Das richtige Outfit für ein Vorstellungsgespräch via Webcam
Das nächste Vorstellungsgespräch findet via Webcam statt? Der richtige Griff in Sachen Mode kann entscheidend sein.
In Zeiten der Coronavirus-Pandemie finden Vorstellungsgespräche meist in Form von Videointerviews statt. Auch hier gilt für Bewerber: Der Dresscode bleibt der gleiche. Kleiden Sie sich dem Job, den Sie erhalten möchten, angemessen. Hemd und Krawatte oder Bluse und Blazer werden von vielen Arbeitgebern erwartet. Für einen gelungenen Auftritt vor der Kamera ist außerdem die richtige Farbwahl entscheidend.
Nicht alle Farben sind für ein Vorstellungsgespräch via Webcam geeignet. Kleidungsstücke in Gelb, Lila, Rot oder Grün können vom Gegenüber als grell empfunden werden und das Gespräch negativ beeinflussen. Auch auf feine Muster sollte man verzichten. Kleine Karo-Optiken oder dünne Streifen können schnell zu einem flimmernden Bild führen. Deutlich besser geeignet sind gedeckte, unifarbene Kleidungsstücke in Blau-, Natur- oder Pastelltönen.
Nicht zu tief in die Schmuckschatulle greifen
Bei persönlichen Bewerbungsgesprächen stellen Uhren, Ketten und Ohrringe in der Regel keine Probleme dar. Bei Webcam-Gesprächen sieht das anders aus. Der Träger läuft damit Gefahr, sein Gegenüber bei falscher Lichteinstrahlung zu blenden. Zudem können Accessoires zu unangenehmen Störgeräuschen führen. Wer mit Headset oder Kopfhörern agiert, sollte daher auf große Ohrhänger und Ketten verzichten.
Fiese Fragen im Vorstellungsgespräch: So kontern Sie richtig:
- "Was sind ihre größten Fehler?"
Mögliche Antwort
"Ich kann Komplimente und Lob oft nur ganz schwer annehmen. Das bringt mich manchmal in etwas peinliche Situationen – zum Beispiel, wenn meine Chefin mich vor versammelter Mannschaft lobt."
Kommentar
Sie können, wollen und sollen auf diese Frage keine authentische Antwort geben. Lobpinseln Sie sich so dreist es nur geht. Mit dem allerunschuldigsten Lächeln. - "Warum haben Sie diese Ausbildung abgebrochen?"
Mögliche Antwort
"Sie kennen das ja: Man setzt sich Ziele, definiert sie dann neu und passt sein Handeln konsequent an."
Kommentar:
Wozu ausholen und alles erklären? Wenn Scheitern wie eine vom Rad gefallene Einkaufstüte ist, dann werden Sie nicht vor einem Unbeteiligten alles auseinander klamüsern, den ganzen Mischmasch durchfingern und was und wieso und weshalb durcharbeiten. Zerplatzte Tüten sind wie zerplatzte Träume: unappetitlich und uninteressant. - "Was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?"
Mögliche Antwort
"Ist das nicht eher Ihr Job, das herauszufinden? OK, arbeiten wir zusammen. Was wissen Sie von meinen Mitbewerbern?"
Kommentar
In jedem Gespräch bezieht man Position. In einigen Gesprächen behauptet man seine Position sehr offensiv. Haben Sie Ihr Selbstbewusstsein erst noch zu entwickeln, dann antworten Sie so: "Ich kann ja nicht wissen, was die Anderen draufhaben, aber ich kann gern aufzählen, was Sie möglichst über mich im Gedächtnis behalten sollen." - "Was würden Sie tun, wenn Sie einen Tag lang Bundeskanzler wären?"
Mögliche Antwort
"Früh aufstehen, meine Richtlinienkompetenz nutzen, bis Mitternacht arbeiten."
Kommentar
Die Frage war keine Aufforderung zum Polit-Talk. Zählen Sie drei, vier der wichtigsten wirtschaftspolitischen Aufgaben auf, die jede vernünftige Regierung auf der Agenda stehen hat. Thematisieren Sie bildungs- und forschungspolitische Aspekte, wenn Sie vor einem Hochschulgremium auftreten. Sprechen Sie als Sozialarbeiter über die Legalisierung von Cannabis oder über Kondomautomaten an Schulen nach dem Berliner Modell. - "Sind Sie nicht ein bisschen zu alt (jung) für diesen Job?"
