Ernährungsmythen unter der Lupe

von Astrid Vits
Manche Gerüchte halten sich ewig. Besonders im Bereich der Ernährung gibt es ein paar besonders hartnäckige Kandidaten. Doch nicht alle sind wirklich wahr - manche dagegen tatsächlich schon. Lesen Sie hier, worauf Sie achten sollten, und was Sie ab heute vergessen können.
Eine warme Mahlzeit am Tag muss sein
Nein. Prinzipiell ist es nicht notwendig, warme Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Für die Verdauung ist es allerdings hilfreich, die Speisen zu erwärmen. Viele Nährstoffe können nämlich nur in erhitzter Form verdaut werden, zum Beispiel die Stärke aus Kartoffeln. Oder Broccoli, Bohnen ...
Süßstoffe sparen Kalorien
Jein. Eine begrenzte Aufnahme von Süßstoffen gilt als unbedenklich und kann bei sachgemäßer Verwendung beim Abnehmen unterstützen. Das bekannte Heißhungergefühl entsteht nur, wenn man dem Körper notwendige Energie durch zu viele Süßstoffe entzieht und dann unnötige Kalorien zu sich nimmt, weil das Hungergefühl eher einsetzt. Außerdem können zu viele Zucker.rsatzstoffe abführend wirken. Ein erhöhtes Krebsrisiko und eine Allergiebegünstigung sollen allerdings nicht bestehen. Aber Achtung: Der Begriff "Light" ist nicht geschützt. Mitunter enthalten die Produkte genauso viel Fett, dafür aber weniger Zucker.
Obst und Gemüse: Fünf am Tag
Wäre gut. Schafft man es, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen, ernährt man sich nicht nur gesund und beugt Übergewicht vor, sondern auch Herzerkrankungen, Diabetes und Krebserkrankungen wie zum Beispiel Darmkrebs. Fünf am Tag oder 650 Gramm empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung./span>. Mit 300 Gramm pro Person und Tag liegt der durchschnittliche Verzehr in Deutschland allerdings weit darunter.
Fast Food macht süchtig
Nein. Es gibt keine Suchtstoffe in Burgern oder Pommes. Allerdings hat das Essverhalten im Jugendalter häufig Auswirkungen auf das Essverhalten im Erwachsenenalter. Wer also schon als Kind oft Burger isst, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener tun. Und das ist auf Dauer natürlich ungesund.
Spinat enthält viel Eisen./strong>
Stimmt überhaupt nicht. Spinat enthält ca. 3,1 Gramm Eisen. Früher ging man davon aus, dass Spinat 31 Gramm Eisen enthält, also das Zehnfache. Hinzu kommt, dass Eisen aus Spinat vom Menschen nur in geringen Mengen aufgenommen werden kann, weil Spinat Stoffe enthält (zum Beispiel Oxalsäure), die das Eisen binden. Der Grund für den Eisen.Irrtum ist nicht eindeutig geklärt. Es kann sein, dass beim schriftlichen Übertragen der Werte das Komma um eine Stelle nach rechts verrutscht ist. Oder dass sich der gemessene Wert auf den Eisen.ehalt von trockenem Spinat bezog. Durch den hohen Wassergehalt könnte der Faktor Zehn entstanden sein. Trotzdem ist Spinat wegen seines hohen Mineralien- und Vitamingehaltes sehr gesund.
Mohn macht dumm
Nicht wirklich. Dieses Gerücht rührt wohl daher, dass in Mohn Betäubungsmittel enthalten ist, aus dem Morphium gemacht wird. Allerdings trifft das nur auf den sogenannten Schlafmohn zu. Im Speisemohn sind die Opiatspuren so gering, dass ein Kind acht Mohnbrötchen hintereinander essen müsste, bevor man eine Wirkung nachweisen könnte. Speisemohn gilt daher als unbedenklich.
Kartoffeln machen dick
Falsch. Kartoffeln oder auch Nudeln sind reich an Kohlenhydraten. Die füllen den Magen, liefern aber nur halb so viele Kalorien wie Fett.
Drei Liter Wasser am Tag trinken
Muss nicht sein. Das gilt nur bei großer Hitze oder starker sportlicher Betätigung. Zweieinhalb Liter Wasser sollen ausreichen. Davon nimmt man schon einen Liter mit der Nahrung zu sich, fehlen also nur noch eineinhalb Liter Wasser extra. Wer krank ist oder abnehmen will, sollte aber mehr trinken. Trotzdem Vorsicht: Zu viel von dem köstlichen Nass kann zu einer Volumenüberlastung führen, die wiederum Herzprobleme, Ödembildung und Hirndruck auslösen kann.
