Umrüstung auf neuen Ladestandard
Über den Typ2-Combo-Stecker (Combined Charging System, kurz CCS), der von deutschen Autobauern wie BMW, Daimler und VW verwendet wird, ist schnelles Gleichstrom-Laden mit bis zu 350 kW möglich. In der Praxis sind noch 50 kW üblich, was für aktuelle Elektroautos eine Ladezeit von etwa 30 Minuten auf 80% bedeutet. CCS konkurriert mit Steckern nach CHAdeMO-Standard, die bei asiatischen Herstellern verbreitet sind.
Nach dem Model 3 ertüchtigt Tesla nun auch das Model S und X für den europäischen Schnelllade-Standard. Dafür müssen die Autos allerdings umgerüstet werden.
Tesla hat mit seinem Netz von Schnellladestationen an großen Verkehrsadern, den sogenannten Superchargern, Pionierarbeit für die Elektromobilität in Deutschland und Europa geleistet. Doch diese Herangehensweise brachte auch Probleme mit sich. Denn an den Superchargern lassen sich bisher nur Tesla-Fahrzeuge laden. Und die europäische Autoindustrie hat sich für ihre Modelle auf den alternativen Schnellladestandard CCS verständigt, der zu den Tesla-Ladesäulen inkompatibel war.
CCS Combo 2-Adapter für Model S und X
Käufer des Model 3 konnten von vornherein entspannt sein: Dessen europäische Versionen verfügen über beide Anschlüsse und können damit sowohl an Superchargern als auch an den CCS-Ladesäulen anderer Anbieter mit Strom betankt werden. Auch die Tesla-eigenen Ladestationen wurden umgerüstet und erhielten ein zweites Kabel für das Laden nach CCS-Standard, das bisher allerdings nur mit dem Model 3 genutzt werden konnte. Anders war es bei den älteren Modellen S und X: Sie waren allein mit den althergebrachten Supercharger-Anschlüssen versehen.
Doch jetzt bietet Tesla einen CCS-Adapter für das Model S und X an. Bei neu gebauten Autos wird er direkt mitgeliefert, für alle anderen kann er für 170 Euro gekauft werden. Wie der Elektroauto-Hersteller auf seiner Internetseite bekanntgibt, können „Besitzer eines Model S oder Model X mit einem ‚CCS Combo 2‘-Adapter Ihr Fahrzeug auch an Ladesäulen anderer Netzanbieter aufladen“. Autos, die seit dem 1. Mai 2019 produziert wurden, verfügen bereits über eine angepasste Bordelektrik. Zuvor hergestellte Fahrzeuge müssen erst im Tesla Service Center umgerüstet werden. Das ist ab Juni möglich und kostet 500 Euro; allerdings ist der Adapter in diesem Preis schon enthalten.
Eigendiagnose und selbständige Ersatzteil-Bestellung
Zeitgleich ertüchtigt Tesla sein eigenes Supercharger-Netz weiter. Nicht nur, was die Anzahl angeht: An immer mehr Hotels, Einkaufszentren oder Restaurants sind die Schnellladesäulen zu finden. Auch die Umrüstung von den aktuellen V2-Stationen, die bisher mit bis zu 120 Kilowatt laden können, auf 150 Kilowatt für die Tesla-Modelle mit großer Batterie schreitet voran. Zudem startete nun der Ausbau der in der Spitze zu Ladeleistungen zwischen 200 und 250 kW fähigen V3-Supercharger. Im April fing es in den USA an, und im Laufe des Jahres sollen die Säulen in anderen Teilen der Welt errichtet werden.
Unterdessen wurde bekannt, dass Tesla die Software seiner Modelle in den vergangenen Tagen mit zahlreichen neuen Funktionen versehen hat. Deren zentrale Features: Software-Updates sollen künftig noch schneller und einfacher aufzuspielen sein. Und die Autos erkennen bei bestimmten Komponenten per Eigendiagnose, wenn sie kaputt sind – und bestellen selbständig die nötigen Ersatzteile, das dann an die Wunsch-Werkstatt des Tesla-Fahrers geschickt wird. „Das ist, als würden sie nicht erst zum Arzt, sondern direkt in die Apotheke gehen“, schreibt Tesla in einem Tweet, in dem der Autohersteller die neue Funktion bestätigt.