Mögliche Antwort
"Welche Erfahrungen haben Sie mit Mitarbeitern meines Alters gemacht?"
Kommentar
Gehen Sie keinesfalls auf Ihr Alter ein. Gehen Sie an dieser Stelle auch nicht auf Ihre Performance ein. Reagieren Sie auf Fragenfallen mit Gegenfragen oder zweifeln Sie die Berechtigung des Fragestellers an, darüber zu sprechen oder erklären Sie die Frage als irrelevant. - "Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?"
Mögliche Antwort
"Das Kriterium für mich war: Welche Ausbildung bildet die beste Basis für meinen Erfolg im Berufsleben?"
Kommentar
Greifen Sie nicht ins Honigglas der Selbstverwirklichung oder in den Mustopf der guten Absichten und Vorsätze, mit denen Sie die Menschheit beglücken. Die Antwort fällt sonst ein bisschen süßlich und zugleich klebrig aus. Sie haben sich für das entscheiden, was Ihnen am meisten liegt, was Ihnen am meisten einbringt und Sie am weitesten bringt. Punkt. - "Wie sieht es eigentlich mit Ihrer Familienplanung aus?"
Mögliche Antwort
"Vorsicht. Sie machen da gerade eine Tür auf, die uns beide sehr schnell zu einem Ausgang führt."
Kommentar
Oder Sie bitten darum, dass man die Frage wiederholt. Sie möchten sie gern wortwörtlich notieren. Und im nächsten Schritt bitten Sie, dass man Ihren Aufschrieb durch eine Unterschrift bestätigt. Ihre Absicht war eine Stelle zu finden. Ihre Pflicht ist es jetzt, dazu beizutragen, dass solche Fragen nicht mehr gestellt werden. Weder an Sie noch an andere. Pflicht schlägt Absicht. - "Was reizt Sie daran, gerade bei uns mitzuarbeiten?"
Mögliche Antwort
"Besonders spannend finde ich Ihre Aufgabenstellung, so wie Sie sie gerade eben skizziert haben. Ich könnte nämlich mithelfen ... mich stark machen ... mich einsetzen ..."
Kommentar
Sie punkten damit doppelt, weil Sie auch auf Themen eingehen, die vom Personaler ins Gespräch gebracht wurden. In Ihrer Antwort immer nur Aspekte wie wichtige Aufgabe – starkes Team – eigener Beitrag anführen. Es ist allein der Job oder die Mannschaft, was Sie reizt und nie der Umstand, dass Sie ein Jobticket umsonst kriegen oder dass die Oma auf Ihr Kind aufpassen kann, während Ihre Frau zur Zeit noch beim Studieren ist. - "Warum wurden Sie trotz Ihrer laut Zeugnis exzellenten Leistungen nicht weiterbeschäftigt?"
Mögliche Antwort
"Die Begründung finden Sie ebenfalls im Zeugnis. Sie lautet betriebsbedingt."
Kommentar
Lange herumreden heißt sich rechtfertigen, das heißt in die Defensive geraten und heißt am Ende: sich verplappern. - "Gab es in Ihrer bisherigen Arbeitsgruppe persönliche oder professionell begründete Differenzen?"
Mögliche Antwort
"Aber Ja. Dazu fällt mir ein Vorkommnis ein, das ist wie aus dem Lehrbuch für Krisenmanagement..."
Kommentar
Schöner kann's für Sie kaum kommen. Jetzt zeigen Sie, wo der Sohn vom Bartel aus dem Most den feinsten Apfel Spumante keltert. Sie schildern kurz, knackig und spannend: Akt I: Das Problem => Akt II: Die Krise => Akt III: Der Lösungsansatz => Akt IV: Die vereinte Lösungsanstrengung => Akt V: Die Lehre (beziehungsweise der Nutzen). Ist im neuen Job Teamarbeit angesagt, heben Sie die gemeinsame Teamanstrengung hervor. - "Was würde Ihr Vorgesetzter als Ihre beste Eigenschaft bezeichnen?"
