Sauber C36-Ferrari für die Formel 1-Saison 2017

Sauber ist das erste Formel 1-Team, das ein echtes 2017er Auto auf die Räder gestellt hat. Nach der Vorstellung des Autos im Studio ging es zum Shakedown nach Barcelona. Wir haben die spektakulären Bilder und das Video der ersten Ausfahrt.
Sauber steht dieses Jahr auf der Pole Position. Der Schweizer Rennstall hat am Montag (20.2.2017) als erstes Formel 1-Team sein neues Formel 1-Auto auf die Räder gestellt. Nur zwei Tage später drehte der C36 dann auch die ersten Runden auf der Teststrecke in Barcelona. Im Rahmen eines Filmtages wurden Bilder und Videos des neuen Autos in Action aufgenommen, die wir Ihnen gerne in der Galerie zeigen.
Der erste Eindruck des neuen Autos auf der Strecke ist spektakulär. Die fetteren Reifen, das breitere Chassis und der niedrigere Heckflügel wirken erst in Action richtig aggressiv. Der Sauber C36 wirkt deutlich dynamischer als sein Vorgänger, obwohl Marcus Ericsson nur mit Halbgas auf der Grand Prix-Strecke unterwegs war. Die große Regelreform scheint sich gelohnt zu haben.
Auch für Sauber ist das Jahr 2017 ein großer Umschwung. Nach drei schweren Saisons am Rande des Existenzminimums ist dank der neuen schwedischen Besitzer wieder der Normalzustand eingetreten. Der Schweizer Rennstall geht ohne Geldsorgen in seine 25. Formel 1-Saison.
„Zusammen mit Longbow Finance eröffnen sich uns künftig große Möglichkeiten, um wieder konkurrenzfähiger zu werden und zu alten Erfolgen zurückzukehren. Mit einer neuen Herangehensweise wollen wir uns gegenüber unseren Konkurrenten besser positionieren“, erklärt Teamchefin Monisha Kaltenborn.
Sauber kannte früh alle Motordaten
Das Ergebnis ist der neue Sauber C36. Obwohl die Schweizer Ingenieure erst im Juli 2016 mit ihrer Arbeit beginnen konnten, hat das Team das neue Auto schneller fertiggestellt als die Konkurrenz. Was nicht nur daran liegt, dass man finanziell nicht mehr eingeschränkt war. Sauber legte sich früh darauf fest, mit dem 2016er Ferrari-Motor zu fahren. Damit stand auch früh die Architektur im Heck und der Kühlbedarf fest.
Der neue Technikchef Zander. itemprop="name" />Jörg Zander./span> sieht damit zumindest für den Beginn der Saison einen Vorteil: „Wir konnten frühzeitig loslegen und das Motorumfeld definieren. Motor und Getriebe und damit auch der Kühlbedarf waren bekannt.“ Sauber glaubt nicht, dass man wegen des letztjährigen Triebwerks große PS-Einbußen in Kauf nehmen muss. „Die Anzahl der Motoren wird von Saison zu Saison reduziert. Die Motorenhersteller werden sich deshalb mehr auf Standfestigkeit als auf Leistung konzentrieren“, glaubt Kaltenborn. Zander ergänzt: „Zu Saisonbeginn könnten wir von höherer Standfestigkeit profitieren.“
Das Geheimnis der Airbox
Das Hauptaugenmerk der Fahrzeugentwicklung lag laut Zander auf drei Säulen: Maximale Gewichtsersparnis, den Anstieg des Luftwiderstands auf ein Minimum zu reduzieren und sich mehr auf aerodynamische Stabilität als eine Maximierung des Abtriebs zu konzentrieren. Trotz der von 1.80 Meter auf zwei Meter vergrößerten Fahrzeugbreite hat Sauber das Chassis und damit den Querschnitt so schmal wie möglich gehalten. Man sieht es vor allem an den extrem kleinen, dreieckigen Kühleinlässen.
Dafür hat sich die Öffnung der Airbox vergrößert. Nach dem Vorbild Mercedes wird dort nicht nur Luft für den Motor inhaliert, sondern auch für diverse Kühler im Bereich Getriebe und Leistungselektronik abgezweigt. Auch schräg unterhalb der Airbox sind zwei kleine Öffnungen angebracht. Der Überrollbügel selbst ist ein schmaler Steg in der Mitte. Damit folgt Sauber einer Idee von Mercedes aus dem Jahr 2010. Der auf das Minimum reduzierte Überrollbügel bringt Gewichtsersparnis weit oben. Gut für den Schwerpunkt.
Fokus auf stabilen Abtrieb
Ein stabiler Abtrieb soll die Abnutzung und den Verschleiß der Reifen reduzieren. „Damit könnte man Defizite kaschieren und auch etwaige Konzepte besser zum funktionieren bringen“, glaubt Zander. Die Seitenkästen sind am Einlass schon ziemlich schmal und im Heck im unteren Bereich extrem eingezogen. Oben wölbt sich die Verkleidung weiter nach außen und dient am Ende als Auslass für die Abluft der Kühler. Hier stand der letztjährige Ferrari Pate.
Die Nase ähnelt im Profil noch der aus dem Vorjahr, ist unten aber tiefer ausgeschnitten. Der größere Diffusor verlangt nach mehr Luft. Am deltaförmigen Frontflügel fällt die aufwendige dreiteilige Kaskade mit zwei vertikalen Leitblechen auf. Der Heckflügel ist am Flap in der Mitte eingekerbt. Die Endplatten sind erstaunlich klein und biegen sich bananenförmig von oben nach unten.
Im Profil zeigt sich auch die mächtige Airbox, die am hinteren Ende flach ausläuft, optisch aber von einem gewaltigen Segel dominiert wird. Das soll die Anströmung des Heckflügels bei Kurvenfahrt verbessern. Eine interessante Lösung zeigt sich an der vorderen Kante des Unterbodens. Sie ist nicht mehr gerade, sondern gewölbt. An der Außenkante wölbt sich ein Teil nach oben, der andere nach unten. Damit entsteht quasi ein Tunnel zur Straße hin. Im Zusammenspiel mit den von den Leitblechen erzeugten Luftwirbeln soll da eine Versiegelung zur Straße hin stattfinden.
In der Seitenansicht sieht man, dass der Sauber C36 stärker nach hinten angestellt ist als sein Vorgänger. 2016 zählte Sauber neben Mercedes und Renault mit einem Grad Anstellwinkel zu den Autos mit der geringsten Bodenfreiheit an der Hinterachse.
Mit den Leitblechen geht Sauber noch sparsam um. Da wird man die endgültige Lösung erst bei den Testfahrten in Barcelona sein. Es ist bei dem neuen Reglement der sensibelste Bereich. Keiner lässt sich da zu früh in die Karten schauen. Um Platz für Leitbleche zu schaffen, sind die Autos nicht nur in die Breite, sondern auch in die Länge gewachsen. Sauber gibt die Länge mit 5.143 Millimeter an.