Vorschau GP USA 2019
Lewis Hamilton wird wohl in Austin den sechsten WM-Titel feiern. In der Vorschau haben wir alle wichtigen Fakten zum Texas-Grand-Prix und erklären, bei welchem Ergebnis der Engländer die Party steigen lassen kann.
Bei 74 Punkten Vorsprung und noch drei ausstehenden Rennen könnte es Lewis Hamilton./span> in Austin eigentlich gemütlich angehen lassen. Der Brite muss nicht mehr gewinnen. Ein achter Platz würde schon reichen, damit er die Korken knallen lassen kann. Sollte Valtteri Bottas das Rennen nicht als Sieger beenden, würde sich Hamilton selbst mit einem Ausfall zum Weltmeister krönen.
Doch wer Hamilton kennt, der weiß, dass er den sechsten Titel standesgemäß feiern will. Und das Rennen in Texas nimmt auf seiner persönlichen Favoritenliste bekanntlich einen der vorderen Plätze ein. Von den sieben Läufen der Königsklasse auf dem Circuit of the Americas konnte der 34-Jährige fünf gewinnen. Nur zu gerne würde Hamilton den sechsten Titel mit dem sechsten Austin-Sieg verbinden.
Zuletzt bedurfte es aber erhöhter Anstrengungen, um Ferrari in die Knie zu zwingen. Die roten Raketen aus Maranello standen seit der Sommerpause bei jedem Rennen auf der Pole Position. Nur durch gute Starts, mutige Strategie-Entscheidungen oder Fehler der Konkurrenz schaffte es Mercedes zuletzt drei Mal in Folge, den Spieß am Sonntag umzudrehen.
Vielleicht sorgt ja auch Red Bull wieder für zusätzliche Action. Max Verstappen war zuletzt in Mexiko der schnellste Mann auf der Piste, schlug sich aber selbst. Wenn er das Wochenende ohne Strafen und Kollisionen absolviert, muss man den Holländer auf der Rechnung haben.
Auch das Wetter könnte ein Faktor werden. Im Gegensatz zu Mexiko soll es zwar nicht regnen, doch die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen in Texas, die nie über die 20°C-Marke klettern sollen, werden den Teams zu schaffen machen. Nur wer genügend Abtrieb generiert, wird die Reifen ins Fenster bekommen. Das spricht in der Theorie für Mercedes.
Die Strecke: Circuit of the Americas
Der Circuit of the Americas ist von den Zahlen her eine eher durchschnittliche Rennstrecke. Eine Runde ist 5,513 Kilometer lang und besteht aus 20 Kurven – davon 11 links und 9 rechts herum. Gefahren wird gegen den Uhrzeigersinn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt auf einer Quali-Runde rund 215 km/h. Der Top-Speed kann mit DRS und Windschatten schon mal auf 340 km/h klettern, wie bei Sergio Pérez im Rennen 2018. Doch die Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit.
Die von Hermann Tilke entworfene Texas-Achterbahn ist mit ihren vielen schnellen Kurven eine besondere Herausforderung für die Fahrer. Vor allem das Geschlängel im ersten Sektor, das an Suzuka oder Silverstone erinnert, hat es in sich. Austin hat aber auch langsame Passagen zu bieten – vor allem im hinteren Streckenteil. Hier gibt es mehr Kurven unter 100 km/h als in Ungarn. Dazu eine lange Gerade – gleichzeitig DRS-Zone – von einem Kilometer Länge mit einer perfekten Überholmöglichkeit am Ende. Ein weiteres Mal dürfen die Fahrer DRS auf der Start-Ziel-Gerade einsetzen.
Die extremen Tempounterschiede zwischen den einzelnen Streckenteilen sind aber nur eine Herausforderung. Besonders eindringlich bleibt der Circuit of the Americas wohl wegen der markanten Höhenunterschiede in Erinnerung. Nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ wurden in der platten Wüste mehrere Hügel aufgeschüttet. Vor allem die Anfahrt auf Kurve 1 ist spektakulär. Hier geht es eine „Wand“ bis auf 41 Meter Höhe hinauf. Brems- und Einlenkpunkte sind in den vielen blinden Kurven nicht einfach zu finden.
Fast Facts zum GP USA:
- Streckenlänge: 5,513 km
- Rundenzahl: 56
- Renndistanz: 308,728 km
- Anzahl Kurven: 20 (11L / 9R)
- DRS-Zonen: 2 (T11-T12 / T20-T1)
- Entfernung von Pole Position bis erste Bremszone 1: 230,8 Meter
- Länge der Boxengasse: 413 Meter
- Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 40% (2018-2018)
- Reifenmischungen: C2, C3 und C4
Setup
Der Mix aus langen Geraden sowie ultraschnellen und langsamen Kurven erschwert es den Ingenieuren, den richtigen Setup-Kompromiss zu finden. Da die Rundenzeit eher in den Kurven als auf der Geraden gemacht wird, sind die Flügel mehr in Richtung Abtrieb ausgelegt – ähnlich wie in Abu Dhabi. Vor allem die Frontflügel werden etwas steiler gestellt, um Untersteuern in den langsamen Passagen zu vermeiden.
