Bottas jeden Tag besser
Valtteri Bottas fühlt sich mit jedem Tag wohler in seinem Silberpfeil. Mercedes hat ihn bereits alle Szenarien durchspielen lassen. Nur eines wird Bottas vorenthalten. Eine Quali-Runde steht nicht auf dem Programm.
Für Valtteri Bottas war fast alles neu: Team, Auto, Reifen, Teamkollege, die Arbeitsweise. Nur der Circuit de Barcelona-Catalunya kam ihm bekannt vor. Der Mercedes-Neuzugang musste seine Akklimatisierung in acht halbe Tage packen. „Vom ersten Tag bis heute habe ich massive Fortschritte gemacht. Jeden Tag lerne ich mehr über das Auto, die neuen Teile und das Team“, bilanzierte der 27-jährige Finne nach dem siebten Tag im neuen Silberpfeil.
Den vorletzten Tag verbrachte Bottas mit Abstimmungsarbeit und Longruns. So musste er mit ansehen, wie ihm Sebastian Vettel mit 1.19,024 Minuten die Bestzeit des 2017er Testwinters aus den Händen riss. Der Ferrari-Pilot war damit knapp drei Zehntel schneller als Bottas am gestrigen Mittwoch. Und Vettel hätte locker noch drei, vier Zehntel schneller gekonnt.
Ferrari nicht unterschätzen
Bottas zeigte Respekt vor Ferraris Kampfansage, versank aber nicht in Ehrfurcht. „Die Runde war respektabel, sehr schnell. Wir dürfen Ferrari auf keinen Fall unterschätzen.“ Ein direkter Vergleich, so Bottas sei wegen des Versteckspiels der Teams nicht möglich. Keiner kennt die Spritmengen und die Motoreinstellungen.
Auch mit Teamkollege Lewis Hamilton fällt ihm der Vergleich schwer, weil keiner der beiden Mercedes-Piloten eine Quali-Runde gefahren ist. „Wir waren immer auf anderen Programmen. Es sieht aber erfreulich eng aus. Doch am Ende sind es nur Testfahrten. An einem Rennwochenende gelten andere Gesetze.“ Und was würde sich Bottas für den Rest seines Eingewöhnungsprogramms wünschen? „Ich hätte gerne eine Quali-Runde, werde sie aber wohl nicht bekommen. Das Team hat andere Prioritäten.“
Bottas räumt ein, dass er in der ersten Woche noch Mühe hatte, sich an sein neues Dienstfahrzeug zu gewöhnen: „Das Auto ist anders als alles, was ich bis jetzt gefahren bin. Vor allem mechanisch. Es verlangt, dass ich meine Fahrstil und meine Linien anpasse. Wir haben schrittweise die Balance verbessert. Seit zwei Tagen fühle ich mich richtig wohl in dem Auto.“ Zum Lehrstoff zählen auch die Starts. „Ich übe seit Januar und habe bei diesen Tests so viele Probestarts gemacht wie noch nie. Ohne Referenzpunkt sind die Starts schwieriger geworden. Es gibt deutlich mehr Variablen.“
Überholen doch nicht unmöglich?
Noch hat Bottas kein klares Bild vom Kräfteverhältnis. „Wir bilden uns nicht ein, dass wir an der Spitze sind. Keiner im Team ist relaxt. Wir glauben, dass Ferrari und Red Bull nah dran sind. Und wer weiß, was die Teams noch mit nach Melbourne bringen?“
Bei Mercedes haben nicht alle Upgrades auf Anhieb funktioniert. Besonders der vergangene Montag war ein zäher Tag. „Einige neue Teile waren besser als erwartet, einige schlechter und wieder andere haben das gebracht, was sie sollten. Die Entwicklungsarbeit hat mir einen Eindruck gegeben, wie methodisch dieses Team arbeitet.“
Bottas hat wie Hamilton festgestellt, dass es schwer ist, in den Kurven anderen Autos zu folgen. Doch das muss nicht heißen, dass Überholen automatisch schwerer wird. „Die breiteren Auto haben mehr Luftwiderstand und schlagen auf der Geraden ein größeres Loch in die Luft. Der bessere Windschatten könnte im Zusammenspiel mit einem größeren DRS-Effekt für Überholmanöver sorgen.“