Alfa-Romeo punktet wieder

Alfa Romeo hat zum ersten Mal seit dem GP Spanien wieder gepunktet. Die Erleichterung im Schweizer Lager war spürbar. Da nahm man auch gerne die zwei Extra-Punkte, die Daniel Ricciardos Strafe den Eidgenossen beschert hatten. Weil sonst Strafen meistens gegen Alfa ausgingen.
Drei Rennen lang war Alfa-Romeo-Sauber mit null Punkten nach Hause gefahren. Und das eigentlich immer ziemlich deutlich. Der Schweizer Rennstall drohte nicht nur in der Punktetabelle ans Ende des Mittelfeldes abzudriften. Die Ingenieure traten mit dem Auto auch ein bisschen auf der Stelle. Deshalb war der GP Frankreich so etwas wie ein Befreiungsschlag. Alfa-Sauber hatte das erste von drei Upgrades in unmittelbarer Folge gebracht. Antonio Giovinazzi schaffte zum ersten Mal den Sprung ins Q3. Kimi Räikkönen wurde aus eigener Kraft Achter. Nach Daniel Ricciardos Strafe wurde ein 7. Platz daraus.
Teamchef Frédéric Vasseur atmete auf: „Wir nehmen die Punkte gerne mit. Im Mittelfeld zählt jeder Punkt.“ Vasseur sah die Strafe des Renault-Piloten als ausgleichende Gerechtigkeit. „Wenn die Regel gegen uns geht, dann kassieren wir auch immer eine Strafe. Auch wenn der gesunde Menschenverstand sagt, dass dafür eine Strafe übertrieben ist. So wie bei den Frontflügel-Flaps in Baku. Ich bin kein großer Freund von Strafen. Aber wenn schon alles auf dem Prüfstand steht, dann ist es nur gerecht, wenn Ricciardo eine Strafe bekommt. Er war zwei Mal neben der Strecke und hat zwei Mal einen Vorteil daraus gezogen.“
Ricciardo wählte die falsche Option
Auch Teammanager Beat Zehnder konnte nichts entdecken, was Ricciardo entlasten hätte können. „Er war am Ausgang von Kurve 8 mit allen vier Rädern neben der Strecke und kommt in einem Winkel zurück, der Norris zum Ausweichen zwingt. Wenn sie Vettel in Montreal bestrafen, dann haben sie bei Ricciardo keine andere Wahl. Ausgangs Kurve 9 liegt Kimi vorne und hält seine Rennlinie. Daniel ist wieder komplett neben der Strecke, Er hatte nur die Chance nach links auszuweichen und Schwung zu verlieren, oder außen mit Überschuss vorbeizufahren. Klarer kann man einen Vorteil nicht definieren.“
Alfa-Sauber hat in Paul Ricard die Wende geschafft. Welchen Anteil die aerodynamischen Neuentwicklungen (Leitbleche, Boden) daran haben, ist laut Vasseur schwer auszurechnen. „Wenn wir unseren Speed mit dem von McLaren vergleichen, dann waren wir im Rennen deutlich näher an ihnen dran. Da kann auch gutes Reifen.anagement von Kimi eine Rolle gespielt haben. Wenn du echte Fortschritte machen willst, muss beides stimmen. Die Entwicklungsschritte und das Verständnis der Reifen.“
Viel Lob für Räikkönen
Zehnder sang nach dem Rennen das Hohelied auf den Veteran Räikkönen. „Der Kimi ist unglaublich. Hat das ganze Rennen Druck von Hülkenberg und bleibt immer cool. Er weiß, wann er Gas geben muss und wann nicht. Er weiß, was er seinen Reifen zumuten kann. Er weiß, wann er in welchen Motormodus und wann in welchen Energie-Ladestatus schalten muss. Andere Fahrer brauchen da drei bis vier Erinnerungen pro Runde. Dem Kimi muss der Ingenieur von der Box nichts sagen. Der macht alles alleine.“
Wer 300 Grand Prix auf dem Buckel hat, für den ist das Fahren am Limit Routine. Der kann sich um Dinge kümmern, bei denen sich schon mancher TV-Zuschauer daheim auf dem Sofa schwer tun würde, den Überblick zu behalten. Zehnder erzählt: „Der Kimi will immer genau informiert werden, wer wann gestoppt hat und wie lange, er will die Abstände nach vorne und nach hinten und die Boxenstopp-Fenster seiner Gegner wissen. Dann musst du ihm auch gar nicht mehr sagen, wann er das Tempo anziehen muss. Das hat er selbst im Griff.“
Für Antonio Giovinazzi endete ein gutes Training erneut mit einer Enttäuschung. Seine Soft-Reifen gingen schon nach 7 Runden in die Knie. Das bedeutete zwei Boxenstopps. Damit konnte der Italiener Punkte vergessen. Das Risiko ihn im Q2 nach Vorbild der Renault- und McLaren-Piloten auf Medium-Reifen fahren zu lassen, war Sauber zu hoch. „Wir hatten den Speed auf eine Runde nicht, um mit den Medium-Reifen durch zu kommen. Und für Antonio war der Aufstieg ins Q3 mental wichtig. Das stärkt sein Selbstvertrauen. Es ist auch nicht immer gesagt, dass der Soft-Reifen der schlechtere Startreifen ist. Letztes Jahr in Sotschi haben wir mit Leclerc genau richtig gepokert. Das war auch so ein Rennen, wo keiner mit Soft-Reifen starten wollte“, erklärt Zehnder.