Stimmen zum Verstappen-Duell
Das Duell Max Verstappen gegen Kimi Räikkönen hat den GP Ungarn belebt. Viele Beoboachter forderten eine Bestrafung für Verstappen. Darunter auch Jacques Villeneuve. Johnny Herbert kann mit Verstappens Manövern leben, auch wenn sie der Regel nach fragwürdig waren.
Ohne dieses Duell wäre der GP Ungarn 2016 bald vergessen. Doch der Zweikampf zwischen Max Verstappen und Kimi Räikkönen von Runde 53 bis zum Schluss gab der Hitzeschlacht am Hungaroring Pfeffer und Paprika. Und er spaltete die Meinung im Fahrerlager. Die einen bewunderten Max Verstappen für die Abgezocktheit, den doppelt so alten Räikkönen so lange in Schach zu halten. Andere meinen, Verstappen brauche für seine frechen Manöver mal einen Schuss vor den Bug.
Wir haben Ex-Rennfahrer und TV-Kommentatoren um ihre Meinung gefragt. Während Jacques Villeneuve und Christian Danner eindeutig auf Räikkönens Seite stehen, sehen es die Engländer Martin Brundle und Johnny Herbert differenzierter. Hier sind ihre Stimmen:
Jacques Villeneuve, Sky Italien
„Ich würde der FIA und Verstappen die rote Karte geben. Da reden wir über Sicherheit, den Halo, und das Funkverbot, und dann lassen sie derart gefährliches Fahrern ohne Widerspruch zu. Das war das schlimmste an Verteidigung, was ich je gesehen habe. So fährt man in der Formel 4. Wenn Verstappen drei Mal die Spur wechselt, geht das schon gegen jede Regel. Dann hat der Kerl noch die Unverfrorenheit am Funk zu sagen, dass Kimi zu oft neben der Strecke fährt. Der soll nach vorne schauen und nicht nach hinten. Die Formel 1 muss jungen Rennfahrern ein gutes Beispiel geben. Einerseits werden Strafen für vermeidbare Kollisionen ausgesprochen, und hier schaut man nur zu. Das waren gefährliche Manöver, die eine Strafe verdient gehabt hätten.“
Christian Danner, RTL
„So geht es nicht. Zwei Mal die Spur zu wechseln ist eine Sache. Aber Abzuwarten, bis sich der andere positioniert und ihm dann vor die Karre zu fahren, das ist einfach zu viel. Der zweite Vorfall in Kurve 1 war für mich schlimmer als der erste in Kurve 2, weil Verstappen da so lange gewartet hat, dass Kimi praktisch kein Ausweg mehr blieb. Ich finde es ja generell gut, wenn junge Fahrer vor den Etablierten keinen Respekt zeigen, aber Max ist einfach unfair gefahren.“
Martin Brundle, Sky England
„Es waren keine dramatischen Spurwechsel, eher so ein nervöses Hin- und Hertänzeln. Das erinnert mich schon ein bisschen an die Fahrweise in den Junior-Formeln. Aber damit kann ich noch leben. Wir wollen ja Zweikämpfe. Womit ich Probleme habe ist, dass Max die Spur sehr spät wechselt. Er wartet ab, was der Gegner macht, und dann fährt er ihm vor das Auto. Er hat selbst sehr viel dafür riskiert. Bei der ersten Nummer in Kurve 2 kann er sich auch einen Reifenschaden einhandeln.“
Johnny Herbert, Sky England
„Streng nach der Regel der Spurwechsel hat sich Verstappen strafbar gemacht. Ich war nie ein Fan der Regel, dass es nur einen Spurwechsel geben darf. Zweikämpfe sollte man nicht kaputt reglementieren. Wir haben es früher im Kart, in der Formel Ford und der Formel 3 dem Gegner so schwer wie möglich gemacht. So lange man dem anderen Platz auf der Rennstrecke ließ, war es gut. Strafen gab es erst, wenn du den anderen aufs Gras gedrückt hast. Das verstehe ich unter echtem Rennfahren.“