Ferrari fällt immer tiefer

Ernüchterung bei Red Bull. Mercedes war auch beim zweiten Auftritt auf dem Red Bull-Ring eine Macht. Ferrari stürzt dagegen immer weiter ab. Wir haben die Leistungen aller zehn Teams im Formcheck analysiert.
Wann war Ferrari zuletzt so schwach? Da müssen wir schon die Geschichtsbücher auspacken. Okay, 2014 und 2016 gab es keinen Sieg. Aber da war Ferrari wenigstens dritte Kraft. Doch so tief wie jetzt ist die Scuderia schon lange nicht mehr abgestürzt.
Nachdem der zweite Platz von Charles Leclerc beim Saisonauftakt in Spielberg noch die Defizite überdeckte, wurde es nur eine Woche später richtig bitter. Vom Speed ist der Ferrari SF1000 nur das sechstschnellste Auto. Nicht nur McLaren zog vorbei, auch Racing Point und Renault.
Wann also gab es die letzte vergleichbare Pleite? Das war 1993, als Ferrari ein mittelmäßiges Auto baute und obendrein die aktive Aufhängung nicht verstand. Damals zwang Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die FIA zu einem Kurswechsel.
Ferrari drohte mit Ausstieg für den Fall, dass die elektronischen Fahrhilfen nicht abgeschafft würden. "Ferrari baut Rennautos, keine Raumschiffe", machte Montezemolo plakativ Werbung für eine Rückkehr zu Rennautos alter Schule.
Krise nach Schummel-Vorwürfen
27 Jahre später hat Ferrari diese politische Macht nicht mehr. Im Gegenteil. Man steht beim Weltverband auf der schwarzen Liste, seit der Verdacht im Raum steht, mit den Motoren gemogelt zu haben.
Die Kollision der Ferrari-Piloten in der ersten Runde stand symbolhaft für das Scheitern bei den ersten Rennen. Das tatsächliche Problem versteckt sich in der Technik. Das Auto ist einfach zu langsam. Viel zu langsam. Trotz neuem Aero-Paket.
Nicht nur Ferrari trat mit hängenden Köpfen die Reise nach Ungarn an. Auch bei Red Bull herrschte miese Stimmung. Der dritte Platz von Max Verstappen zählt für den Herausforderer wie eine Niederlage. Weil man gemerkt hat, dass Mercedes schon wieder mit einem Vorsprung in die Saison geht.
Ein Vorsprung, der wegen der besonderen Rahmenbedingungen in diesem Jahr nur schwer aufzuholen ist. Dem Red Bull RB16 fehlt Abtrieb, dem Honda-Motor Power. Red Bull ist eigentlich nur in langsamen Kurven schneller. Der Traum vom WM-Titel ist fast schon wieder ausgeträumt.
Enge Duelle im Mittelfeld
Das beste Rennen findet hinter Mercedes und Red Bull statt. McLaren, Racing Point und Renault besorgen die Action, die man an der Spitze vermisst. Wir hätten gerne gewusst, wo sich Ferrari da eingereiht hätte. Im Renntrim sind sie ja etwas besser. Die Kollision in der ersten Runde verhinderte eine Antwort auf diese Frage.
Im Verfolgerfeld wird mit harten Bandagen gekämpft. Renault protestiert gegen die Mercedes-Kopie von Racing Point. Da schwingt auch die Angst mit, dass die pink lackierten Autos im Verlauf der Saison noch schneller werden könnten, wenn die Ingenieure das für sie neue Konzept einmal voll verstehen.
Übersichtlicher ist das Kräfteverhältnis in der zweiten Hälfte des Feldes. Alpha Tauri fährt ein einsames Rennen zwischen dem Mittelfeld und den Ferrari-Kunden. Williams ist immer noch Schlusslicht, aber mit Anschluss an die Ferrari-Kunden.
Power Ranking GP Steiermark
Hier das Power Ranking vom GP Steiermark in der Kurzübersicht. Den detaillierten Formcheck aller zehn Teams finden Sie in der Galerie.
- Mercedes (1)
- Red Bull (2)
- McLaren (3)
- Racing Point (5)
- Renault (6)
- Ferrari (4)
- Alpha Tauri (7)
- Alfa Romeo (8)
- Haas (9)
- Williams (10)
* in Klammern Stand nach dem GP Österreich