Mögliche Antwort
"Meine Chefin sagt immer, sie kann sich voll und ganz auf mich verlassen."
Kommentar
Obacht: Es geht um die Sicht des Vorgesetzten und nicht um Ihre beste Eigenschaft. Was der Vorgesetzte schätzt, muss nicht das sein, wofür Sie sich selber im Spiegel anlächeln. Um es konkret zu sagen: Vorgesetzte wollen auf ihre Mitarbeiter bauen – ohne Loyalität und Zuverlässigkeit scheitert jede Arbeitsbeziehung. Die Frage ist also Ihre Chance, um das Vertrauen eines künftigen Chefs zu werben. - "Was sind ihre größten Fehler?"
Mögliche Antwort
"Ich mag nur Schweizer Schokolade. Tut mir echt Leid für die deutsche Schoko-Industrie."
Antwort 2
"Ich bin gegenüber Menschen, die ich liebe, zu nachsichtig. Und die halten das natürlich für eine liebenswerte Schwäche."
Kommentar
Sie können, wollen und sollen darauf keine ehrliche und authentische Antwort geben. Die beliebte Antwort "Ich bin zu ungeduldig" löst mittlerweile Brechreiz aus. Andererseits: Da ist der Personaler dann auch selber dran schuld. - "Was wollen Sie in fünf Jahren machen?"
Mögliche Antwort
"Mit Ihnen über meine anstehende Gehaltserhöhung verhandeln."
Antwort 2
"Privat: die ersten Früchte meines Erfolgs genießen. Beruflich: Von Ihnen hören, dass Sie ein gutes Händchen hatten, als Sie mich eingestellt haben."
Kommentar
Prognosen abgeben ist kinderleicht: Augen auf. Ins Weite blicken. Die Gipfel bewundern. Dort oben stehen Sie in fünf Jahren. - "Sagen Sie uns doch, inwieweit Sie belastbar sind."
Mögliche Antwort
"In diesem Punkt sprechen ja meine Zeugnisse und Referenzen deutlich für mich. Aber inwiefern ist das Thema Belastbarkeit für Sie ein Problem?"
Kommentar
Klären Sie ab, was Sache ist. Hat Ihr Vorgänger versagt? Oder versteht der Jobanbieter nicht, den Arbeitsanfall zu organisieren? Betrachtet man Mitarbeiter als Lastesel? (Die Mitarbeiter, die Ihnen gleich am ersten Tag in der neuen Firma offenbaren, wie belastet sie sind, sind genau die Leute, mit denen Sie niemals paktieren dürfen.) - "Wir arbeiten mit X zusammen. Sie werden ihn doch sicher auch kennen?"
Mögliche Antwort
"Ich kann Ihnen leider keine Antwort geben, die möglicherweise Firmeninterna betrifft."
Kommentar
Ob X Ihnen geläufig ist oder nicht – bevor Sie sich äußern, überlegen Sie, ob Ihre Antwort gegen ein schutzwürdiges Interesse Ihres Unternehmens verstößt. Eine mögliche erste Reaktion wäre: "Und sind Sie mit dieser Zusammenarbeit zufrieden?" - "Erzählen Sie uns mal, was Sie in der letzten Zeit so gemacht haben!"
Mögliche Antwort
"Ich habe mich für meine Firma stark gemacht."
Mögliche Antwort 2
"Ich habe mich bis zuletzt für meine Firma stark gemacht."
Kommentar
Sie bewerben sich aus ungekündigter Position. Die Frage meint in diesem Fall: Wie hat Ihr Arbeitgeber zuletzt von Ihnen profitiert? Plappern Sie also nicht einfach drauf los. Ziehen Sie zuerst das Fazit: "Ich habe meinem Chef wieder einmal ein Erfolgserlebnis verschafft." Erst wenn man Sie erwartungsvoll anschaut, berichten Sie weiter.
Oder Sie bewerben sich als Arbeitssuchender. Die Frage meint aber auch dann: Wie hat Ihr letzter Arbeitgeber von Ihnen profitiert? Berichten Sie auch als Arbeitsloser ihre letzte Jobaktivität. Referieren Sie auf keinen Fall Ihre aktuellen Bewerbungsanstrengungen. Sie sitzen nicht auf dem Arbeitsamt. Sie sind mitten in Ihrer Performance als Job-Bewerber. - "Was würden Sie denn Ihrer Mutter erzählen, was unsere Firma so macht?"
