Die verrücktesten Sex-Tipps aus dem 19. Jahrhundert
Wir haben die skurrilsten Ratschläge aus dem Ratgeber "Sex Tips for Husbands and Wives" von 1894 gesammelt.
Wer mal wieder heftig lachen will, sollte unbedingt lesen, was vor 130 Jahren beim Sex in der Ehe angesagt war. Wir haben die skurrilsten Ratschläge aus dem historischen Ratgeber "Sex Tips for Husbands and Wives" gesammelt.
Wer in dieses Büchlein schaut, freut sich spontan, dass das Jahr 1894 lange hinter uns liegt. Denn was die Pastorengattin Ruth Smythers damals als "Instruction and Advice for the Young Bride" ("Anleitung und Rat für die junge Braut") zu Papier brachte, hatte mit wilder Leidenschaft und Freude an der schönsten Nebensache der Welt wenig zu tun.
Hier kommen die 15 verrücktesten Anleitungen für den Beischlaf im Stil von Urgroßmutters Zeiten:
Bloß keine nackten Tatsachen
Wer sich auszieht, hat verloren. So sah es jedenfalls Ruth Smythers und riet ihren geneigten Leserinnen jeden Zentimeter Haut bedeckt zu halten: "Eine geschickte Ehefrau macht es sich zum Ziel, ihrem Mann niemals zu erlauben, ihren unbekleideten Körper zu sehen und erlaubt ihm auch nicht, ihr seinen nackten Körper zu präsentieren".
Falls Sie sich fragen, wie das beim Sex am besten umgesetzt werden konnte, hier der nächste prüde Rat: "Viele Frauen empfinden es als nützlich, dicke Baumwollnachthemden zu tragen und ihre Ehemänner in Pyjamas zu stecken. Beim Sex sollte die Kleidung nicht abgelegt und nur ein kleiner Teil am Stoff geöffnet werden." Pragmatischer könnte ein Backrezept auch nicht klingen.Immer schön ausweichen
Spielchen sind im Bett ja mitunter eine nette Variante, um für erotische Spannung zu sorgen. Aber Ruth Smythers Tipps, Küsse mit taktischem Ausweichmanövern zu beantworten, hatten eher den Charakter eines Fluchtplans. Bei versuchtem Lippenkontakt sollte die Frau "ihren Kopf leicht zur Seite drehen, damit der Kuss harmlos auf die Wange fällt. Küsst er ihre Hand, muss sie eine Faust machen.“ Klingt nach einem K(r)ampf.Bei Oralsex hilft im Zweifelsfall Blasenschwäche
Kein Scherz – aber bei Küssen an „irgendeiner anderen Stelle“ als Mund, Wange oder Hand, sah die Sex-Expertin 1894 nur einen möglichen Schachzug für die Ehefrau: „Schnellstens aus dem Bett springen und sagen, sie müsse zur Toilette.“ Wir stellen uns das gerade bildlich vor: Er nimmt hingebungsvoll ihren Venushügel ins Visier, sie springt auf wie von der Tarantel gestochen und sagt: „Ich muss mal.“ Das ist immerhin lustig.Romantik wird überbewertet
Kerzenschein, schöne Musik und Geturtel im Bett? Nicht mit der züchtigen Pastorengattin. „Der Akt muss ohne jede Romantik auskommen", verlangte sie und fügte hinzu: "Erlauben Sie ihm lediglich, Ihren Schlafrock bis zur Hüfte hochzuschieben. Auch er darf seine Pyjamahose nur vorne aufknöpfen.“ Selbst wenn Romantik-Firlefanz beim Sex tatsächlich überbewertet wird – so ganz ohne Sinnlichkeit dürfte der Beischlaf 1894 in etwa so aufregend gewesen sein wie den Fußboden zu bohnern.Stellungswechsel sind pervers
Genauer gesagt befand Ruth Smythers, dass Männer von Natur aus pervers seien, weil sie sich "bei der kleinsten Chance auf eine Vielzahl der widerwärtigsten Praktiken einlassen würden." Damit waren keine exotischen Neigungen wie Sodomie gemeint. Sondern: "Vollziehen des normalen Akts in abnormen Stellungen, Küssen des weiblichen Körpers und das Angebot, ihre eigenen widerlichen Körper im Gegenzug auch küssen zu lassen." Willkommen im lebenslangen Knast der Missionarsstellung. Und Adieu Doggy-Style, Reiterstellung, Oralsex & Co.Sei nicht willig, sondern widerwillig
Freude beim Sex zeigen? Bloß nicht! Das könnte ja gleich in Orgien ausarten. Ruth Smythers hatte deshalb für ihre Leserinnen eine ganz andere Rolle vorgesehen: „Gib wenig, gib selten und vor allem, gib stets nur widerwillig.“ Das nennt man wohl extreme Mittelverknappung – könnte die Nachfrage natürlich, wenn's dumm läuft, auch anheizen.Mein Freund, die Dunkelheit, Teil 1
Sie haben keine Lust auf Sex? Dann hat das prüde Büchlein einen todsicheren Tipp parat. Achtung: Es könnte schmerzhaft werden – aber nur für ihn: „Ist der Sex nicht zu vermeiden, löschen Sie alle Lichter im Schlafzimmer“, riet Smythers. „Es gibt immer die Hoffnung, dass er stolpert und sich weh tut.“Mein Freund, die Dunkelheit, Teil 2
