Was machen die früheren Internet-Größen heute?

Programme wie Napster, AltaVista und der RealPlayer waren einst auf fast jedem Rechner vorhanden. Heute sind die damaligen Internet-Größen weitestgehend in Vergessenheit geraten. Wir zeigen, was aus den Web-Dinos geworden ist.
Winamp Media Player? Was ist das denn? So reagierten viele, als letztes Jahr bekannt wurde, dass das Programm nicht länger aktualisiert werden würde. Dabei war der Media Player um das Jahr 2000 noch ein unverzichtbares Tool auf jedem Computer. Ähnlich geht es einstigen "Global Playern" der Internetwelt wie Napster oder dem RealPlayer. Einige von ihnen waren Vorreiter des modernen Musik-Streamings, waren unter den ersten Internet Browser. oder legten den Grundstein für die heutigen Suchmaschinen.
Die Hersteller der Programme gingen ganz unterschiedlich mit ihnen um. Manche von ihnen erlitten das gleiche Schicksal wie Clippy, die frühere Office-Büroklammer von Microsoft, und verschwanden für immer von der Bildfläche. Andere wurden modifiziert und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst und stehen den Nutzern heute in einem veränderten Gewand nach wie vor zur Verfügung. Im Folgenden erfahren Sie, was aus den einstigen Internethelden geworden ist, welche für immer von uns gegangen sind und welche noch immer existieren.
- RealPlayer
In den späten 1990er Jahren wurde Musik am PC entweder mit WinAmp oder dem RealPlayer wiedergegeben. Das lag vor allem daran, dass diese Tools im Unterschied zu ihrer Konkurrenz kostenlos waren. Mittlerweile wurde der RealPlayer gehörig umgebaut, steht den Nutzern aber noch immer zur Verfügung. So erfüllt der RealPlayer Cloud heutzutage die Aufgabe, Medien nicht nur wiederzugeben, sondern auch zwischen verschiedenen Geräten zu übermitteln. Zudem hat sich RealNetworks an die Entwicklung von Mobile Apps begeben und sein Angebot somit den modernen Gegebenheiten angepasst. - Napster
Die Geschichte des File Sharing kann nicht erzählt werden, ohne dass der Name Napster erwähnt wird. Der Peer-to-Peer-Dienst machte es seinen Nutzern um das Jahr 2000 möglich, Lieder und Videos gratis aus dem Internet herunterladen. Der Erfolg von Napster rief Musiker und Rechtsvertreter auf den Plan, die sich Sorgen um das geistige Eigentum der Künstler machten. Sie verklagten den Internetdienst, der 2001 sein Angebot beenden und kurz darauf Insolvenz anmelden musste. Das Wechseln der Besitzer führte zu einer regelmäßigen Neuausrichtung des Unternehmenskonzeptes. Das Ergebnis war, dass Napster ein Online Musik Store wurde, den Rhapsody - eine einstige Tochter von RealNetworks - aufkaufte. Heutzutage kann von Napster legal Musik gestreamt und via ConnectedDrive sogar im Auto gehört werden. - Netscape Navigator
Der Netscape Navigator ist einer der ersten Internet-Browser. Wer in der Anfangszeit des Internets das Web besuchen wollte, kam an diesem Tool nicht vorbei. Allerdings begann Microsoft mit seinem Internet Explorer einen Browser.Krieg gegen den Netscape Navigator und verbannte diesen letztendlich in die Bedeutungslosigkeit. Noch 1998 zahlte AOL 4,2 Milliarden Dollar für den Kauf von Netscape Communications und aktualisierte fortan den Browser regelmäßig neu. 2007 kam der Netscape Browser endgültig zu seinem Ende, auch wenn einige Angebote von Netscape noch immer online heruntergeladen werden können. Heutzutage kennt quasi niemand mehr den Netscape Navigator und lediglich der Netscape-Internetdienst, über den sich Nutzer für 10 Dollar im Monat mit dem Internet verbinden können, existiert noch. Dennoch ist die Geschichte des Netscape Navigator noch nicht vollständig erzählt. Der Quellcode wurde nämlich als Open Source veröffentlicht und dient aktuell als Grundlage für den Firefox Browser. - CompuServe
Zwischen CompuServe und AOL tobte in den 1990er-Jahren ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft bei den Internetzugängen über die Telefonleitungen. AOL entschied diesen Kampf für sich und kaufte CompuServe auf, die allerdings bis 2009 noch weiterarbeiten durften. Als sich die Breitbandverbindungen durchsetzten, wurde CompuServe Classic obsolet. Jedoch hat AOL die CompuServe-Dienste noch nicht komplett eingestellt und mit deren Wählverbindungsdiensten in das Internet bereits Hunderte Millionen Dollar verdient. - AltaVista und GeoCities
Was heute Google und WordPress sind, waren um die Jahrtausendwende AltaVista und GeoCities. Yahoo investierte viel Geld in die beiden Firmen und kaufte diese auf, konnte deren Niedergang aber nicht verhindern. Die Dienste von GeoCitites wurden 2009 eingestellt, die von AltaVista 2013. Wer versucht AltaVista zu besuchen, gelangt auf die Startseite von Yahoo. - BonziBuddy
BonziBuddy war ein Programm von Bonzi Software, es trat in Form eines lilafarbenen Gorillas auf. Dieser konnte unter anderem Witze erzählen, singen, Downloads managen, Fakten mitteilen und E-Mails verschicken. Insgesamt war das Tool zwar eine eher unnütze Spielerei, aber die Nutzer um die Jahrtausendwende liebten es. Allerdings stellte sich bald heraus, dass über BonziBuddy leider auch Adware und Spyware an die User verschickt wurden. Dies ging sogar so weit, dass in einigen Fällen die Internet-Explorer-Startseite übernommen wurde. Verschiedene Unternehmen gingen gegen BonziBuddy vor, mit dem Ziel, dessen Installation zu verhindern. Für das Sammeln persönlicher Daten von Minderjährigen wurde Bonzi Software zu einer Geldstrafe von 75.000 Dollar verurteilt und kurz darauf hörte der lila Gorilla auf zu existieren. - Web TV
Mobiles Fernsehen hat seinen Siegeszug spätestens mit Netflix und Smart TV-Geräten begonnen. Doch bereits in den 1990er-Jahren war es möglich, die Inhalte des Internets wie ein Fernsehprogramm zu nutzen. Hierfür entwickelte Web TV einen Web Browser, ein Modem und eine dazugehörige Tastatur. Mit diesem Equipment war es möglich, das Internet über den Fernseher anzeigen zu lassen. Der Erfolg war so einschneidend, dass Microsoft das Unternehmen für eine halbe Million Dollar aufkaufte. Das Angebot wurde in MSN TV umgetauft - und zwar in dem Jahr, in dem auch die erste Xbox auf den Markt kam (2001). Der von Microsoft erhoffte Erfolg blieb allerdings aus und so entschied sich das Unternehmen 2013 dazu, MSN TV einzustellen. Stattdessen versuchte man, den Erfolg der Xbox One voranzutreiben - diese weist ebenfalls einige für den Fernseher optimierte Funktionen auf. Die Ankündigung, MSN TV aufzugeben, erfolgte am selben Tag, an dem Yahoo mitteilte, die Dienste von AltaVista einzustellen.