Hamilton verschleiert wahre Pace
Mercedes sicherte sich in Spielberg den ersten Doppelsieg der Saison. Lewis Hamilton kontrollierte das Rennen vom Start bis ins Ziel. Teamkollege Valtteri Bottas war wegen seiner schlechten Startposition kein Gegner. Red Bull war wehrhaft, aber nicht schnell genug.
Es ist bislang eine Saison nach dem Geschmack von Mercedes. Zwei Rennen, zwei Pole-Positions, zwei Siege, ein Doppelsieg. Der Titelverteidiger führt die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft bereits jetzt wieder souverän an. Mercedes hat in zwei Rennen 80 von 88 möglichen Punkten gesammelt. McLaren als Zweiter nicht einmal die Hälfte. Und der größte Gegner Red Bull bringt es nach dem Doppelausfall zu Saisonbeginn nur auf 27 Zähler.
Mercedes ist zu diesem frühen Zeitpunkt auf Kurs, den siebten Titel in Serie in beiden Weltmeisterschaften einzufahren. Valtteri Bottas führt die Fahrer-Wertung mit 43 zu 37 Punkten gegen Lewis Hamilton./span> an. Die Piloten teilten sich die Siege auf. Bottas siegte beim GP Österreich, Hamilton eine Woche beim GP der Steiermark auf derselben Strecke.
Hamilton strauchelt nur am Freitag
Dieses Mal lieferte der Weltmeister eine souveräne Vorstellung ab. Kein Fehler, kein Zusammenstoß, keine Flagge übersehen, ein makelloser Auftritt ab der Qualifikation. Der Teamkollege brachte sich mit einer durchwachsenen Leistung am Samstag um alle Chancen am Sonntag. "Heute ging es für mich nur um Schadensbegrenzung. Das ist mir mit dem zweiten Platz gelungen."
Nur am Trainingsfreitag hatte der Finne die Oberhand. Dann verglasten seine Bremsen in der nassen Qualifikation und die Reifentemperaturen blieben im Keller. Hamilton dagegen glückte eine Traumrunde. Der sechsfache Titelträger steckte nach dem verpatzten Auftakt mit Platz vier im Rennen zwei Tage lang die Köpfe mit seinen Ingenieuren zusammen. Das zeigt, wie Hamilton tickt. Er akzeptiert keine Schwäche und keine Niederlagen. Der Hunger ist nicht gestillt: Trotz inzwischen 85 Siegen und 89 Poles.
Hamilton ließ sich auch nicht von einem Problem am Freitag aus der Bahn werfen. Wieder brütete er mit den Ingenieuren über den Daten. Ab Samstag war sein Auto verwandelt, die Mechanik-Probleme aussortiert. "Wir haben ein anderes Setup ausprobiert und sind ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten. Deshalb haben wir zurückgebaut", berichtete Teamchef Toto Wolff.
Hamilton dosiert das Tenmpo
Am zweiten Rennwochenende des Jahres trieb den Ingenieuren auch die Standfestigkeit keine Sorgenfalten mehr auf die Stirn. Im Eiltempo hatte Mercedes zwischen den Grands Prix den Kabelbaum angepasst und das elektrische Umfeld des Getriebes gestärkt, um der Konkurrenz wieder davonzueilen. Hamilton applaudierte seiner Mannschaft. "Wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Wir konnten heute mehr attackieren. Mit dem Getriebe gab es keine Probleme. Ich konnte normal fahren."
Noch aber sind nicht alle Probleme gelöst. "Das Getriebe war heute fein. Alle Systeme und Parameter haben sich innerhalb des gewünschten Rahmens bewegt", erzählte Teamchef Wolff. Doch das Auto, das im Feld den meisten Anpressdruck generiert, strapaziert die mechanischen Komponenten am stärksten.
Die Piloten konnten die aggressiven Randsteine zwar wieder in ihre Linienwahl einbinden, nahmen aber Tempo raus, wenn es der Rennverlauf zuließ. In den schnellen Kurven wirken hohe Kräfte auf die Aufhängungen, die auf den Randsteinen zusätzlich durchgeschüttelt werden. "Wir haben festgestellt, dass die Aufhängungen wieder stark belastet wurden, aber nicht überlastet", sagte Wolff. "Wir sind uns insgesamt noch nicht 100-prozentig sicher, weil wir alle Probleme auch noch nicht zu 100 Prozent verstehen. Wir denken, dass die Sausage-Kerbs hier einen Großteil zu beitragen. Aber wir werden auch an das Design des Autos ranmüssen."
Im ersten Rennen konnte man sich nach dem Ausfall von Verstappen noch schonen. Am zweiten Rennsonntag hielt der Red Bull durch. Doch Mercedes dosierte das Tempo. Je näher der Boxenstopp rückte, desto mehr zog Hamilton an, um Verstappen aus dem Boxenstoppfenster zu drängen. Verstappens Rückstand verdoppelte sich innerhalb von neun Umläufen bis zu seinem Boxenstopp in Runde 24 von 2,8 auf 5,6 Sekunden.
Und auch nach Hamiltons einzigem Reifentausch lag Verstappen fünf Sekunden zurück. Bis ins Ziel wurden 33,6 Sekunden daraus – auch weil Red Bull noch einen zweiten Reifenwechsel einlegte, um wenigstens die schnellste Runde zu fahren, was Verstappen nicht glückte.
Angst vor hohen Temperaturen
Auch Hamilton wollte den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde. Auf 41 Runden alten Reifen drehte er in 1:06.719 Minuten die drittschnellste Runde des Rennens. Was zeigt, wie viel in diesem Mercedes steckt. "Wir haben noch nicht den wahren Mercedes gesehen. Aber auch noch nicht den wahren Red Bull. Max fuhr in der verwirbelten Luft, und am Ende mit einem angeschlagenen Auto", ordnete Wolff ein. So erwischte auch noch Bottas den Red Bull.
Mercedes pflegte die Reifen besser und gewann gegenüber Red Bull die Zeit auf den Geraden und den schnellen Kurven. In langsamen Ecken war Verstappen besser. "Besonders in den Kurven drei und vier." Der Weltmeister mahnt zur Vorsicht. "Wir müssen auf Zehnspitzen bleiben und achtsam sein. In Ungarn könnte Red Bull sehr stark sein mit seinem kurzen Auto." Sagt Hamilton. Gemeint ist der kürzere Radstand, der auf dem Papier eine bessere Wendigkeit garantiert. Red Bull hofft außerdem auf hohe Temperaturen. "Das ist noch eine Schwachstelle von uns", befindet Wolff.
Bottas zeigte sich nach der Niederlage aussortiert. Immerhin reist der Finne als WM-Führender nach Budapest. "Ich habe gelernt, durchschnittliche Wochenenden schneller abzuhaken. Ich lasse mich nicht verrückt machen. Ich habe über den Winter einen Schritt gemacht und fahre besser."