Windows 11 vs. Linux: Wer bietet die bessere Oberfläche?
Mit Erscheinen von Windows 11 hat sich einiges an der Oberfläche verändert, was nicht bei jedem auf Zustimmung stößt. Bieten Linux-Distributionen womöglich bessere Varianten?
Die Einführung von Windows 11 war für die Branche eine Überraschung, hatte Microsoft zuvor noch angekündigt, dass Windows 10 das "ewige" Desktop-Betriebssystem bleiben wird. Wie auch immer: Nun ist Windows 11 da und sorgt für Aufmerksamkeit, insbesondere weil es sich auf PCs, die älter als vier bis fünf Jahre sind, nicht installieren lässt.
Unter der Haube gibt es bei Windows 11 gegenüber seinem Vorgänger nicht viele Neuerungen. Dafür gibt es kosmetische Änderungen an der Oberfläche: Startmenü und Taskleiste findet man jetzt in der Mitte am unteren Bildschirmrand. Programm- und Ordnerfenster verfügen über "runde Ecken" und die Einstellungen sind in ihrer Gesamtheit jetzt etwas übersichtlicher angeordnet. Wer schon einmal mit Linux und der Benutzeroberfläche KDE Plasma gearbeitet hat, wird in Windows 11 vieles wiedererkennen. Allerdings vermisst man auch in Windows 11 weiterhin Anpassungsmöglichkeiten an der Oberfläche, die Linux-User seit langer Zeit gewohnt sind.
Windows 11 und Linux im Vergleich:
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Benutzeroberflächen im Wandel der Zeit
Grafische Benutzeroberflächen mit Mausbedienung gab es bereits in den 70er Jahren. Grundsätzlich hat sich am Bedienungskonzept seitdem nicht viel verändert: Auch heute noch klicken wir auf Symbole und lassen Programme in beweglichen Fenstern laufen. Und doch hat es immer wieder Neuerungen gegeben, sei es mit Features wie Dock oder Finder in macOS oder mit der Einführung des Startmenüs bei Windows 95. Mit iOS auf iPhone und iPad gab es dann weitere Impulse wie Vollbild statt Fenster und Bedienung mit dem Finger auf dem Touch-Display. Nachrichten auf dem Sperrbildschirm und Sprachassistenten wie Siri und Cortana taten ein Übriges. Nicht immer waren Neuerungen von Erfolg gekrönt - an den Flop der Kacheloberfläche von Windows 8 erinnern wir uns noch zur Genüge, worauf Microsoft mit Windows 10 zur klassischen Icon-Oberfläche zurückgerudert ist. Mit Windows 11 wurde der Desktop erneut ein wenig überarbeitet.
Im Vergleich zu Linux-Oberflächen ist bei Windows 11 kaum Neues zu finden. Linux-User können seit langer Zeit aus verschiedenen Desktop-Oberflächen auswählen, bei denen die beliebige Anpassung nach eigenen Vorstellungen keine Wünsche offen lässt. -
Startmenü und Taskleiste in Windows 11
Durch die Neuanordung der Taskleiste und des Startmenüs in Windows 11 können sich möglicherweise Mauswege verkürzen, da viele Nutzer erfahrungsgemäß meist in der Mitte des Bildschirmbereichs arbeiten. Ob damit eine spürbare Zeitersparnis einhergeht, mag dahingestellt sein, zumal wenn viele Programmsymbole in der Taskleiste angepinnt sind oder in der Taskleiste viele aktive Programme angezeigt werden. In diesem Fall verschiebt sich die Schaltfläche des Startmenüs immer weiter nach links. Optional kann die Taskleiste in den Einstellungen am linken Rand angeordnet werden. Aber eben nur dort, andere Positionen sind nicht möglich.
