Kubica verlässt Williams
Robert Kubica und Williams gehen nach der Saison getrennte Wege. Der 34-jährige Pole hat sich gegen eine Fortsetzung der Zusammenarbeit entschieden. Kubica könnte 2020 in die DTM wechseln.
Es war der Tag der Fahrerbekanntgaben in Singapur. Um 15 Uhr Ortszeit hatte Haas verkündet, den Vertrag mit Romain Grosjean für 2020 zu verlängern. Fünfeinhalb Stunden später erklärte sich auch Robert Kubica. „Ich habe mich dafür entschieden, Williams am Saisonende zu verlassen.“ Damit wird die Zusammenarbeit zwischen dem Mann aus Krakau und dem englischen Traditionsrennstall in Abu Dhabi enden.
Williams und Kubica fanden 2017 zueinander, als das Team dem Polen Testmöglichkeiten offerierte. Der Sieger des GP Kanada 2008 profilierte sich. 2018 stieg der 90-fache GP-Teilnehmer zum Test- und Ersatzfahrer auf. Das Märchen wurde 2019 perfekt. Kubica, der sich 2011 bei einem Rallye-Unfall schwer am rechten Arm verletzt hatte und seither stark eingeschränkt ist, erkämpfte sich einen Stammplatz bei Williams.
Langsames Auto und Russell als Probleme
Kubica hat sich und der Motorsportwelt damit bewiesen, dass er trotz der Beschränkung immer noch schnell genug für die Formel 1 ist. Das Comeback verlief trotzdem enttäuschend. Weil Williams das mit Abstand langsamste Auto gebaut hat, kriecht Kubica am Südpol des Feldes herum.
Der FW42 hat zu wenig Anpressdruck und einen zu hohen Luftwiderstand. Erst kurz vor der Sommerpause gelang es dem Traditionsrennstall auf gewissen Strecken, Anschluss ans Mittelfeld zu finden. Zum Beispiel in Ungarn. „Es ist eine schwere Saison für uns“, sagt Kubica. „Wir sind mit unseren Leistungen natürlich nicht zufrieden. Es war für mich zusätzlich herausfordern, nach einer langen Zeit ohne Formel 1 zurückzukommen. Da trifft es dich umso mehr, wenn das Team in einer schlechten Verfassung ist. Ich muss jetzt etwas machen, was mir den Spaß am Rennfahren wieder zurückgibt.“
Das langsame Auto ist nicht das einzige Problem. Williams ist finanziell nicht mehr auf Rosen gebettet. Kurz vor Saisonstart waren sogar Gerüchte durchs Fahrerlager gegeistert, Williams können noch nicht einmal am Saisonstart in Melbourne teilnehmen. Was Teamchefin Claire Williams sofort dementierte. Und Williams kam mit beiden Autos nach Australien. Wenn auch mit einem beschränkten Ersatzteillager.
Das Niveau der Konkurrenz erreichte Williams nicht. Auch was die Standfestigkeit anbetrifft. Oftmals flogen auf Randsteinen Fahrzeugteile ab. Dazu kam auch noch ein schneller Teamkollege. Kubica ging im direkten Vergleich mit dem talentierten George Russell unter.
Der Engländer hat eine makellose Bilanz gegen seinen Teamkollegen. Russell entschied bislang alle 14 Quali-Duelle in diesem Jahr für sich. Allerdings holte Kubica in Hockenheim den einzigen WM-Punkt für Williams. Durch die nachträgliche Strafe für Alfa Romeo rückte er beim Chaosrennen auf den zehnten Platz vor.
Latifi Favorit auf Williams-Cockpit
Ein Verbleib in der Formel 1 scheint praktisch ausgeschlossen. Es gibt kaum verfügbare Cockpits. Williams könnte sich mit Formel-2-Fahrer Nicholas Latifi eindecken, der ein paar Millionen mitbringen würde. „Ich würde gerne in der Formel 1 bleiben. Aber nicht zu jedem Preis“, sagt Kubica, der darauf verweist, dass es seine Entscheidung gewesen sei, Williams zu verlassen.
Das bestätigte das Team in einer Pressemitteilung auch: „Robert war ein wichtiges Teammitglied. Wir wollen ihm für seine harte Arbeit danken und respektieren seine Entscheidung“, erklärt Claire Williams.
Die Anzeichen verdichten sich, dass Kubica für 2020 die DTM ins Auge gefasst hat. Der Krakauer, der seine Formel 1-Karriere 2006 bei BMW-Sauber begonnen hatte und 2010 für Renault fuhr, will sich dazu aber nicht äußern. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nichts dazu sagen.“
Hersteller-Meister Audi hat aber bereits Gespräche mit Kubicas Management bestätigt. Kubica könnte beim Kundenteam WRT andocken. DTM-Chef Gerhard Berger würde sich jedenfalls freuen. Der Österreicher träumt von bekannten Namen, um die DTM voranzutreiben.
Sollte Kubicas zweite Formel 1-Karriere tatsächlich nach einem Jahr bereits wieder vorbei sein, würde es die Mehrzahl im Fahrerlager bedauern. Kubica ist ein Mann klarer Worte. „Und einer der talentiertesten Fahrer überhaupt, die ich kenne“, schwärmt Weltmeister Lewis Hamilton. „Seine Stärke und Hingabe ist bemerkenswert – gerade nach seinem Unfall.“