besten ist, hängt vor allem vom Einsatzzweck ab. ChatGPT kann zwar alles, mitunter sind spezialisierte Lösungen aber besser für Deinen persönlichen Einsatzzweck.
Live-Übersetzungen von Video und Audio
Videos, Filme und Serien lassen sich inzwischen ebenfalls in Echtzeit oder annähernd in Echtzeit übersetzen – oder zumindest mit Untertiteln anreichern. Das kann immer dann sinnvoll sein, wenn beispielsweise internationale Videokonferenzen stattfinden und die Personen nicht dieselbe Sprache sprechen.
- Teams
Microsofts beliebte Plattformen für professionelle Unterhaltungen in Unternehmen, Teams, nutzt inzwischen KI, um Untertitel oder in Echtzeit generierte Audiospuren zu erzeugen. Zwar ist dies noch immer nicht so gut wie „menschlich“ erstellte Untertitel und Audiospuren – aber es ist in Echtzeit verfügbar und „gut genug“. Für Audiodateien gibt es eine solche Funktion ebenfalls. Sie heißt Live Captions und ist Bestandteil vom Windows 11 Update 24H2. - Captions AI
Geht es Dir nur um Untertitel, kannst Du die Browsererweiterung Captions AI installieren. Damit kannst Du etwa fremdsprachige Filme automatisch ins Deutsche übersetzen lassen. Zusätzlich kann Captions längere Videos in kleine Clips unterteilen, neue Sounds kreieren und Übergänge gestalten und vieles mehr. Das bereits erwähnte DeepL kann dies ebenfalls, allerdings nennt sich die Software dann DeepL Voice. - Live Caption
Nützlich auf eine gänzlich andere Art ist Live Caption. Das Tool ist nur für Smartphones erhältlich und erfasst Gespräche in der Umgebung. Sie werden analysiert und dann in Echtzeit in einer Sprache Deiner Wahl ausgegeben. Das kann im Ausland im Urlaub nützlich sein, aber auch für Menschen mit schlechtem Hörvermögen einen großen Nutzen haben. Der Einsatzzweck ist somit stark eingegrenzt, aber unter den richtigen Umständen dennoch positiv zu bewerten.
Bei diesen Tools gilt abschließend, dass etwas Vorsicht geboten ist. Die Echtzeitübersetzungen sind gut, aber nicht immer zu 100 % treffsicher. Möchtest Du wichtige Informationen aus einem Video extrahieren, solltest Du besonders kritische Stellen eventuell nachprüfen, bevor Du Dich blind auf sie verlässt.
Grafik und Bilder via Photodirector
Das bekannte Unternehmen Cyberlink hat Photodirector entwickelt und beherrscht nun auch KI-Funktionen in einigen Bereichen. Beispielsweise kannst Du mit dem Tool Details in Fotos verändern oder entfernen, einen anderen Hintergrund einfügen, automatische Verjüngung vornehmen lassen und vieles mehr. Besonders rechenintensive Merkmale kosten jedoch Geld, dass Du in Form von Credits kaufen kannst. Möchtest Du dies umgehen, hilft nur der Griff zu Photodirector 365 – das jedoch Geld kostet.
Kleine oder große Unternehmen?
ChatGPT, Copilot, Gemini und ähnliche KI-Anwendungen stammen von riesigen Konzernen und besitzen eine entsprechende Marktmacht. In einigen Bereichen kann es sich trotzdem lohnen, auf kleinere Anbieter zu setzen – aus mehreren Gründen:
DSGVO und AI Act
KI-Modelle verarbeiten gewaltige Massen aus Daten während des Trainings. Dies ist nicht immer im Einklang mit der DSGVO und dem bald kommenden AI Act. Dies führt dazu, dass Sprachmodelle eventuell weniger gut funktionieren werden, sobald sie auf den Datenschutz Rücksicht nehmen müssen.
Flexibilität
Aus dem vorherigen Absatz geht hervor, dass kleinere Unternehmen unter bestimmten Umständen besser aufgestellt sind. Aufgrund der fehlenden Komplexität können sie schneller auf Veränderungen reagieren als OpenAI & Co. Zudem werden eher die gewaltigen Unternehmen von Regulierungsbehörden beschattet – eine kleine Firma aus Hamburg eher weniger. Werden neue Produkte entwickelt, müssen große Unternehmen somit vorsichtiger vorgehen, um alle rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten. Agilere, kleinere Unternehmen können diese Zeit nutzen, um schneller bessere Produkte auf den Markt zu bringen.
Die eine, große, alles schlagende Lösung gibt es im KI-Bereich somit nicht. Der Markt entwickelt sich derart rasant, dass praktisch monatlich neue, spannende Lösungen darauf warten, ausprobiert zu werden.
Das beste Betriebssystem für KI-Anwendungen
Unter bestimmten Umständen kann es nicht schaden, auch das Betriebssystem an Deine Bedürfnisse anzupassen. Windows 11 beispielsweise ist von Haus aus und spätestens seit dem Update 24H2 eng mit KI-Diensten verzahnt. Kaufst Du jetzt etwa ein neues Surface Pro, ist Copilot bereits vorinstalliert und kann Dir im Alltag unter die Arme greifen. Auf bestimmten, neuen Tastaturen gibt es inzwischen die Copilot-Taste, sodass Du den Dienst schnell starten und nutzen kannst, ohne Dich durch ein Startmenü zu klicken.
Zu diesem Zweck hat Microsoft auch die Gerätebezeichnung Copilot-Plus-PC eingeführt. Dies sind PCs und Notebooks, die von modernen CPUs mit Beschleunigung für KI-Aufgaben angetrieben werden – also die meisten aktuellen AMD- und Intel-CPUs. Führst Du lokale Dienste aus, können diese Geräte KI-Berechnungen wesentlich schneller ausführen. Copilot-Plus-PCs gibt es aktuell ebenfalls nur mit Windows 11.
Nutzt Du KI häufig – privat oder gewerblich –, kann es also durchaus Sinn ergeben, nur aus diesem Grund auf Windows 11 zu wechseln. Das Betriebssystem an sich kann zwar in Bezug auf KI nichts, was etwa Windows 10 nicht auch beherrscht. Es macht diverse kleinere Aufgaben allerdings etwas bequemer, was für Deinen Workflow unter Umständen keine schlechte Idee ist.