Das Windows-11-Startmenü wurde etwas verschlankt. Einige angepinnte Programme sind enthalten, deren Position sich mit der Maus verschieben lässt. Die Live-Kacheln aus Windows 10 gibt es nicht mehr. Beim Klick auf "Alle Apps" erscheint eine Liste aller installierter Programme nach alphabetischer Sortierung. Die Symbole in der Taskleiste werden in Windows 11 gruppiert angeordnet, sobald mehrere Instanzen eines Programms geöffnet sind. Das gewünschte Fenster erreicht man, indem man den Mauszeiger über das Gruppensymbol bewegt und auf die Fenstervorschau klickt. Dieses Verhalten ist bereits aus Windows 10 bekannt, jedoch kann nun auch die Gruppierung abgeschaltet oder nur in dem Fall aktiviert werden, wenn die Taskleiste mit Symbolen voll bestückt ist. -
Starter und Leisten auf Linux-Desktops
Das Aussehen von Programmstartern und Taskleisten unter Linux hängt von der eingesetzten Distribution ab. So beschränkt man sich in Ubuntu auf das Nötigste: Die Icons aktuell gestarteter Programme und den Starter findet man in einer gemeinsamen Leiste. Wer mehr Einstellungen haben möchte, setzt auf die KDE-Oberfläche Kubuntu oder auf Linux Mint Cinnamon. Dort gibt es Leisten, die man nach eigenen Wünschen konfigurieren und Position und Inhalte beliebig anpassen kann. Darüber hinaus gibt es Widgets für Fensterlisten, Menüs und Programmstarter. Allein mit diesen Features erkennt man bereits die Vorteile von Linux-Oberflächen gegenüber Windows 11. -
Desktopfunktionen in Linux und Windows 11
Grundsätzlich hat sich an der Arbeitsoberfläche von Windows 11 nur wenig geändert. Wie gehabt können Dateien, Ordner und Verknüpfungen platziert werden, was auch vom Windows-Explorer aus funktioniert. Ein Klick mit der rechten Maustaste auf ein Objekt öffnet wie üblich das Kontextmenü.
Unter Linux verfolgt zumindest Ubuntu mit seiner Gnome-Oberfläche eine sparsame Strategie. Ordner lassen sich zwar auf dem Schreibtisch anordnen, nicht jedoch Dateien oder Verknüpfungen. Mit den KDE- oder Cinnamon-Desktops kann man dagegen, wie in Windows gewohnt, seine Objekte in vollem Funktionsumfang verwalten. -
Einstellmöglichkeiten in den Benutzeroberflächen
Bereits seit Windows 8 zieht Microsoft mit jedem Upgrade immer mehr Funktionen von der früheren Systemsteuerung in das Einstellungen-Menü um. Durch diese Verschiebungen wird die Orientierung ein wenig erschwert, da altbekannte Einstellmöglichkeiten nicht mehr am gewohnten Ort zu finden sind. Das neue Einstellungen-Menü von Windows 11 ist jedoch durchaus lobenswert. Wichtige Kategorien - z. B. Personalisierung oder System - sind als Navigationspunkte ständig am linken Fensterrand sichtbar, dort gelangt man dann in weitere Unterpunkte. Der jeweils aktuelle Pfad ist jederzeit im oberen Fensterbereich sichtbar, sodass man immer weiß, wo man sich gerade befindet.
Die Einstellungen der Ubuntu-Gnome-Variante hingegen müssen sich nicht vor Windows 11 verstecken. Aufbau und Navigation ähneln sich durchaus, es gibt lediglich weniger Anpassungsmöglichkeiten. Auch in Kubuntu (KDE-Kontrollzentrum) erkennt man Ähnlichkeiten mit Windows, allerdings gibt es hier mehr Unterkategorien und Einstellmöglichkeiten. Es gibt jeweils nur eine Unterebene, sodass man sich nicht in Menütiefen verlieren kann - mit einem Mausklick ist man zurück in der jeweiligen Hauptkategorie. Im Vergleich dazu ist die Cinnamon-Variante von Linux Mint ein wenig umständlicher zu bedienen. Man erreicht die einzelnen Optionen etwas mühsam im Menü Einstellungen. Eine Gesamtübersicht über alle Funktionen findet man in den etwas unübersichtlichen Systemeinstellungen.