Adaptogene: Das bringen die natürlichen Stresskiller

Stress gehört für viele Menschen längst zum Alltag - ob durch beruflichen Druck, private Herausforderungen oder die ständige Erreichbarkeit. Um besser mit Belastung umzugehen, greifen viele zu natürlichen Mitteln. Besonders beliebt sind sogenannte Adaptogene: Pflanzenstoffe, die dabei helfen sollen, Körper und Geist widerstandsfähiger gegenüber Stress zu machen. Was können die pflanzlichen Helfer wirklich?
Was sind Adaptogene?
Adaptogene sind natürliche Substanzen, meist aus Heilpflanzen oder Pilzen, die dem Körper helfen sollen, sich besser an Stresssituationen anzupassen - daher auch der Name. Der Begriff wurde bereits in den 1940er Jahren von dem russischen Wissenschaftler Dr. Nikolai Lasarew geprägt, aber erst in den letzten Jahren sind Adaptogene auch im Westen populär geworden, insbesondere in der Welt der Naturheilkunde, der Biohacker-Szene und im Wellness-Bereich.
Der wohl bekannteste Vertreter dieser Substanzen ist Ashwagandha: In der ayurvedischen Medizin wird die Schlafbeere als beruhigend und stärkend beschrieben. Der Heilpilz Reishi soll ebenfalls beruhigend wirken und zudem das Immunsystem unterstützen. Ginseng wird traditionell eingesetzt, um die Leistungsfähigkeit zu steigern und Erschöpfung entgegenzuwirken. Rhodiola rosea, auch als Rosenwurz bekannt, gilt als energiespendend und konzentrationsfördernd. Heiliger Basilikum (Tulsi) wird traditionell zur Förderung der geistigen Klarheit eingesetzt.
Wie wirken Adaptogene?
Adaptogene sollen das sogenannte Stresssystem des Körpers regulieren - insbesondere die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse), die bei Stressreaktionen eine zentrale Rolle spielt. Indem sie diese Achse modulieren, können Adaptogene dazu beitragen, die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol zu senken und gleichzeitig das Energielevel zu stabilisieren. Sie wirken also nicht direkt gegen Stress, sondern verbessern die Anpassungsfähigkeit des Körpers.
Zwar gibt es zahlreiche Studien - vor allem zu Rhodiola und Ashwagandha -, die positive Effekte auf Stress, Müdigkeit oder Schlafprobleme nahelegen. Einige Studien zeigen sogar Hinweise darauf, dass Adaptogene Menschen mit Parkinson oder Alzheimer helfen könnten. Doch Expertinnen und Experten mahnen zur Vorsicht. Die Studienlage ist oft nicht eindeutig, viele Untersuchungen wurden an Tieren durchgeführt oder weisen methodische Schwächen auf.
Was bringen Adaptogene wirklich?
Ob als Kapsel, Pulver im Smoothie oder als Tee - Adaptogene sind längst im Lifestyle-Segment angekommen. Wellness-Influencerinnen und -Influencer posten Rezepte mit "Moon Milk" und Ashwagandha-Latte, Unternehmen vermarkten Supplemente als "natürlichen Fokus-Booster" oder "Daily Calm"-Mix. Die Nachfrage ist hoch - doch auch hier gilt: Qualität vor Hype. Nicht alle Produkte sind gleich wirksam oder gut kontrolliert.
Adaptogene sind kein Wundermittel und kein Ersatz für einen gesunden Lifestyle. Für viele Menschen können sie aber ein sanfter Weg sein, die eigene Resilienz zu stärken und Stress im Alltag besser zu begegnen. Wer sie ausprobieren möchte, sollte auf eine seriöse Herkunft achten, sie idealerweise mit einem Arzt oder Ärztin besprechen - und sie nicht als Ersatz für gesunden Schlaf, Bewegung und bewusste Pausen verstehen, sondern als ergänzenden Baustein zu einem achtsamen Lebensstil.