Valtteri Bottas testet Rallye-Auto
Valtteri Bottas ist Finne. Finnen lieben für gewöhnlich das Rallye-Fahren. Vor der Rallye Deutschland testete der Mercedes-Pilot einen Ford Fiesta WRC von M-Sport. Wir haben die Bilder.
Es ist keine einfache Zeit für Valtteri Bottas. Der WM-Zug ist für den 29-Jährigen trotz eines vielversprechenden Saisonstarts wohl schon wieder abgefahren. Teamkollege Lewis Hamilton hat ihn um 62 Punkte abgehängt. Das schmerzt. Noch viel mehr allerdings nagt die Ungewissheit. Bottas zittert um sein Mercedes-Cockpit.
Teamchef Toto Wolff will in der Sommerpause eine Entscheidung treffen. Wer fährt den zweiten Mercedes 2020? Wer fährt an der Seite von Lewis Hamilton. Die Zeichen deuten eher auf Mercedes-Ersatzfahrer Esteban Ocon als auf Bottas. Der Finne hatte zuletzt seine Bewerbung nicht aufgehübscht.
Seit dem GP Aserbaidschan ist er sieglos. Seither hat der Teamkollege sechs Rennen gewonnen. Bottas gab nach seinem Unfall in Hockenheim und seinem achten Platz in Ungarn zu: „Die Ungewissheit hilft einem Rennfahrer nicht. Ich bin zwar nicht nervös, aber es wäre schön, endlich Gewissheit zu haben. Ich fahre meine beste Saison. In der Qualifikation bin ich sehr schnell.“ Bottas holte vier Pole-Positions. Andererseits: „Meine Rennpace hat sich verbessert. Aber wir haben im Rennen ein paar gute Gelegenheiten verstreichen lassen. Jetzt kann ich nur noch abwarten.“
Bottas geht fremd
Untätig sitzt Bottas nicht herum. Der fünffache GP-Sieger versüßt sich die Wartezeit mit einem Ausflug in die Rallye-Welt. Eine Woche vor der Rallye Deutschland testete der WM-Zweite einen Ford Fiesta WRC von M-Sport. Es ist das Team, mit dem Sebastien Ogier 2017 und 2018 die Weltmeisterschaft errang.
Die Testfahrt im Saarland wurde nicht offiziell kommuniziert. Einer unserer Fotografen war aber vor Ort in Freisen, und hat Bottas bei der Lenkradarbeit abgelichtet. Der Fiesta WRC wird von einem 1,6 Liter großen Vierzylinder angetrieben. Der Turbomotor leistet rund 380 PS und 450 Newtonmeter. Ein Mitteldifferential verteilt es auf beide Achsen. Der Mercedes W10 kommt auf eine Systemleistung von rund 1.000 PS in der Qualifikation.
Bottas bretterte durch die Wälder und wirbelte in seinem WRC-Renner den Dreck und die Blätter vom Straßenrand auf. Es war nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich der Finne in einer Rallye-Schleuder probierte. Der Mann, der in 130 Grand Prix zehn Mal auf Pole-Position stand, war bereits vor der Rallye Finnland fremdgegangen. In seiner Heimat fuhr Bottas damals in einem Toyota Yaris WRC eine Sonderprüfung. „Auf dem ersten Teil der Prüfung war ich so schnell wie Kris Meeke“, verriet er.
Die Zukunft ist ungewiss. Was passiert, wenn er sein Cockpit bei Mercedes verliert? Wo kann Bottas dann andocken? Ein Grand-Prix-Sieger hat Ansprüche. Da will man eigentlich nicht für ein Mittelfeldteam fahren, wo Rennsegie unmöglich sind, Bottas spricht von einem Plan B und Plan C, über den er nachdenke. Das Ziel bleibt ein Verbleib bei Mercedes, wo er seit 2017 fährt, ein Verbleib in der Formel 1. Bislang sind die Rallye-Ausfahrten ein netter Zeitvertreib – auch, um die Reflexe zu trainieren und die Sinne zu schärfen.