Der ebene Asphalt erlaubt eine geringe Fahrzeughöhe, die besonders in den schnellen Kurven aerodynamische Stabilität generiert. Ganz hart dürfen die Dämpfer aber nicht gestellt werden. Aus den langsamen Ecken am Ende der Runde ist Traktion gefragt, was etwas mehr Federweg auf der Hinterachse bedingt. In Sachen Reifen hat Pirelli wie in Mexiko die drei mittlelharten Sorten in Gepäck. Mehr als einen Stopp pro Fahrer werden wir wohl nicht sehen.
Die Updates:
Beim zweiten Teil eines sogenannten „Back-to-Back-Rennens“ innerhalb von sieben Tagen gibt es traditionell nicht viele neue Teile zu entdecken. Auch der Zeitpunkt des US-Grand-Prix kurz vor Ende der Saison spricht nicht gerade für ein Upgrade-Feuerwerk. Alle Teams sind längst mit der Entwicklung der Autos für 2020 beschäfigt. Es lohnt sich einfach nicht mehr, die 2019er Auslaufmodelle weiterzuentwickeln.
Nur bei Haas erwarten wir noch einen neuen Frontflügel. Das Bauteil war eigentlich schon für Suzuka angekündigt, musste aber wegen Fertigungsproblemen zuletzt zwei Rennen verschoben werden. Beim Heimspiel des US-Teams soll es nun endlich soweit sein.
Die Favoriten:
Vom Layout her bietet Austin von allem etwas – schnelle und langsame Kurven wechseln sich ab. Dazu gibt es eine lange Gerade. Einen richtigen Favoriten zu benennen fällt dieses Mal extrem schwer. Ferrari wird wegen der Extra-Power sicher im Qualifying wieder nur schwer zu schlagen sein. Doch bei der Longrun-Pace schätzen wir sowohl Mercedes als auch Red Bull einen Tick stärker ein.
Am Ende können wir unseren Satz aus der Mexiko.Vorschau nur wiederholen: Wenn wir müssten, würden wir unser Geld auf Mercedes setzen. Das Weltmeisterteam macht bei engen Rennen einfach die wenigsten Fehler. Dieses Mal erwarten wir aber auch Max Verstappen richtig stark. Der Holländer ist einfach reif für einen weiteren Sieg.
Auch im Mittelfeld sind Prognosen so schwierig wie selten in dieser Saison. Im Qualifying hat sich der McLaren nach der Sommerpause beständig als schnellstes Auto hinter den drei Top-Tems etabliert. Doch in Mexiko ging am Rennsonntag plötzlich nichts mehr voran. Sollte McLaren wieder schwächeln, dürften Renault und Racing Point zur Stelle sein.
Toro Rosso erwarten wir einen Tick schwächer als in Mexiko. Alfa Romeo, Haas und Williams haben seit der Sommerpause zusammen lediglich fünf WM-Punkte gesammelt. Auch in Austin dürfte es wohl ohne Probleme bei der Konkurrenz nichts mit Zählern für das Hinterbänkler-Trio werden.
So lief das Rennen im Vorjahr – GP USA 2018
Der Texas-Grand-Prix 2018 stand ganz im Zeichen von Kimi Räikkönen. Der Finne beschleunigte Pole-Setter Lewis Hamilton./span> auf dem Weg in die erste Kurve aus und hielt sich anschließend mit einer fehlerlosen Fahrt und einer konservativen Einstopp-Strategie souverän an der Spitze. Es war der erste Sieg des Icemans seit dem GP Australien 2013.
Hamilton versuchte alles, die WM mit einem Sieg in Austin schon vorzeitig klarzumachen. Nachdem Daniel Ricciardo in Runde 11 mit einem Batterieschaden ausgerollt war, richtete die Rennleitung eine virtuelle Safety-Car-Phase ein. Mercedes holte Hamilton für einen zeitsparenden Stopp an die Boxen. Doch die aggressive Strategie mit dem frühen Reifenwechsel zahlte sich nicht aus.
Hamilton kämpfte mit Blasen auf den Hinterreifen und musste einen zweiten Boxenstopp einlegen. Am Ende landete er sogar noch hinter Max Verstappen auf Rang 3. Der Holländer hatte sich zuvor schon mit einem Undercut gegen Valtteri Bottas durchgesetzt und verteidigte sich in den Schlussrunden bravourös gegen den mit frischeren Reifen heranstürmenden Hamilton.
In der Galerie zeigen wir noch einmal die Bilder des Texas-Spektakels von 2018.