Mögliche Antwort
"Meine Mutter hat sich schon Ihre Homepage angeschaut."
Kommentar
Greifen Sie die Idee auf und schildern Sie tatsächlich einer Vertrauensperson, was die Organisation, die Sie zum Gespräch eingeladen hat, produziert, anbietet oder leistet. Welchen Rang nimmt das Unternehmen in der Branche ein? Welche Bedeutung hat es für die Region? Was tun diese Leute sonst noch? Obacht: Verwechseln Sie eine Firma nie mit ihrer oder ihren Marke(n). Vor allem nicht dann, wenn Marketing Ihr Hauptfach ist. - "Warum haben Sie es bei Ihrem letzten Arbeitgeber nur so kurz ausgehalten?"
Mögliche Antwort
"Warum haben Sie die Stelle nicht schon vor 6 Monaten ausgeschrieben?"
Kommentar
Sie wurden nicht aufgefordert, Ihr Herz auszuschütten und von Kummer, Leid und Probezeit zu nölen. - "Sie haben sicher noch eigene Fragen!"
Mögliche Antwort
"Meine wichtigste Frage vorab: Was kann ich noch tun, um Sie ganz von mir zu überzeugen?"
Kommentar
Personaler rechnen damit, dass Sie sich nach Jobtickets, Essenszuschuss, Urlaubsregelung, vermögenswirksamen Leistungen, der Überstundenregelung und der internen Handhabung von Mobbing erkundigen. - "Was würde uns entgehen, wenn wir Sie nicht nehmen?"
Mögliche Antwort
"Wissen Sie, was man wirklich an einem Mitarbeiter hat, das zeigt sich oft erst dann, wenn bei der Weihnachtsfeier plötzlich einer den Chef auf dem Klavier begleiten muss."
Kommentar
Erwartet wird der übliche Schmus, dass der Firma ein leistungsstarker, hoch motivierter und zuverlässiger Mitarbeiter entgeht. - "Was sagen Ihre Freunde über Sie?"
Mögliche Antwort
"Ich weiß nicht, was meine Freunde über mich sagen. Zu mir sagen sie, ich bin ein Freund für gute und für schlechte Zeiten."
Kommentar
In manchem Bewerber arbeitet es sichtlich: "Habe ich überhaupt Freunde?" Andere Kandidaten strahlen und prahlen: "Meine Freunde sagen, ich soll den Bierkasten zum Baggersee fahren." Was ein Personaler (und nebenbei auch Ihr Partner) wirklich hören möchte, das fasste schon James Taylor in "You've got a Friend" zusammen. Singen Sie das nach. - "Ziehen Sie eine Linie vom Schulabschluss bis heute: Was ist der rote Faden in Ihrer Entwicklung?"
Mögliche Antwort
"Was mich von der Schule bis heute geleitet und bewegt hat, das fasst mein Wahlspruch ganz gut zusammen: Von den Besten lernen. Mit den Besten arbeiten. Das Beste leisten."
Kommentar
In allen Ihren bisherigen Aktivitäten und Arbeiten, auch in unterschiedlichsten Lebensstationen haben Sie persönlich geprägte Vorgehensweisen bevorzugt. Sie haben stets ähnliche Themen spannend gefunden und haben unterschiedliche Aufgaben auf eine Ihnen gemäße Weise gelöst. Bestimmen Sie all das, was Sie ticken lässt. Und zwar bevor Sie sich überhaupt bewerben. Für Ihr Selbstbewusstsein, Ihr Selbstvertrauen und Ihre berufliche Identität ist der rote Faden der Kontinuität ein Kletterseil, das zum Jobhimmel führt. - "Was würden Sie NICHT für einen Job tun?"
Mögliche Antwort
"Ich werde nichts tun, was unethisch ist."
Kommentar
Das gesellschaftliche Erfolgsmodell heißt heutzutage vielleicht Ego-Gangster. Aber nur das von den Revolver-Blättern verbreitete. Dort, wo Sie sich bewerben, gelten allemal noch die Gebote der Fairness und des Anstands. - "An welcher Stelle kommt der Job in ihrem Leben, und welche Dinge kommen davor und warum?"
