Mehr Funktionen für den Windows Explorer
Insgesamt ist der Windows Explorer nützlich, aber von der Perfektion weit entfernt. Wir zeigen Ihnen einige Tricks, mit denen Sie den Funktionsumfang erweitern.
In die Jahre gekommen
Im Frühling 2022 kündigte Microsoft an, den Windows Explorer mit Tabs auszustatten. Damit lässt sich das Programm ähnlich wie ein Browser bedienen, ohne dass Sie immer wieder neue Fenster öffnen müssen. Noch steht jedoch nicht fest, wann das Feature freigeschaltet wird. Außerdem ist es recht wahrscheinlich, dass das Update auf Windows 11 beschränkt wird.
Durch diese Nachricht wird vor allem deutlich, dass der Zahn der Zeit am Windows Explorer nagt. Vor etwa 40 Jahren kam die erste Version dieses Programms auf den Markt. Heute hat sich zwar viel verbessert, doch einige offensichtliche Mängel sind noch immer nicht behoben. Dabei gibt es einige Tricks und Einstellungen, die bereits erheblich mehr Komfort in den Dateimanager bringen. Alternative Programme existieren ebenso, wie etwa der beliebte Total Commander. Hier sind Sie jedoch immer darauf angewiesen, dass die Entwicklung dieser Tools fortgeführt wird - keine Selbstverständlichkeit.
Was machen Windows 10 und Windows 11 anders?
Der Windows Explorer wird permanent weiterentwickelt, was vor allem nach einem Blick auf das inzwischen recht betagte Windows 7 offensichtlich wird. Die Version unter Windows 10 weist bereits deutliche Vorteile auf. Es ist also nicht so, dass Microsoft nicht häufig Hand anlegt.
Unter Windows 11 fielen die Veränderungen ebenfalls recht deutlich aus. Unter anderem wurde das Menüband des Windows Explorers in Windows 10 durch eine Toolbar ersetzt. In Windows 10 wurden sofort Erinnerungen an Microsoft Office wach, in Windows 11 ähnelt das Erlebnis eher einem Browser. Das sieht modern aus und bietet die meisten häufig genutzten Funktionen auf einen Blick - etwa Kopieren, Einfügen oder Ausschneiden. Der Direktzugriff auf weitere Features wurde jedoch beschnitten, stattdessen läuft vieles nun kontextsensitiv ab. Öffnen Sie einen Ordner mit Bildern, erscheint zum Beispiel ein Button, um einzelne Fotos als Hintergrund festzulegen oder diese nach links oder rechts zu drehen.
Reicht Ihnen das nicht, helfen externe Tools weiter:
• Winaero Tweaker erlaubt die Wiederherstellung der Exploreransicht von Windows 10. Klicken Sie dazu in dem Programm auf "Windows 11" und dann "Enable Ribbon". Aktivieren Sie dann die Option "Enable the Ribbon UI in File Explorer". Klicken Sie danach auf "Restart Explorer", sollte der Windows Explorer in seinem alten Gewand erscheinen.
• Noch einfacher geht es mit dem Tool Start All Back. Dort gehen Sie über "Explorer" auf "WIn10 Ribbon UI". Das Layout sollte sich dann sofort ändern.
Das Kontextmenü im Windows Explorer
Deutlich überarbeitet wurde außerdem das Kontextmenü in Windows 11. Sobald Sie einen Rechtsklick ausführen, sehen Sie im Windows Explorer jetzt nur noch die nötigsten Funktionen. Alle weiteren Optionen erscheinen erst, wenn Sie auf "Weitere Optionen anzeigen" klicken. Das kann umständlich sein. Beispielsweise zeigt sich das Menü, das das beliebte Archivierungsprogramm 7Zip im Kontextmenü hinzufügt, erst nach einem Klick auf den neuen Button. Sie benötigen somit zwei Klicks anstatt nur einen - unnötig.
Möchten Sie das Kontextmenü wieder in den Zustand versetzen, wie Sie es von Windows 10 kennen, hilft wieder einmal das bereits erwähnte Tool Winaero Tweaker. Gehen Sie dazu über "Windows 11" auf "Classic Full Context Menus", "Enable Classic Full Context Menus" und schließlich "Restart Explorer". Jetzt sollte das Kontextmenü sofort auftauchen.
Alternativ verwenden Sie das kleine Tool Windows 11 Classic Context Menu. Starten Sie einfach das Programm, um die Änderungen sofort zu übernehmen. Denselben Erfolg erzielen Sie mit einem Programm wie Explorer Patcher. Dort haben Sie noch mehr Möglichkeiten, was aber gleichzeitig bedeutet, dass Sie sich eventuell über einen längeren Zeitraum einarbeiten müssen.
QTTabBar: Tabs bereits jetzt im Windows Explorer nutzen
Haben Sie Zeit, könnten Sie einfach auf Microsoft warten. Wenn Sie darauf keine Lust haben, laden Sie sich das kostenlose QTTabBar herunter. Das Programm existiert schon seit mehr als einem Jahrzehnt und bringt Tabs in den Windows Explorer. Wie das genau funktioniert, hängt stark von Ihrem verwendeten Betriebssystem ab. Halten Sie sich an die folgende Anleitung:
1. QTTabBar ist in unterschiedlichen Versionen für mehrere Betriebssysteme erhältlich. Verwenden Sie Windows 8.1 oder Windows 10, laden Sie QTTabBar Version 1043 herunter. Nutzen Sie hingegen Windows 11, muss es zwingend QTTabBar Version 2048 Beta 2 sein. Untereinander sind diese Versionen inkompatibel, stellen Sie also sicher, die richtige Edition herunterzuladen.
