McLaren denkt schon an 2020
McLaren hat den Umschwung geschafft. Vom Absteiger 2018 zum Aufsteiger der Saison. Dem Team ist der vierte Platz in Weltmeisterschaft fast nicht mehr zu nehmen. 2020 will McLaren näher an die Topteams herankommen.
Bei McLaren vermisst niemand Fernando Alonso. Die Teamführung ist mit seinen beiden Neuzugängen mehr als zufrieden. Lando Norris und Carlos Sainz fahren nicht nur schnell, sondern haben außerdem Humor und eine frische Arbeitsweise ins Team gebracht. McLaren lacht wieder. Das Grundgerüst stimmt.
McLaren hat wieder klare Strukturen. Und klare Führungsfiguren. Teamboss Zak Brown holte James Key als technischen Direktor und Andreas Seidl als neuen Teamchef. Es wäre aber ungerecht, den diesjährigen Erfolg an diesen beiden Personalien festzumachen. Beide stießen erst unter der Saison zu McLaren. Den MCL34 haben andere zu verantworten.
2020 vom Mittelfeld lösen
Die Basis ist gut genug, dass McLaren für 2020 darauf aufbaut. „ Das nächstjährige Auto wird eine Evolution“, sagt Teamchef Seidl. Der MCL35 wird dann aber aus der Feder von James Key stammen. Das nährt teamintern die Hoffnung, dass man im nächsten Jahr noch einmal deutlich vorankommt.
McLaren hängt die Ziele hoch, ohne ins Utopische abzudriften. Die Lücke zu Mercedes, Ferrari und Red Bull soll verkleinert werden. Denn bei all den Erfolgen 2019 ist sie immer noch zu groß für ein Team, das in 854 Grand Prix und 54 Saisons 12 Fahrer-, acht Teamweltmeisterschaften und 182 Grand Prix gewonnen hat. „Im Schnitt liegen wir zwischen einer Sekunde und 1,5 Sekunden hinter der Spitze“, weiß Seidl. In Ungarn wurde McLaren wie in Australien, China, Kanada und Österreich überrundet. Obwohl Carlos Sainz auf dem fünften Platz einlief.
2020 will sich McLaren vom Mittelfeld lösen. „Wir wollen in die Lücke stoßen, die momentan zwischen den Topteams und uns aufklafft“ , sagt Seidl. Mit anderen Worten: McLaren will den Abstand auf die Spitze in etwa halbieren. Ähnliches hatte sich für 2019 Renault vorgenommen, und ist daran gescheitert. Doch von McLaren hat man den Eindruck, dass es tatsächlich klappen könnte. Das Team arbeitet mit Ruhe. Mit einem klaren Plan. Mit klaren Aufgabenverteilungen.
GPS-Daten zeigen Fortschritt
Der Abgleich zwischen Windkanal, Simulator und Rennstrecke stimmt. Die Ressourcen sind da – technisch und personell. Das Rennen in Ungarn erbrachte den nächsten Beweis. Die Technikabteilung lieferte einen neuen Heckflügel und kombinierte ihn mit Retuschen am Unterboden. Es zahlte sich aus. „Wir haben die Teile ausgepackt, hingeschraubt, und sie haben sofort funktioniert. Das ist ermutigend“, sagt der Teamchef. Die Schwäche in langsamen Kurven ist zwar noch nicht behoben, aber zumindest gemildert. „Die GPS-Daten zeigen, dass wir in langsamen Kurven das Mittelfeld angeführt haben.“
Mit dem MCL35 hat McLaren pünktlich angefangen. „Direkt nach den Wintertests haben wir die Konzeptphase eingeleitet. Zum ersten Mal seit Jahren sind wir im Zeitplan und hängen nicht hinterher.“ Man sollte trotzdem keine Wunderdinge erwarten. Wenn McLaren sein Ziel für 2020 erfüllt, wäre viel erreicht. „Es geht nicht mit Magie, sondern nur mit harter Arbeit.“ Auch das hat sich im Vergleich zu früher geändert. McLaren hängt die Trauben nicht zu hoch. 2021 will das Team im Bestfall zur Spitze aufschließen. Dann greift das neue Reglement. Dann greift der Budgetdeckel – wenn auch in abgespeckter Form.
Doch erst einmal ein Schritt vor dem nächsten. McLaren kündigt für die zweite Saisonhälfte weitere Updates an. Man fürchtet sich nicht mehr vor Strecken wie Singapur, die maximalen Anpressdruck verlangen. Der MCL34 hat inzwischen gewisse Allrounder-Qualitäten. Auch wenn die Fahrer bremsen. „In Ungarn sind mit den schnellen Autos viele langsame Kurven zu mittelschnellen geworden.“