Mögliche Antwort
"Meine Werte sind ganz konventionell: Erfüllung und Anerkennung in der Arbeit sowie Rückhalt und Geborgenheit in der Partnerschaft (Familie)."
Kommentar
Für Übererfüller oder falls jemand nachbohrt: "Zurzeit liegt der Schwerpunkt schon eindeutig in meiner beruflichen Entwicklung." - "Wie viel wollen Sie bei uns verdienen?"
Mögliche Antwort
"Ich zähle Ihnen dazu noch einmal auf, was mich vom Durchschnitt unterscheidet..."
Kommentar
Gehaltsfindung ist das einzige Problem im Universum, für das es keine universelle Lösung gibt. Anhaltspunkte: Es geht immer um das Bruttojahresgehalt. Sie wissen schon vor einem Gespräch, was üblicherweise gezahlt wird. Sie untermauern Ihren Anspruch argumentativ, sofern Sie ihn kundtun. Rücken Sie als erster heraus, veranschlagen Sie ausnahmslos eine höhere als die von Ihnen erwartete Summe. - "Kennen Sie Ihre Stärken?"
Mögliche Antwort
"Natürlich kenne ich meine Stärken. Und Sie kennen sie auch. Denn wenn wir sie notieren, kommen wir genau auf Ihre Jobanforderungen."
Kommentar
Finden Sie nicht auch, dass es eine gute Idee ist, als Bewerber die Jobanforderungen einer Stelle im Kopf zu haben? Machen Sie Ihre Hausaufgaben vor jedem Gespräch. - "Was haben Sie im letzten Jahr gelernt?"
Mögliche Antwort
"In Sachen Weiterbildung habe ich an einer Tagung zum Thema Organisationsberatung teilgenommen. Für mich persönlich habe ich gelernt: Ernsthafte Marketinganstrengungen produzieren ein Echo. Man wartet vielleicht darauf. Aber es kommt."
Kommentar
Jobsuche und Jobwechsel sind Phasen, in denen man sich evaluiert und Bilanz zieht. Viele Leute tun dies regelmäßig am Jahresende. Manchmal sogar in Form eines persönlichen Berichts, den man zum Jahreswechsel als Sendschreiben an die Familie und an Freunde schickt. Eine wunderbare Idee, auch wenn man seine persönliche Jahreschronik nicht unbedingt an seinen Vorgesetzten mailen wird. - "Welche Entscheidung in Ihrem Leben haben Sie bedauert?"
Mögliche Antwort
"Was ich aufrichtig bedaure, ist die Entscheidung meines damaligen Arbeitgebers, das Werk Weingarten zu schließen. Da saß eine sehr intelligente und produktive Entwicklungsmannschaft, die sich in der Folge aufgelöst und zerstreut hat."
Kommentar
Nicht jede Frage ist auf Sie persönlich gemünzt. Und nicht jede persönliche Frage braucht man auf sich selbst beziehen. Im Gegenteil: Je weniger egozentrisch Sie auftreten, desto erwachsener und professioneller schätzt man Ihr Verhalten ein. In einem Vorstellungsgespräch zielt diese Frage außerdem absolut nicht auf Ihr Privatleben. Ihre Antwort bezieht sich darum stets auf ein Geschehnis aus Beruf oder Ausbildung. - "Warum haben Sie sich für diesen Job beworben?"
Mögliche Antwort
"Ich suche den richtigen Job beim besten Arbeitgeber. Sie sind ein sehr attraktiver Arbeitgeber mit einer ausgezeichneten Jobgelegenheit."
Kommentar
Beziehen Sie diese Frage nicht auf Ihr eigenes kleines Schicksal. Beziehen Sie diese Frage nicht auf Ihre eigenen kleinen Absichten. Beziehen Sie diese Frage nicht auf Ihr eigenes kleines Ich. Wenn Sie jetzt keine Verbindung zum Job und zum Arbeitgeber ziehen, wird der Arbeitgeber auch keine Verbindung vom Job zu Ihnen ziehen. - "Was war die schwierigste Entscheidung Ihres Lebens?"