2. Installieren Sie QTTabBar. In Windows 10 starten Sie dann den PC neu und klicken oben im Windows Explorer auf "Ansicht". Rechts finden Sie ein Symbol für Optionen und einen Pfeil darunter. Klicken Sie auf den Pfeil, um ein neues Menü zu aktivieren. Darin finden Sie den Eintrag "QTTabBar". Klicken Sie darauf, um die neue Tableiste im Explorer zu aktivieren.
In Windows 11 ist der Vorgang wesentlich einfacher, dort installieren Sie nur das Tool. Die Integration geschieht automatisch.
Nutzung von QTTabBar-Tabs
Ebenso wie im Browser können Sie über das Plus-Symbol unter der Navigationsleiste neue Tabs hinzufügen. Dort legen Sie zum Beispiel einen Pfad zu Dokumenten, Downloads oder einem USB-Stick an. Das wird dann alles übersichtlich in Tabs sortiert, sodass Sie mühelos hin und her springen können. Daten können Sie dann einfach via Maus und Drag & Drop zwischen den Tabs verschieben. Sie müssen also nicht mehr mehrere Fenster öffnen, sondern können von einem einzigen Fenster aus alles auf einmal managen.
Falls Sie QTTabBar etwas feiner konfigurieren möchten, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Plus-Symbol und dann auf "QTTabBar". Dort stehen einige Funktionen bereit, beispielsweise der Wechsel in die deutsche Sprachausgabe.
Gruppierung von Daten und Programmen
Eine andere Form von Tabs erzeugen Anwendungen wie Tidy Tabs oder Groupy. Dort geht es darum, verschiedene Software und Daten in eine Gruppe zusammenzufassen. Diese können Sie dann über die Tabs zusammen erreichen, sodass Sie nicht so häufig von einem Ordner in einen anderen wechseln müssen.
Stellen Sie sich beispielsweise vor, dass Sie an einem Video arbeiten. Dort wollen Sie Videoinhalte, Bilder und Audioelemente einfügen. Mit den beiden genannten Programmen können Sie Tabs erstellen, in denen Sie diese verschiedenen Inhalte übersichtlich an einem einzigen Ort versammeln - auch, wenn diese eigentlich über die gesamte Festplatte verstreut sind. Je nach Workflow kann dies den Arbeitsprozess wesentlich beschleunigen.
Eigentlich von Microsoft geplant, aber…
Die Idee mit den Gruppen ist übrigens nicht neu, denn Microsoft selbst hatte dies vor langer Zeit unter dem Namen Windows Sets selbst geplant. Bislang ist in dieser Hinsicht aber nichts passiert. Es gibt gleichzeitig aber kaum eine einfachere Möglichkeit, um Ordnung auf der Festplatte zu halten und dennoch verschiedene Daten und Programme für ein Projekt unter einem Hut zu vereinen.
Sowohl Tidy Tabs als auch Groupy sind nicht umsonst. Groupy gibt es in einer unbeschränkten 30-Tage-Version kostenlos zum Ausprobieren. Tidy Tabs hat in der Personal-Edition keine Zeitbeschränkung, ist aber auch maximal drei Tabs beschränkt. Gefällt Ihnen eines der Programme, kostet eine Vollversion rund 10 Euro.
Konfiguration des Windows Explorers
Auch komplett ohne zusätzliche Hilfe von außen können Sie dem Windows Explorer mehr Funktionalität entlocken. So können Sie etwa Dateien anders sortieren oder sie filtern, Dinge ausblenden, die Ansicht von Dateien verändern und vieles mehr. In Windows 10 gelingt Ihnen dies, indem Sie auf den Reiter "Ansicht" klicken. Nutzen Sie die Toolbar von Windows 11, führt der Weg dort über den Button "Anzeigen".
Hier können Sie die Optionen je nach Ordner anpassen. In Ordnern mit vielen Bildern möchten Sie vielleicht den Luxus sehr großformatiger Vorschaubilder haben. Geht es um einen Ordner mit Dokumenten, an denen mehrere Personen arbeiten, sortieren Sie hingegen alles nach Änderungsdatum, um die letzten Änderungen nachzuvollziehen. Eine "beste Ansicht" gibt es nicht, diese Einstellungen sind alle rein subjektiv.
Möchten Sie vor allem die Speicherplatzbelegung überprüfen, lohnt sich ein kleines Tool wie Treesize Free. Das Programm zeigt Ihnen alle Ordner und Daten an, die auf dem jeweiligen Datenträger den meisten Speicherplatz in Anspruch nehmen.
Vorschaubilder für Ordner
In Windows 11 sehen alle Ordner gleich aus: eine Mappe mit einer gelblichen Farbgebung. In Windows 10 konnten Sie hier eine kleine Vorschau in die Ordner anzeigen, wodurch Sie Inhalte schnell visuell erfassen konnten. Mit dem in den Startlöchern stehenden Herbst-Update für Windows 11 wird diese Funktion wiederkommen. Bis dahin hilft der Windows Thumbnail Generator.
Das kleine Tool erlaubt Ihnen über "Browse" die Auswahl eines Ordners, dessen Vorschau Sie aktivieren möchten. Über den "Start"-Button wird die Vorschau aktiviert (und bleibt auch nach einem Neustart bestehen). Weitere nützliche Programme sind etwa:
• Quicklook aus dem Microsoft Store vergrößert ein Bild durch Drücken der Leertaste auf die volle Fenstergröße, ohne dass Sie den Explorer verlassen müssen.
• Dateimanager mit zwei Fenstern können mehr Übersicht schaffen. Dazu zählen Programme wie Free Commander XE, Double Commander oder Q-Dir - allesamt kostenlos.
• Files App aus dem Microsoft Store ist eine App, die wie der Explorer funktioniert, aber mehrere Tabs bietet - sowohl für Windows 10 als auch Windows 11.