Sex muss unter allen Umständen und für immer zwingend in einem zappendusteren Raum stattfinden. Punkt. So steht es im Ratgeber für die Braut. Offenbar wollte die Pastorengattin sichergehen, dass alle Beteiligten wortwörtlich im Dunkeln tappen. Oder verhindern, dass die Fleischeslust bei Licht betrachtet doch ganz appetitliche Seiten entwickelt.Es lebe der Quotensex
Genaue Zielvorgaben enthält das schlaue Büchlein auch noch: Auf einmal pro Woche sollte die clevere Ehefrau den Schnitt am Ende des ersten Ehejahres gedrückt haben. Nach fünf Jahren, so Smythers, sollte man nicht mehr als einmal pro Monat Sex haben. Schade eigentlich, dass der Ratgeber nicht auch noch ein paar skurrile Sanktionen für unerhört hohe Quoten enthält.Migräne ist der Hit
Kopfschmerzen sind heute noch eine lahme, aber verbreitete Ausrede, wenn man keine Lust auf Sex hat. Nach der Lektüre des Wegweisers, der Ehemännern um 1900 das Sex-Leben zur Hölle machen sollte, kommt einem glatt der Verdacht, dass Ruth Smythers diese Tradition begründet hat. „Müdigkeit und Kopfschmerzen sind die besten Freunde der Ehefrau!" schrieb die Pastorengattin und hatte offenbar auch noch das perfekte Timing erforscht: "Am besten täuschen Sie die Migräne abends, eine Stunde vor der üblichen Schlafenszeit, vor."Zanken was das Zeug hält
Ausweichmanöver kennt das freudlose Sex-Buch viele. Besonders legte die Autorin ihren Leserinnen Streiten und Schimpfen am späten Abend ans Herz, um dem Ehemann seine Sexlust zu vertreiben.Tot stellen!
Das Gute an Ruth Smythers' Ratschlägen ist: Immer, wenn man denkt, mehr Lusttod geht nicht, kommt noch ein weiterer absurd-komischer Tipp hinterher. Für uns ganz weit vorne im erotischen Skurrilitäten-Kabinett: "Stellen Sie sich tot. Jede noch so kleine Bewegung könnte ihm Lust suggerieren.“Im Bett mit einem Plappermaul
Falls alle Ausweich- und Verhinderungsmaßnahmen nichts genutzt haben und der Sex gerade in vollem Gange ist, gibt es nur noch eins zu tun: passiv-aggressive Zeichen aussenden. Der Ratgeber von 1894 empfiehlt hier: „Während des Aktes sollten Sie entweder absolut still sein oder aber ohne Unterlass von Ihren Pflichten im Haushalt reden.“ Als Lust-Töter bestimmt eine Granate.Nach dem Wetter fragen
Dirty Talk ist eine Kunst. Und "Tips for Husbands and Wives" ist kunstfeindlich. Schon laszive Gespräche (mit anderen Worten: ein bisschen Geflirte) werden kategorisch im Keim erstickt, denn ihnen soll die Frau "mit ausdrücklich nicht-sexuellen Fragen begegnen." Wir fantasieren mal wieder: Wenn er gerade die entzückende Form ihrer Brüste lobt, sagt sie also: "Bist du heute auch vom Regen überrascht worden?" Dürfte erstklassig als Total-Verhütungsmittel gewirkt haben.Ruhepausen sind gefährlich
Das post-koitale Nickerchen war auch unseren Urgroßeltern nicht fremd: „Viele Männer gewinnen einen Großteil ihrer sexuellen Befriedigung aus der friedlichen Erschöpfung direkt nach dem Akt“, heißt es in „Tips for Husbands and Wives“. Der Umkehrschluss: Die Autorin riet den lustlosen Ehefrauen, den Herrn Gemahl nach dem Orgasmus mit Zetern die Ruhe zu versauern – um ihm so die Idee auszutreiben, bald wieder bei ihr anzuklopfen.
Dafür ziemlich viel mit Prüderie. Die Haltung der frommen Autorin, dass Sex "irgendwie ertragen" werden müsse, und alle Männer von Natur aus pervers seien, ist hier erst der Anfang. Und natürlich verkniff sich die Originalausgabe auch tunlichst das Wort "Sex" im Titel.
Eine Sex-Expertin mit Lust-Phobie
Allerdings sind die Tipps für das eheliche Liebesspiel des 19. Jahrhunderts aus heutiger Sicht unschlagbar unterhaltsam. Wir stellen die absurdesten Sex-Regeln von Ruth Smythers vor und haben zusätzlich noch eine gute Nachricht: Es gibt nämlich durchaus Grund zu der Annahme, dass es die lustfeindliche Sex-Expertin gar nicht gegeben hat und der Text erst im 20. Jahrhundert als ein guter Scherz entstanden ist. Wenn das stimmt, müssten wir zumindest all die Ehemänner, denen das Werk ziemlich lustfreie Zeiten im Schlafzimmer beschert haben dürfte, nicht mehr bemitleiden. Und egal, ob Jux oder Realität – lesen sollte man die skurrilen Tipps schon deshalb, weil man dann garantiert weiß, wie guter Sex nicht geht.