Mögliche Antwort
"Den Job in der Redaktion aufzugeben und den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Erst als ich auf dem Markt präsent war, habe ich meinen eigenen Wert kapiert."
Kommentar
Sie können auf ein Drama aus Ihrem Privatleben zurückgreifen, aber dann sind Sie hier falsch. Dieser Text wendet sich an Jobwechsler und Jobsuchende, die beruflich weiterkommen wollen. Und für die gilt: Nicht nur die berufliche Krise beschreiben, sondern dazu gleich die glückliche Auflösung erwähnen. Nutzen Sie die Chance, eine spannende und lehrreiche Anekdote zu liefern. Anekdoten sind Mini-Stories mit eingebauter Moral. Die Betonung liegt auf Mini und auf Moral. - "Lösen Sie Probleme lieber allein oder lieber mit anderen?"
Mögliche Antwort
"Am besten gebe ich Ihnen ein Beispiel, wie ich eine Aufgabe allein gelöst habe, und dann berichte ich kurz von einer gemeinsamen Teamanstrengung."
Kommentar
Die meisten Entweder-Oder-Fragen kontern Sie mit einem begeisterten Sowohl-Als-Auch. Konzentrieren Sie sich auf den 3K-Effekt und schildern Sie kurz, konkret und knackig. - "Geben Sie ein Beispiel für eine schwierige Situation und wie sie diese gemeistert haben."
Mögliche Antwort
"Sie wissen, Kundenzufriedenheit ist das A und O. Nun gab es in meinem ehemaligen Betrieb niemand, der von der Jobbeschreibung her für Reklamationen zuständig gewesen wäre. Aber im Lauf der Zeit hat man alle Anrufe zu mir durchgestellt. Eines Tages..."
Kommentar
Diese Frage kann Sie ebenso als Schüler oder als Absolvent treffen. Sie merken, über die Jobverhandlung hinaus brauchen Sie einen Vorrat an jederzeit abrufbaren, spannenden Mini-Geschichten. Muster: die Konfliktkonstellation => die drohende Katastrophe => Ihr Lösungsbeitrag. Oder: das katastrophale Ereignis => die drohenden Folgen => Rettungsplan + gemeinsame Lösung. Würdigen Sie Ihren eigenen Beitrag angemessen. Die Wirklichkeit des Berufslebens ist allen Beteiligten hinlänglich bekannt - stilisieren Sie sich nicht zum Alleinhelden, wenn es sich offensichtlich eine Teamleistung handelt. - "In welchen Fremdsprachen sind Sie fit?"
Mögliche Antwort
"Auf Englisch telefoniere ich täglich; ich wechsle interne Mails mit den Filialen in Kapstadt und Bristol. Meine Präsentationen halte ich üblicherweise auch auf Englisch. Auf Französisch bestelle ich un petit rouge pour Monsieur et une eau non gazeuse pour moi."
Kommentar
Die alte Horrorstory, dass bisweilen in einem Jobinterview aus heiterem Himmel auf Englisch gewechselt wird, ist wahr. Seien Sie vorbereitet. - "Wie hat Ihre Ausbildung Sie auf Ihren Beruf vorbereitet?"
Mögliche Antwort
"Ich habe mich nicht darauf verlassen, dass die Studienordnung schon weiß, was für meine Karriere gut ist. Soweit möglich, habe ich darum seit dem Hauptstudium den Jobmarkt und seine Anforderungen mitbedacht. Bei der Wahl meiner Schwerpunkte, Themen, Praktika und Jobs wird das deutlich. Darf ich Ihnen dazu ein Beispiel geben?"
Kommentar
Die übliche Antwort lautet: Sie haben Team- und Projektarbeit, selbständiges und eigenmotiviertes Arbeiten, analytisches und methodisches Vorgehen sowie den Umgang mit Kopierautomaten erlernt. Geben Sie dem Personaler mehr. Dies ist jetzt der Moment, wo sich Ihre systematische Aufbauarbeit an ihrem beruflichen Profil endlich auszahlt. - "Warum soll ich Sie einstellen?"
Mögliche Antwort
"Sie belegen damit wieder einmal, dass in Ihrem Haus Begabungspotenzial erkannt, integriert, gefördert und entwickelt wird."
