Gestupst oder gedrängt? Wie wir uns besser entscheiden
Die subtile Kraft des Nudgings am Arbeitsplatz
Fühlen Sie sich zwischen den Mahlzeiten ein wenig hungrig, doch bis zur nächsten Pause ist es noch eine Weile? Viele Arbeitgeber haben inzwischen erkannt, dass eine Schüssel mit frischem Obst in der Gemeinschaftsküche ein einfach umzusetzendes Angebot für ihre Teams ist. Statt einen ungesunden Snack aus dem Automaten zu ziehen, wählen Angestellte eher die gesunde Obstalternative, die durch ihre prominente Platzierung ins Auge fällt. Dies ist ein Beispiel für "Nudging", ein Begriff aus der Verhaltensökonomie, der durch das Buch "Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt" von Richard Thaler und Cass Sunstein im Jahr 2008 bekannt wurde.
Was ist Nudging?
Nudging zielt darauf ab, das Verhalten der Menschen positiv zu beeinflussen, indem die Wahlmöglichkeiten so präsentiert werden, dass eine bessere Entscheidung leichter fällt. Es handelt sich um subtile Stupser oder Impulse, die ohne Zwang eine bevorzugte Wahl begünstigen. Eine Obstschale am Arbeitsplatz oder klar gekennzeichnete Mülleimer zur Förderung der Mülltrennung sind alltägliche Beispiele für solche Nudges, die zu gesünderem oder umweltfreundlicherem Verhalten anregen sollen.
Die Grenze zwischen Nudging und Manipulation
Doch es gibt eine feine Grenze zur Manipulation. Wenn Nudging unaufdringlich und ohne Einschränkung der Wahlmöglichkeiten bleibt, wird es im Allgemeinen als unterstützend angesehen. Manipulative Praktiken hingegen verfolgen oft verborgene Absichten und beschränken die Entscheidungsfreiheit, indem beispielsweise Trinkgeldoptionen auf einem Kartengerät so voreingestellt sind, dass man fast gezwungen wird, einer von ihnen zu folgen.
Wie schütze ich mich vor Manipulation?
Um sich vor solchen Taktiken zu schützen, sollte man laut dem verstorbenen Psychologen und Nobelpreisträger Daniel Kahneman bewusst innehalten und die Stichhaltigkeit von Informationen sowie die Motive hinter diesen hinterfragen. Kahneman empfahl, besonders bei einfachen Entscheidungen, auf Regeln und Checklisten zurückzugreifen, wie beispielsweise der Nutzung eines Einkaufszettels im Supermarkt, um Impulskäufe zu vermeiden.
Self-Nudging: Eigeninitiative für ein besseres Leben
Interessanterweise lässt sich Nudging auch im persönlichen Leben anwenden, ein Prozess, der als Self-Nudging bezeichnet wird. Durch das Setzen von Hinweisen in der eigenen Umgebung, wie etwa dem Bild eines Apfels auf dem Kühlschrank oder Sportschuhen vor dem Bett, können wir uns selbst zu gesünderen Entscheidungen ermuntern. Die Max-Planck-Gesellschaft weist darauf hin, dass solche Maßnahmen uns helfen können, alltägliche Entscheidungen als Chancen zu sehen, unser Wohlbefinden und unsere Lebenserwartung zu verbessern.