Rivian erhält die nächste Milliarde von Volkswagen
Wegen der positiven Quartals-Bilanz bekommt der US-Autobauer Rivian eine weitere Milliarde US-Dollar vom Volkswagen-Konzern. Und der Geldregen geht weiter.
Das Elektrofahrzeug-Startup Rivian bekommt Ende Juni vom Volkswagen-Konzern eine weitere Milliarde US-Dollar. Damit festigt sich die strategische Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen weiter. Und weitere Milliarden dürften folgen.
Insgesamt fast sechs Milliarden US-Dollar
Bereits im vergangenen Jahr kündigten Rivian und Volkswagen einen milliardenschweren Deal an, bei dem das Know-how des US-Startups im Bereich Software und Elektromobilität gegen Kapital in Höhe von insgesamt 5,8 Milliarden US-Dollar eingetauscht werden soll. Diese Investition wird in mehreren Etappen über einen längeren Zeitraum hinweg ausgezahlt und zielt darauf ab, die technologische Zusammenarbeit in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu vertiefen.
Im Zuge dieser Vereinbarung gründeten beide Unternehmen ein Joint Venture im Silicon Valley, das sich der Entwicklung gemeinsamer Technologien widmen soll. Volkswagen wird künftig auf Rivians elektrische Fahrzeugarchitektur und Softwareplattform zurückgreifen – beginnend mit einem preisgünstigen Kompaktmodell.
Tesla-Konkurrent mit gutem Quartalsergebnis
Finanziell konnte Rivian zuletzt einen wichtigen Fortschritt verzeichnen: Im ersten Quartal 2025 erzielte das Unternehmen zum zweiten Mal in Folge einen positiven Bruttogewinn. Das war die Voraussetzung, um den Deal mit Volkswagen zu erfüllen. Der Bruttogewinn belief sich auf 206 Millionen US-Dollar und resultierte vor allem aus dem Verkauf von Fahrzeugen sowie aus Software- und Serviceleistungen. Dennoch bleibt Rivian unterm Strich weiterhin defizitär und wies für das Quartal einen Nettoverlust von 541 Millionen US-Dollar aus. Der Bruttogewinn bezieht keine Fixkosten wie Miete oder Forschungsausgaben mit in die Bilanz ein.
Rivian-CEO Robert (RJ) Scaringe verkündete am 6. Mai, dass sein Unternehmen bis Ende Juni mit der VW-Auszahlung der aktuellen Tranche in Höhe von einer Milliarde US-Dollar rechne. Das sei der nächste Teil der noch ausstehenden 3,5 Milliarden Dollar aus der Vereinbarung mit Volkswagen. Diese Finanzierung ist für Rivian von essenzieller Bedeutung, da das Unternehmen weiterhin an der Schwelle zur Rentabilität arbeitet. Dank interner Kostenoptimierungen ist es Rivian inzwischen möglich, seine Fahrzeuge oberhalb der Herstellungskosten zu verkaufen. Allerdings fehlt dem Unternehmen nach wie vor die notwendige Produktions- und Absatzgröße, um ein langfristig nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen.
Günstige Fahrzeuge sind elementar
Die Partnerschaft mit Volkswagen gilt als entscheidend, um Rivian dauerhaft auf Kurs zu bringen. Im Jahr 2026 soll mit dem Crossover-Modell R2 ein massentaugliches Fahrzeug auf den Markt kommen, das von einem kleineren und preisgünstigeren Modell namens R3 ergänzt wird. Beide Fahrzeuge sollen einen deutlich größeren Kundenkreis ansprechen und damit höhere Umsätze erzielen als das bisherige, hochpreisige Portfolio. Das umfasst unter anderem den SUV R1S, den Pickup R1T sowie einen Transporter.
Trotz der technischen Fortschritte und des steigenden Marktinteresses musste Rivian kürzlich seine Auslieferungsprognose für das Jahr 2025 senken. Grund dafür sind die neuen Zölle, die deutlichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Verbraucher haben. Während Rivian 2024 insgesamt 51.579 Fahrzeuge ausgeliefert hatte, rechnet das Unternehmen in diesem Jahr nur noch mit 40.000 bis 46.000 verkauften Einheiten. Die nächste Fahrzeuggeneration – insbesondere mit den Modellen R2 und R3 – dürfte also zentral für das weitere Wachstum und die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Rivian sein.
Die Produktion des R2 soll zunächst im bestehenden Werk im US-Bundesstaat Illinois beginnen, bevor später auch das neue Werk in Georgia in Betrieb genommen wird, in dem sowohl R2 als auch R3 gefertigt werden sollen. Die bevorstehende Kapitalzufuhr durch Volkswagen und die bereits vorhandenen liquiden Mittel sollen Rivian die nötige Startbahn geben, um dieses ambitionierte Vorhaben zu realisieren.