Radio Fahrerlager GP Japan
Was sonst noch so am Rennwochenende in Suzuka passiert ist, erfahren Sie in unserer Rubrik Radio Fahrerlager. Hier haben wir die kleinen Geschichten aus der Formel 1-Gerüchteküche gesammelt.
Verstappen im alten Honda
Max Verstappen durfte am Dienstag vor dem GP Japan Hondas erstes Formel 1-Auto fahren. Der RA272 debütierte 1964 am Nürburgring und gewann 1965 in Mexiko das letzte Rennen der 1,5 Liter-Ära. „Ich habe nicht richtig in das Auto reingepasst und konnte beim Runterschalten kein Zwischengas geben, aber sonst war es eine coole Erfahrung“, erzählte Verstappen.
Der Holländer wird allerdings etwas Leistung vermisst haben. Der Honda-Zwölfzylinder gab 230 PS ab. Sein aktueller Honda V6-Turbo schafft dagegen über 950 PS. „Dafür war der Sound des Zwölfzylinders viel geiler“, meinte Verstappen. In der Galerie zeigen wir Ihnen die Bilder von der besonderen Testfahrt in Motegi.
Hamilton spricht vom Aufhören
Lewis Hamilton hat nach seiner Rückkehr aus Japan mit einigen Instagram-Posts für Aufsehen gesorgt. Der Brite äußerte sich frustriert darüber, dass die Menschen immer noch so viel Fleisch essen, was schlecht für die Tiere und die Umwelt sei. Hamilton forderte eine bessere Aufklärung der Bürger und mehr Initiative von den Politikern.
Der Weltmeister schloss seine Kritik mit ein paar sehr philosophischen Worten ab: „Ehrlich, mir ist danach, einfach alles aufzugeben. Warum soll man sich noch kümmern, wenn die Welt so aus den Fugen geraten ist und es die Leute gar nicht zu interessieren scheint. Ich werde mich eine Zeit lang verabschieden um meine Gedanken zu sammeln. Danke an alle, die sich noch um diese Welt bemühen.“
Strafe für Steiner
Haas-Teamchef Guenther Steiner wurde in Suzuka von den Sportkommissaren vorgeladen und 30 Minuten lang verhört. Es ging um seine Kritik an den FIA-Schiedsrichtern nach der Fünf-Sekunden-Strafe für Kevin Magnussen in Sotschi. Sie hatte Haas einen Platz und zwei WM-Punkte gekostet. Magnussen war in Kurve 2 nach einem Verbremser nicht vorschriftsgemäß durch den Notausgang gefahren.
Steiner und sein Fahrer hielten die Strafe übertrieben. „Ich habe einen Platz an Perez verloren und die Runde war zwei Sekunden langsamer als sonst. Wofür wurde ich bestraft?“, ärgert sich Magnussen noch heute.
Steiner muss jetzt für die Beleidigung eines Kommissars beim GP Russland über den Boxenfunk gleich nach Rennende eine Strafe von 7.500 Euro bezahlen. Der Südtiroler hatte am Funk gewettert: „If we didn’t have a stupid idiotic Steward we would be eighth … You know who is the Steward. You know him. It is always the same. He just does not get any more intelligent…“
Zur Aufklärung: Gemeint war Fahrervertreter Emanuele Pirro. Die relativ milde Strafe für die Entgleisung wurde damit begründet, dass Steiner bei der FIA nicht „vorbestraft“ war. In Zukunft wird man allerdings bei ähnlichen Fällen härter verfahren.
Mehr Power durch neuen Sprit
Mobil-Entwicklungschef David Tsurusaki bestätigt, dass die vier Autos mit Honda-Motoren mit einem neuen Benzin in Suzuka fahren. Sofern sie den Spec 4-Motor einsetzen. Der neue Kraftstoff wurde für diesen Motorentyp maßgeschneidert. Laut Tsurusaki stecken zwei Jahre Entwicklungszeit in dem Benzin. Anfang August wurde entschieden, dass er beim Honda-Heimspiel in Japan debütiert. Seitdem laufen auf den Honda-Prüfständen Versuche.
Der Sprit erhöht die Leistung, verbessert die Fahrbarkeit, verlängert das Leben der Motoren. Zahlen bleiben geheim. Nur so viel: „Wir verwenden in dem Kraftstoff chemische Zusammensetzungen, die vorher noch nie im Einsatz waren.“ Aus Kreisen des Teams hört man, dass die jüngste Ausbaustufe des Honda-Motors in Kombination mit dem Kraftstoff 25 PS gebracht haben soll.
