Werksauto mit neuer Lackierung

Der Renault R.S.20 präsentierte sich kurz vor dem Saisonstart in Melbourne endlich in seiner vollen Pracht. Wir zeigen Ihnen die Bilder des französischen Werksrenners in seiner fertigen Lackierung und werfen einen Blick auf die Technik-Details.
Renault hatte schon vor den Testfahrten in Barcelona lange ein Versteckspiel betrieben. Der neue R.S.20 zeigte sich erst ganz kurz vor dem Anpfiff der Wintertestfahrten. Da rollte der Werksrenner noch mit einer dunklen Tarnlackierung aus der Garage, die es der Konkurrenz erschweren sollte, technische Details auszumachen.
Kurz vor dem Saisonstart in Melbourne war es nun mit dem Versteckspiel endgültig vorbei. In einer kleinen Präsentation im Albert Park zogen Daniel Ricciardo und Esteban Ocon das Tuch vom Auto. Allerdings kam unter der Hülle das Vorjahres-Modell in der neuen Lackierung zum Vorschein.
Der neue Renault R.S.20 wurde immerhin parallel dazu auf Studiofotos in seinem fertigen Look präsentiert. Viel verändert hat sich beim Design nicht. Die Nase ist weiterhin in der traditionellen Renault-Rennfarbe Gelb gehalten. Im hinteren Teil zeigt sich dagegen viel Schwarz. Ins Auge fallen zudem noch neue Sponsoren-Logos auf dem Frontflügel.
Nase ist das Highlight des R.S.20
Technisch soll der R.S.20 nach Aussage der Ingenieure nur eine Weiterentwicklung des Vorgängers sein. Und doch trägt der Renner der Franzosen viele eigenständige Ideen in sich. Eine ist schon auf den ersten Blick erkennbar. Die neue Nase weicht weit ab vom Trend. Sie ist tief, sie ist dünn, sie trägt keine Knolle an der Vorderseite und hat auch keine Löcher. Die beiden Streben, die den Flügel tragen, stehen ähnlich eng zusammen wie beim Mercedes. Die Nase überdeckt den Frontflügel nur minimal. In ihrem Profil erinnert sie an den Ferrari von 2015.
Unter der Nase geht es extravagant weiter. Der Kapuzenflügel schnorchelt über zwei Ausbuchtungen links und rechts Luft unter das Auto. Und der enge Tunnel scheint gar nicht mehr aufzuhören. Er reicht bis hinter die Vorderachse. Kleine Slots an der Seite füttern der Strömung immer wieder neue Luft zu.
Ungewöhnlich sind auch die Leitbleche vor den Seitenkästen. Ein riesiger Bumerang-Flügel kopiert die Kontur des Unterbodens eine Etage weiter oben. Er reicht bis zur vertikalen Strebe des Seitenkastenflügels. Im Bereich der Kühleinlässe kopierte Renault bei Red Bull. Die Crashstruktur wurde nach unten verlegt um oben Platz für ein mächtiges Flügelelement zu schaffen. Dazwischen klemmt sich der Briefkasten-ähnliche Kühleinlass.
Beim Heckflügel setzt Renault auf Einfachheit. Die Endplatte ist immer noch zweigeteilt, doch am unteren Ende fehlen die Fransen. Wie beim Red Bull. Insgesamt investierte Renault viel Aufwand in eine Saison, die nur ein Übergangsjahr werden soll. Der französische Nationalrennstall hat sich früher als alle anderen auf die Entwicklung des 2021er Autos geworfen.
Renault reduziert Anstellung des Autos
Ähnlich wie Racing Point wagte sich Renault an ein neues Konzept. Die Ingenieure senkten die Anstellung des Autos ab. Das ist der Mercedes.Weg. Die neue Aerodynamik soll das größte Problem des Vorgängers kurieren. In Kurvenfahrt änderte sich die Balance. In schnellen Kurven mehr als in langsamen. Der Abtrieb war nicht stabil.
Esteban Ocon berichtete nach seinem ersten Einsatz, dass er genau dieses Problem nicht gespürt habe. „So etwas merkst du gleich bei der ersten Ausfahrt.“ Der Franzose, der nach einem Jahr Pause von Mercedes kam, bezeichnete den R.S.20 als „Gute Basis“. Zufrieden stellte Ocon fest: „Es ist nichts grundlegend falsch an dem Auto. Es fühlt sich gesund an.“
Kurve 9 ging problemlos voll. Das war im letzten Jahr noch anders. Da mussten die Fahrer in der schnellen Rechtskurve auf die Gegengerade oft kämpfen, weil der Anpressdruck schwankte. Ocon berichtete am Funk von viel mehr Grip als mit dem 2019er Auto, das er beim Abschlusstest 2019 in Abu Dhabi gefahren war: „Es fühlt sich so leichtgängig an wie ein Formel 3 mit viel Power.“
Renaults leise Töne sollen den Druck vom Team nehmen. Noch hat der Vorstand nicht grünes Licht für die Zukunft gegeben, auch wenn viel dafür spricht, dass er es tun wird. Der Werksrennstall scheut sich vor großen Versprechungen, die man später eventuell zurücknehmen muss.
Dass man auf eine Präsentation des Autos im Vorfeld der Testfahrten verzichtete, hatte einen einfachen Grund. Der R.S.20 wurde erst in letzter Minute fertig. Er war wie zwei andere Autos im Feld schon im Dezember durch den FIA-Crashtest gefallen. Dabei ging ein Chassis zu Bruch.