Grüner Salat ist gesund
Naja. Er besteht hauptsächlich aus Wasser und hat damit nicht besonders viele Vitamine. Vor allem Treibhaus-Salat ist arm an Nährwerten, dafür reich an schädlichem Nitrat. Viel gesünder ist ein bunter Salat aus rohem Gemüse: Paprika, Tomaten und Möhren haben mehr Zeit zum Wachsen und bilden daher mehr gesunde Nährstoffe.
Lakritze macht impotent
Durchaus. Männer, die zu viel von der schwarzen Süßigkeit zu sich nehmen, können tatsächlich Probleme bekommen. Laut einer Studie sollen sieben Gramm Lakritze pro Tag den Testosteronspiegel innerhalb von vier Tagen um die Hälfte senken. Vermutlich ist ein Zusammenspiel des Wirkstoffes Glycyrrhizin mit einem körpereigenen Enzym, das an der Testosteronbildung beteiligt ist, daran Schuld. Langfristige Störungen sind aber nicht zu befürchten. Nach vier Tagen ist alles wieder normal.
Vollkornprodukte sind gesünder
Das stimmt. Und zwar liegt das am sogenannten glykämischen Index. Das heißt: Nach dem Verzehr von Vollkornprodukten wird das Insulin gleichmäßiger ausgeschüttet und die Fettverbrennung läuft konstant. Der Effekt: Man fühlt sich fitter. Außerdem verlängert Vollkorn das Sättigungsgefühl und verleitet so weniger zum Naschen. Regelmäßig Müsli, Vollkornnudeln oder -brot unterstützen also die gesunde Ernährung.
Abends essen macht dick
Stimmt nicht. Es macht keinen Unterschied, wann am Tag man die Kalorien aufnimmt. Was man isst ist entscheidend, nicht wann. Sie schlafen wahrscheinlich nur unruhiger, wenn Sie abends essen, weil der Magen dann noch mit Verdauen beschäftigt ist.
Pilze und Spinat nicht wieder aufwärmen
Ja und nein. Pilze und Spinat zählen zu den leicht verderblichen Lebensmitteln, die giftige Stoffe bilden können, wenn man sie zu lange und im Warmen stehenlässt. Wenn Sie übrig gebliebenes Gemüse allerdings schnell im Kühlschrank abkühlen, dann können Sie es auch ein zweites Mal aufwärmen. Aber auch dann nur kurz aufkochen und nicht lange erwärmen.
Karotten sind gut für die Augen
Definitiv. Verantwortlich dafür ist das in Karotten reichlich enthaltene Beta-Carotin. Daraus stellt der Körper Vitamin A her, was wiederum wichtig für die Augen, Haut, Wachstum und Knochenentwicklung ist. Kurz- oder Weitsichtigkeit werden jedoch weder durch Karotten noch durch Vitaminpräparate beeinflusst. Auch Spinat, Broccoli, Grünkohl, Tomaten und Paprika sind Beta-Carotin-Lieferanten. Bitte beachten: Immer etwas Öl oder Butter zum Gemüse essen, sonst kann der Körper das Vitamin A nicht aufnehmen.
Schokolade ist ungesund und macht Pickel
So und so. Natürlich sind drei Tafeln Schokolade am Tag nicht gesund: zu viel Zucker, zu viel Fett, und darauf reagieren empfindliche Menschen mit verstopften Poren. In Maßen genossen ist Schokolade aber gut fürs Gemüt: Schokolade macht glücklich - und kann sogar das Herz vor Krankheiten schützen. So wie Rotwein oder Tee enthält Schokolade Flavonoide, die Arterienverkalkung vorbeugen, weil sie die Blutgefäße elastisch halten. Wenn Sie möglichst gesund naschen wollen: Greifen Sie zu Schokolade mit 70 oder 80 Prozent Kakao. Die schmeckt zwar etwas bitterer als Vollmilchschokolade, enthält aber weniger Fett und mehr Flavonoide.
Probiotika halten den Darm gesund
Da ist was dran. Studien belegen, dass die probiotischen Bakterien in Joghurts oder Probiotikdrinks den Darm gesund halten, das Immunsystem stärken und Wohlbefinden auslösen können. Das gilt allerdings nicht für alle Bakterien, und man sollte immer die gleichen zu sich nehmen. Bei folgenden Leiden sollen Proboiotische Lebensmittel helfen: diverse Durchfallerkrankungen, chronische Verstopfung, Vorbeugung von Allergien bei Frühgeborenen bzw. Vorbeugung von Neurodermitis.
Nach Steinobst darf man nichts trinken
Nein. Früher war Trinkwasser stark mit Keimen belastet. Diese können die Früchte zersetzen und zu Blähungen und Durchfall führen. Heute hat Trinkwasser bei uns aber eine gute Qualität. Nebenwirkungen müssen Sie bei normalen Mengen an Obst und Wasser nicht befürchten.