Was tun am Taifun-Tag?
Der Taifun zwang dem GP-Zirkus am Samstag eine alternative Freizeitgestaltung auf. „Die Kinder haben Playstation gespielt, ich habe Tennis geschaut“, spottete Nico Hülkenberg. Romain Grosjean bastelte sich aus einem Bausatz den Sechsrad-Tyrrell P34 zusammen. Max Verstappen, Carlos Sainz, Lando Norris und Sergio Pérez spielten das FIFA-Videospiel.
Zielflagge nicht gesehen
Kaum einer kannte die Regel. Die Fahrer nicht, und die meisten Teamchefs auch nicht. Seit diesem Jahr ist die echte Zielflagge nicht mehr relevant. Nachdem beim GP Kanada 2018 das Top-Model Winnie Harlow auf Befehl der Rennleitung die Flagge eine Runde zu früh schwenkte, will man sich nicht mehr auf den Menschen verlassen, sondern einen Mix aus Mensch und Computer. Doch der ist auch nicht idiotensicher.
Die FIA untersucht noch wo der Fehler steckte, als Valtteri Bottas die elektronische Zielflagge am Ende von Runde 52 präsentiert bekam. Trotzdem fuhren alle noch im Renntempo eine Runde weiter. Sebastian Vettel und Charles Leclerc hätten es sowieso getan. „Wir haben das Schild gar nicht gesehen.“ Und was wäre passiert, wenn nicht der Sieger, sondern erst der Zweite elektronisch zuerst abgewinkt worden wäre? Die Rennleitung wusste darauf keine Antwort.
Kubica teilt aus
Für Robert Kubica war der GP Japan ein Wochenende mit gemischten Gefühlen. Im Freitagstraining fühlte sich der Pole zum ersten Mal so richtig wohl in seinem Williams. Da war der neue Frontflügel am Auto. Am Sonntag verschwand der Flügel wieder in den Transportkisten. Kubica crashte im Q1, teils wegen des starken Windes, teils weil die Servolenkung seltsame Rückmeldungen gab, teils aus Eigenverschulden.
Das Rennen war die übliche Enttäuschung. Sein Auto erwies sich wie so oft als Wundertüte. Lob gab es nur für den Einsatz der Mechaniker, die in drei Stunden ein neues Auto aufbauten. „Die haben einen fantastischen Job gemacht. Wir wissen, dass sie das Unmögliche möglich machen können, fast wie bei einer Rallye. Leider hängt nicht nur alles von ihnen ab.“
Dann machte Kubica im polnischen Fernsehen Eleven Sports TV seinem Ärger Luft: „Freitag war ein positiver Tag. Zum ersten Mal seit langer Zeit hat sich mein Auto viel besser angefühlt, obwohl der Flügel am anderen Auto nicht so gut funktioniert hat. Aus seltsamen Gründen wurde der Flügel von meinem Auto wieder weggenommen. Ich glaube, dass diese Entscheidung aus Gründen getroffen wurden, die nichts mit dem Geschehen auf der Strecke zu tun hatten. Der Sonntagmorgen hat mir die Augen geöffnet. Mir waren einige Dinge schon vorher bewusst, aber da wurden Grenzen überschritten. Wir haben jetzt noch 20 Sitzungen übrig in diesem Jahr. Lasst uns hoffen, dass einige Dinge gelöst werden.“
Heizdecken-Verbot kommt doch nicht
Eigentlich sollten Reifenheizdecken verboten werden. Jetzt bleiben sie der Formel 1 auf Druck von Pirelli und einigen Teams erhalten. Pirelli hätte den Teams niedrigere Startdrücke erlauben müssen, wenn nicht vorgeheizt werden darf. Das ist den Italienern aber zu riskant. Ist der Einstiegsdruck zu hoch, drohen Blasen.
Die Formel 1 hat damit eine weitere Gelegenheit vertan zu sparen. Wegen der 18-Zoll-Reifen müssen die Teams 2021 jetzt neue Heizdecken kaufen. „40 Garnituren kosten 600.000 Euro. Dazu kommen 250.000 Euro zusätzliche Transportkosten“, rechnet Alfa-Teammanager Beat Zehnder vor.