"Vorbereitung auf Melbourne unvollständig"
Renault reist mit großen Sorgen zum ersten Rennen in Melbourne. Das hat Motorenchef Rob White nun offiziell zugegeben. "Die Vorbereitungen sind immer noch unvollständig", erklärte der Brite nach der letzten Testwoche von Bahrain.
Wie lief der zweite Bahrain-Test aus Sicht von Renault?
White: Unser Ziel war es vor Australien noch etwas verlorenen Boden gutzumachen und einen Grand Prix-Ablauf zu proben. Wir wollten, dass jedes unserer vier Teams das Rennwochenende normal angehen kann ohne irgendwelche Abläufe improvisieren zu müssen. Wir müssen aber der Tatsache ins Gesicht schauen, dass wir nicht das komplette Programm mit allen Teams durchbekommen haben und einige Vorbereitungen auf Melbourne immer noch unvollständig sind. Positiv ist, dass wir von allem etwas erledigt haben: Qualifying-Simulationen, Start-Übungen, Renndistanzen und Dauerläufe. Man kann also sagen, dass wir echte Fortschritte erzielen konnten. Wir haben einige Sachen beseitigt und für einige der zuvor erkannten Probleme Notlösungen gefunden. Mit mehr Kilometern sind aber auch neue Probleme ans Tageslicht gekommen. Das hat die Liste der ungelösten Dinge verlängert und das Programm gestört, was für unsere Teams sicher enttäuschend war.
Gab es noch größere Probleme?
White: In Sachen Reparaturen können sich kleinere Zwischenfälle zu großen Dingen ausweiten und bedeutende Ausfallzeiten verursachen. Das ist auch ein Beispiel für das frühe Entwicklungsstadium unserer Power Unit. Es gibt noch kein Notlaufprogramm, das man zu dieser Zeit normalerweise hat. Das trägt zu Verlust von Fahrzeit bei, wenn kleinere Probleme auftauchen. Beim Fahren macht sich diese Unreife in Form von verzögerter Drehmomentabgabe oder schlechter Fahrbarkeit bemerkbar. Das macht es für die Piloten schwer, die Limits des Autos auszuloten.
Was waren die größten Fortschritte der Testwoche?
White: Wir haben damit begonnen, dass sich die Antriebskonfiguration im Auto der Anordnung der Motoreneinheit auf den Prüfständen in Viry annähert. Wir haben das Leistungslevel, mit dem die Antriebseinheit betrieben werden kann, erhöht. Und wir haben Fortschritte in Sachen Energie-Management gemacht. Dazu sind wir bei der Fehlerbehebung in den Steuerungssystemen vorangekommen.
Wie sieht jetzt der Plan für Melbourne aus?
White: In der Zeit bis Melbourne müssen wir noch eine Reihe von Dingen abarbeiten. Wir müssen alles, was wir bei unseren vier Teams gelernt haben, zusammenführen. Wir müssen die gesammelten Daten analysieren und vergleichen und die besten Lehren daraus ziehen, damit alle Renault-Teams eine gute Basis haben. Zweitens müssen wir weiter am Ansprechverhalten der Antriebseinheit arbeiten, um das Fahrgefühl für die Piloten zu verbessern. Das wird vor allem durch Software- und Kalibrierung erreicht. Das Ergebnis muss dann aber noch auf dem Prüfstand bestätigt werden. Als drittes gibt es noch die logistische Herausforderung, alle Antriebseinheiten zu bauen und nach Australien zu liefern. In diesem Prozess befinden wir uns gerade. Er wird kommende Woche abgeschlossen.
Hat die Renault Antriebseinheit den notwendigen Homologationsprozess abgeschlossen?
White: Ja, die verlangten Dokumente und der Referenz-Motor wurden innerhalb der Deadlines an die FIA übergeben.
Wie sehen die Erwartungen für Melbourne aus?
White: Wir fahren besorgt nach Melbourne. Es wäre eine große Erleichterung, wenn es ein normales Rennwochenende wird, bei dem beide Autos unserer Teams in jeder Sitzung fahren können. Ich hoffe, wir können unsere Teams dabei unterstützen, die Leistung ihrer Autos auszuloten und dass im Rennen guter Sport geboten werden kann.