Peugeot 508 SW BlueHDi 130 im Test
Nach der coupéartig geformten Limousine kommt mit dem Peugeot 508 SW nun ein Designer-Kombi ersten Ranges. Aber ist er mehr als nur schick? Das klären wir im Test des 130 PS starken BlueHDi 130.
Kombis verlieren trotz ihrer geschätzten Vorteile beständig an Kundschaft. Warum? Weil viele Kunden neben dem großzügigen Gepäckraum auch die erhöhte Sitzposition eines SUV schätzen. Und wie reagieren die Hersteller bei ihren Kombi.Varianten? Nun, die, die einen soliden Kundenstamm haben, halten am klassischen Vollheck fest, wie etwa VW beim Passat Variant, Ford beim Mondeo Turnier und Skoda beim Octavia Combi. Andere Marken gehen indes in die Offensive und drehen an ihrer Ausrichtung. Volvo beispielsweise setzt mit V60 und V90 erfolgreich auf Design und hohe Materialqualität – und verlangt fürstliche Preise.
Und nun kommt Peugeot mit der neuen Kombi.Variante des 508 und setzt wirklich alles auf eine Karte. Denn neben der bekannt eigenwilligen Cockpitstruktur ist auch die Karosseriehülle alles andere als durchschnittlich. Sie ist nur 1,42 Meter hoch und somit sechs Zentimeter flacher als beim Vorgänger. Dazu gibt es eine Dachlinie, die sich früh gen Boden duckt, rahmenlose Seitenscheiben sowie expressive Leuchteinheiten am Heck, die auch bei Tag dunkel schimmern. Schon im Stand beeindruckt der Peugeot 508 SW und ist im Grunde mehr ein Shooting Brake als ein klassischer Kombi.
Ist der SW immer noch ein praktisches Auto?
Das verdient Respekt, denn Peugeot fordert damit ja auch Kritik heraus: Natürlich muss man beim Zustieg in den Fond den Kopf einziehen, natürlich ist die Rückbank niedrig montiert, und natürlich ist der Einbau eines Kindersitzes kein Spaß.
Sitzt man aber erst einmal drin, ist alles halb so schlimm. Angesichts der kleinen Fenster und des schwarzen Dachhimmels, Teil des optionalen GT-Line-Pakets (2.200 Euro), ist es innen zwar auch bei strahlendem Sonnenschein und offenem Panoramadach eher düster, aber es fehlt im Fond nicht an Kopffreiheit, die Lehne steht nicht zu steil, und die Bank bietet genügend Beinauflage.
Erfreulicherweise hält Peugeot zudem an klassischen Kombi.Tugenden fest: Die Zuladung des Testwagens beträgt immerhin 484 Kilogramm, und mit einem Kofferraumvolumen von 530 bis 1.780 Litern liegt der 508 auf Augenhöhe mit Rivalen wie Opel Insignia Sports Tourer (560–1 .665 Liter) und Mazda 6 Kombi (522–1.664 Liter). Die Ladekante ist nur 63 Zentimeter hoch, die Heckklappe öffnet weit nach oben. Ein Gepäckraum-Trennnetz, das sich auch hinter den Vordersitzen einspannen lässt, ist ebenso serienmäßig wie vier Verzurrösen, ein Unterbodenfach und kleine Netze. Zusätzlich erhöht eine nicht zu klein geratene Durchlade die Nutzbarkeit. Für 200 Euro gibt’s zudem ein im Boden eingelassenes Schienensystem.
Dieses Cockpit muss man einfach mögen
Über die Nachteile des Peugeot-Cockpits mit seinem kleinen, abgeflachten Lenkrad, der digitalen, verspielten Instrumentenwelt sowie der übungsintensiven Bedienung von Navi, Infotainment und Klimaautomatik mittels Touchscreen und Direktwahltasten wurde ja schon viel geschrieben. An dieser Stelle daher nur so viel: Wer ernsthaft einen Kauf in Erwägung zieht, sollte auf alle Fälle im i-Cockpit Probe sitzen.
Viel Lob verdienen hingegen die sehr bequemen und vielfach verstellbaren Komfortsitze sowie die rundum gediegene Material- und Verarbeitungsqualität. Schade nur, dass im Testwagen gelegentliche Knarzgeräusche den Eindruck mindern.
Nun gilt es noch zu klären, ob der dynamische Auftritt zum Fahrverhalten passt. Arbeitet der gut gedämmte, 1,5 Liter große Basisdiesel mit 130 PS in Kombi.ation mit einem Achtgangwandler (ab 35.250 Euro) unter der Haube, dann hält sich der Vortriebswille jedenfalls in Grenzen. 300 Nm stark, zieht der 1,6 Tonnen schwere Kombi aus dem Stand zwar kräftig an; 100 km/h erreicht er aber erst nach 11,6 Sekunden, und für die Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h benötigt er viel Anlauf. Dafür arbeitet die fleißig schaltende Automatik im Stile eines Doppelkupplungsgetriebes zackig und doch wandlertypisch geschmeidig. Auch gibt sich der Diesel genügsam. Ein Testverbrauch von 6,2 Liter auf 100 Kilometer ist für einen so großen Kombi mit Automatik sehr ehrenwert, zumal auch Werte um die fünf Liter nicht utopisch sind.
Lenkung und Fahrwerk sind sich nicht einig
Da passt es eigentlich ganz gut, dass das hier verbaute Standardfahrwerk (ohne adaptive Dämpfer) angemessen komfortabel federt und nur kleine Unebenheiten bei langsamer Fahrt die Insassen durchrütteln.
Für Unruhe sorgt dann aber die Lenkung. Das kleine Steuerrad suggeriert zwar eine knackige Agilität, in der Folge fehlt es ihr aber an Biss und Präzision. Flottere Autobahnfahrten erfordern zudem eine ruhige Hand, ansonsten tigert der Kombi nervös um die Mittellage.
Somit ist der neue 508 SW also nicht einer für alle – aber einer für all jene, die das Besondere schätzen.