HaasF1 testet neue Bremsen

HaasF1 nutzte die Tests von Bahrain, um neue Bremsen zu erörtern. Vor allem Romain Grosjean hatte in der Vergangenheit mit dem Material von Brembo gehadert. Wird mit Carbon Industries alles besser? Erste Erkenntnis: Es braucht Zeit.
Nach drei Grand Prix 2017 steht HaasF1 um einen Platz besser da als in der Abschlusstabelle 2016. Der US-Rennstall belegt mit 8 Punkten die siebte Position in der Team-WM. Die Ausbeute fällt allerdings kleiner aus als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Damals sammelte HaasF1 in den ersten zwei Läufen 18 Punkte.
Keine Angst vor glattem Asphalt in Russland
Nach einer Nullnummer in Australien füllten Kevin Magnussen und Romain Grosjean das Konto mit jeweils vier Zählern in China und Bahrain. Während Magnussen in China der glücklichere der beiden Piloten war, erwischte es den Dänen in Bahrain. Das Qualifying verhagelte dem Ex-McLaren- und Ex-Renault-Piloten die gelben Flaggen nach dem Sainz-Zwischenfall. Im Rennen war vom letzten Startplatz nach acht Runden Schluss. Die Elektronik streikte.
Romain Grosjean hatte es dafür in China im ersten Quali-Durchgang erwischt. In Bahrain verbesserte er sich im Rennen vom neunten Startplatz um einen Rang. Der Franzose krallte sich Nico Hülkenberg mit einem Undercut. Und der besseren Geschwindigkeit über die Distanz. „Renault ist schneller als wir im Qualifying. Dafür haben wir die bessere Pace im Rennen“, fasste Grosjean zusammen. Wenn nicht Sergio Perez im Force India im Rennen aufgetrumpft hätte, hätte sogar ein siebter Platz herausspringen können.
Der HaasF1 VF-17 ist ein Auto, das in beiden Disziplinen ordentlich abliefert. Im Qualifying mit frischen Reifen und leerem Tank. Grosjean und Magnussen haben keine Probleme, die Reifen anzuzünden. Im Rennen mit gebrauchten Gummis und vollen Tanks über mehrere Runden am Stück. Selbst mit dem glatten Asphalt in Russland hat man keine Angst, das Temperaturfenster der Reifen nicht zu treffen. „Da müssen wir in der Einfahrrunde einfach mehr pushen.“
Viele Anpassungen nötig
Inzwischen fühlt sich Grosjean auch wohler mit dem oft verteufelten Brembo-Bremsmaterial. „In China gab es ein Update. Seitdem funktioniert es besser.“ Grosjean schickt aber im gleichen Atemzug Kritik hinterher. „Wir mussten eineinhalb Jahre auf das Update warten.“
Bei den Testfahrten in Bahrain nach dem Grand Prix widmete sich HaasF1 direkten Vergleichstests zwischen Brembo und Carbon Industries. Grosjean und Magnussen drehten an zwei Tagen zusammen 174 Runden. Das entspricht über 941 Kilometern. Bei einigen Runs trug der VF-17 die Bremswerkzeuge von Carbon Industries.
„Sie fühlen sich sehr ähnlich an“, stellte Grosjean im Vergleich mit dem Brembo-Pendant fest. „Wir können anhand der Telemetrie sehen, dass ein paar Sachen bereits besser funktionieren. Sie verhalten sich am Ende des Bremsvorgangs mehr, wie ich es mag", meinte der Franzose.
Die Umstellung von Brembo auf Carbon Industries geht weit über das Wechseln von vier Bremsscheiben- und Zangen hinaus. Das Material muss mit dem Brake-by-Wire-System an der Hinterachse austariert werden. Die hinteren Bremsen werden seit 2014 elektronisch statt hydraulisch angesteuert. Die Bremsen müssen auch auf die MGU-K abgestimmt werden. Der Elektromotor generiert Strom im Schleppbetrieb, also unter dem Bremsvorgang. Dazu muss die Bremsbalance feinjustiert werden.
All das nimmt Zeit in Anspruch, und muss bis ins Detail passen. Deshalb scheint es eher unwahrscheinlich, dass HaasF1 schon zum nächsten Rennen in Russland wechselt. „Wir müssten komplett sicher sein, dass wir uns verbessern. Wir können nicht das erste Training und Teile des zweiten Trainings opfern, um weiter an den Bremsen zu arbeiten“, sagt Grosjean. Teamkollege Magnussen scheint ohnehin weniger Schwierigkeiten mit dem italienischen Material zu haben.