Kommentar
So reden Trainees. Tariflich Entlohnte fügen sich in die Aufgabe, Punkt für Punkt und sehr plastisch aufzuzählen, wie und womit sie beitragen. Die Antwort "weil ich der Beste bin" ist leider nur gewöhnlich. Auch ein kühnes "weil ich alle Anforderungen erfülle" bringt die Kaffeetassen nicht zum Klirren. Sie bewerten sich bloß. Selbstlob bedeutet zunächst ja nur, dass einen niemand sonst lobt. Und Lob war noch nicht einmal gefragt. Der Pragmatiker sagt: Bist du nicht konkret von Nutzen, wirst du weiter Klinken putzen. - "Wie reagieren Sie auf Kritik?"
Mögliche Antwort
"Es ist Teil der Team- und Projektkultur in der ich mich bewege, sich gegenseitig anzuspornen, sich zu korrigieren und sich zu fordern. Ebenso wird ja auch Leistung immer neidlos anerkannt."
Kommentar
Mit diesen Worten lenken Sie davon ab, dass Sie Kritik nicht vertragen. Falls man nachbohrt: "Wissen Sie, ich werde nicht so oft kritisiert, aber ich bekomme oft Anregungen. Und ich würdige die Person immer vor den anderen für den Anstoß, den sie mir gegeben hat. Ich überlasse es Ihnen, Ihre Moral daraus zu ziehen. Ich kann nur sagen, die Arbeitsmoral in meiner Gruppe ist hervorragend." - "Erklären Sie uns doch die Unterbrechung in Ihrer beruflichen Laufbahn."
Mögliche Antwort
"Ich habe diese Phase für mich genutzt und meine persönlichen Lebensziele verfolgt."
Kommentar
Die optimale Strategie in der Personalbeschaffung ist nicht positives Denken, sondern Aufdecken, was gegen einen Bewerber spricht, noch bevor man ihn einstellt. Aus einer Runde ähnlich qualifizierter Kandidaten kommt darum der Bewerber als Gewinner heraus, über den sich am wenigsten Negatives sagen lässt. - "Was macht Ihnen bei der Arbeit Stress?"
Mögliche Antwort
"Da bitte ich Sie, zu präzisieren, was Sie unter Stress verstehen. Die Bandbreite reicht ja von arbeitsmäßigem Druck bis zur psychischen Überbelastung."
Kommentar
Sobald der Personaler sich erklärt hat: "Ich verstehe diese Frage nicht. Sie fragen doch auch nicht einen Schiffsoffizier, ob es ihm Stress macht, dass der Kasten manchmal stampft, rollt und schlingert." Falls der Personaler nicht aufgibt: "Ich finde das nett, dass Sie meine Belastbarkeit ergründen wollen. Was wollen Sie von mir hören? Dass ich bisweilen froh bin aufs Wochenende, wenn ich freitags abends die Firma verlasse?" - "Was war die schwierigste Entscheidung, die Sie bisher treffen mussten? Auf welche Art und Weise haben Sie Ihre Entscheidung getroffen?"
Mögliche Antwort
Ich habe von Anfang an mein Studium durch freiberufliche Tätigkeiten im IT-Bereich finanziert. in diesem Zusammenhang habe ich Jobofferten erhalten, darunter eine, deren Konditionen für mich zum damaligen Zeitpunkt äußerst attraktiv gewesen waren. Allerdings hätte ich dafür mein Studium ganz aufgeben müssen. Ich habe schweren Herzens abgelehnt. Heute bin ich froh, dass ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen und die restliche Studienzeit auch noch dafür genutzt habe, mich in anderen Unternehmen umzusehen und in unterschiedlichsten Umgebungen zu arbeiten.
Kommentar
Wären Sie ein deutscher Superstar, dann könnten Sie tatsächlich antworten, was Ihnen spontan einfällt. ("Die schwierigste Entscheidung in meinem Superleben? Als ich zeitgleich von Claudi Tobereit und von Dani Kühlhaus aufgefordert wurde, sie auf den Berliner Bulettenball zu begleiten.") Als Jobsuchender haben Sie keine Wahl. Sie berichten niemals aus dem vollen Leben, sondern immer aus Ihrem beruflichen Leben (oder aus Ihrer Ausbildungsphase).