Arkansas erteilt Kleinstadtpolizei Knöllchenverbot
Menifee, Arkansas: Die US-Kleinstadt im mittleren Westen hat ein Problem. Im Jahr 2020 nahm die 310-Seelen-Gemeinde über 120.000 Dollar ein – das Meiste durch bestrafte Geschwindigkeitsverstöße. Weil das verboten ist, muss das Örtchen nun für ein Jahr auf das Ausstellen neuer Knöllchen verzichten.
Das Städtchen Menifee hat in etwa das Format einer großen Autobahnraststätte. Zwischen dem Highway 64 und der Interstate 40 – also einer großen Autobahn – liegt das kleine Örtchen, etwa eineinhalb Stunden entfernt von Stuttgart. Damit meinen wir allerdings nicht unseren Redaktionssitz, sondern eine ziemlich abgelegene Kleinstadt mitten in den USA und im Nordwesten des Bundesstaates Arkansas. Mit anderen Worten: Dort gibt es eine Menge Gegend. Menifee macht gerade Schlagzeilen, weil eine Steuerprüfung jüngst zeigte, dass die winzige Gemeinde im Jahr 2020 rund die Hälfte ihrer Einnahmen in Höhe von immerhin gut 120.000 Dollar mit den Bußgeldern aus Tempoverstößen sammelte.
Zu viel Knöllchen-Kohle ist verboten
Nach dem im Staat Arkansas geltenden Recht, und besonders nach Anordnung des zuständigen Staatsanwalts Tom Tatum steht fest, dass die Gemeinde zum Ausgleich nun für ein Jahr keine bußgeldbewehrten Strafzettel mehr an Temposünder verteilen darf. Den Raser freut's, der Bürgermeister Gary Green ärgert sich. Er war sich der Rechtslage schon seit längerem bewusst und ordnete schon im vorherigen Jahr an, erst bei Geschwindigkeitsübertritten von mehr als 10 Meilen pro Stunde über dem Tempolimit eine Geldbuße auszusprechen. Tatsächlich liegt es in Arkansas sogar im Ermessen des Polizeibeamten, auch Verwarnungen zu erteilen, die ohne Geldbuße auskommen. Die von der lokalen Polizei ausgegebene Bilanz der 2020 erteilten Delikte zeigt jedoch, dass kein einziges Mal von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde.
Der Polizeichef spricht von Altlasten
Die Geschichte geht noch weiter. Der zuständige Polizeichef John Randall verteidigt sein Revier und spricht von säumigen Straftätern aus den Vorjahren: "Die haben damals per Gerichtsurteil einen Zahlungsaufschub bekommen, und dann teils hohe Strafen erst 2020 gezahlt. Und darum sieht es aus, als hätten wir in dem Jahr sehr viel Geld eingenommen", so der Chief of Police.
Die angesprochene Bilanz zeigt jedoch auch, dass ein besonders eifriger Officer im kritischen Zeitraum über 700 Strafzettel verteilt hat. Zum Maßstab: der Nächste in der Rangliste war bei rund 200 Fällen, der Rest der insgesamt 20 zuständigen Polizisten bewegt sich bei 50 bis 100 Strafzetteln. Angesichts dieser Proportionen ist es wahrscheinlich, dass das Problem auch mit etwas mehr Besonnenheit oder mündlichen Verwarnungen in den Griff zu bekommen wäre.
Der berichtende Lokalsender KTHV aus Little Rock schweigt sich über die derzeitige Strafverfolgung von Temposündern aus. Ganz amerikanisch möchte man mögliche Schnellfahrer offensichtlich nicht anstiften.