Neue Ferrari-Software für Monaco

Ferrari hat den Technikkommissaren der FIA in Monaco eine korrigierte Software des Energiemanagements präsentiert. Sie soll Missbrauch ausschließen. Über die alte Version bestehen weiter Zweifel. Hat Ferrari mehr als die erlaubten 163 PS aus der Batterie abgezapft?
Der Batteriestreit um Ferrari geht in seine nächste Runde. Nachdem Untersuchungen der FIA offenbar ergeben hatten, dass Ferraris Energiemanagement nicht über jeden Zweifel erhaben war, musste Ferrari in Monte Carlo den Technischen Kommissaren eine neue Software für die Energieverwaltung vorlegen, die Missbrauch generell ausschließt.
Das ist am ersten Trainingstag zum GP Monaco passiert. Jetzt muss der Weltverband prüfen, ob man mit der von Ferrari eingesetzten und nun modifizierten Technologie tatsächlich nichts Verbotenes anstellen kann.
Ferrari teilt seinen Energiespeicher als einziges Team in zwei Hälften. Deshalb auch zwei Ausgänge. Das ist zunächst nicht strafbar, so lange nie mehr als vier Megajoule Energie pro Runde und 120 Kilowatt Leistung (163 PS) in das System eingespeist werden. Das wird mit einem von der FIA homologierten Sensor am Ausgang der Batterie gemessen. Nach einem Tipp von Mercedes ließ sich die FIA in Baku und Barcelona Leistungsdiagramme zeigen und überprüfte die Batterie. Es ging darum, dass unter bestimmten Bedingungen der Sensor so umgangen werden kann, dass er überschüssige Leistung nicht misst.
Die Konkurrenz behauptet, dass sie bei Ferrari in Baku in den Qualifikationsrunden über GPS-Messungen einen plötzlichen Leistungsanstieg von 20 PS ermittelt haben will, was in der Rundenzeit drei Zehntel gebracht haben soll. In Barcelona hätte Ferrari dagegen keinerlei Extraleistung auf den Geraden mobilisiert. Da aber waren alle im Zirkus bereits gewarnt. Die ersten Batteriechecks gab es ja bereits in Baku.
Protestfrist für alte Rennen abgelaufen
Der Verdacht richtete sich schnell auf die Batterie und ein schlaues Energiemanagement, das phasenweise mehr Leistung abgeben soll, ohne dass es der Sensor misst. Tatsächlich ist es irrelevant, ob der Teilnehmer etwas Illegales getan hat. Eine Technik ist bereits dann illegal, wenn die Möglichkeit besteht, etwas Verbotenes damit anzustellen. Die Beweislast, das auszuschließen, liegt allein beim Team und nicht bei der FIA.
Bis jetzt ist aber immer noch nicht ganz klar, ob Ferraris Batterie theoretisch in der Lage war, mehr als die erlaubte Leistung einzuspeisen. Es gibt jedoch offenbar berechtigte Zweifel daran. Unabhängig davon, ob es benutzt wurde oder nicht. Wir hören sowohl von den Teams als auch vom Weltverband, dass der Nachweis extrem kompliziert ist. So brüten Experten der FIA immer noch über Diagrammen aus Baku und Barcelona.
Deshalb musste Ferrari reagieren, um diese Zweifel auszuschließen. Da wir davon ausgehen können, dass sich die Roten jetzt auf sicherem Gleis bewegen, wäre ein Protest ziemlich sinnlos. Er würde vermutlich ergeben, dass alles legal ist.
Gegen das, was in der Vergangenheit passiert ist, kann nicht mehr protestiert werden, selbst wenn die FIA ihre Zweifel über das alte System nicht ausräumen kann. Die Frist ist längst abgelaufen. Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten, den Fall nochmals aufzurollen. Entweder FIA-Präsident Jean Todt beauftragt das Internationale Berufungsgericht der FIA damit, den Fall zu untersuchen. Oder ein Mitbewerber bittet Todt, dies zu tun.