BMW 420d und Audi A5 Coupé 2.0 TDI Quattro
Selbstzünder im eleganten Coupé? Aber ja! Audi A5 2.0 TDI Quattro und BMW 420d zeigen, dass Sparen nicht unbedingt Verzicht bedeuten muss. Ist der neue 4er das bessere Angebot als der A5?
Alle schönen Coupés gleichen sich zwar, und doch ist jedes auf seine eigene Weise schön. Das gilt für den Audi A5, den Walter de Silva für seine gelungenste Kreation hält. Und es gilt ebenso für die neue BMW 4er-Reihe, die ganz andere Akzente setzt als der betont zurückhaltende Audi. Der BMW 420d ist keinesfalls ein Krawallbruder, doch mit den streng zusammengekniffenen Doppelscheinwerfer-Einheiten und der prominenten Niere sehr viel auffälliger unterwegs.
Dem BMW 420d sieht man den Motor kaum an
Man kann es auch so sagen: Dem Audi traut man den Zweiliter-Diesel eher zu, im BMW wird dagegen eher ein seidiger Reihensechszylinder vermutet. In diesem Vergleich tritt er jedoch als BMW 420d an, 184 PS stark, mit Achtstufen-Automatik und Hinterradantrieb. 177 PS leistet der Zweiliter-Diesel im Audi, bei dem ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe die Antriebskraft auf alle vier Räder portioniert. Zwar wäre der A5 als Fronttriebler ebenfalls verfügbar, doch der ist dann nur mit Sechsgang-Schaltgetriebe oder mit der gewöhnungsbedürftigen Multitronic verfügbar. Und den BMW 420d mit xDrive-Allrad gibt es erst ab November. Kein unfairer Vergleich also, zumal die beiden bayerischen Coupés auch preislich in einer Liga spielen: 42.700 Euro kostet ein A5 Coupé in dieser Konfiguration, den BMW 420d gibt es so für mindestens 41.350 Euro.
BMW 420d ist sparsamer
Bei solchen Preisen mutet es fast schon seltsam an, die Sparsamkeit der Antriebe zu betonen. Doch nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist natürlich nie verkehrt, auch nicht, wenn man mit einem rund 230 km/h schnellen Premium-Coupé unterwegs ist.
Da haben die modernen Selbstzünder inzwischen ein Niveau erreicht, das vor wenigen Jahren noch ins Fabelreich gehört hätte: 6,7 Liter Diesel wollte der BMW 420d im Test alle 100 km haben, ein halber Liter mehr war es beim Audi A5. Fast zwei Liter weniger genehmigen sich die schnellen Coupés auf der ams-Sparrunde, die 4,8 (BMW) und 5,4 (Audi) Liter liegen jeweils nur sehr knapp über dem Normverbrauch.
A5 Coupé ist subjektiv leiser
Dabei erweist sich der Zweiliter des BMW 420d als die zwar sparsamere und lebendigere Antriebsquelle, nicht aber als die angenehmere. Wer auf ein paar Zehntel bei den Fahrleistungsmessungen verzichten und mit dem einen halben Liter höheren Dieselkonsum leben kann, der findet im Audi den erfreulicheren Motor vor. Er läuft subjektiv viel weicher und leiser als der raubauzigere BMW-Diesel, selbst wenn mit den Messgeräten keine großen Unterschiede bei der Lautstärke nachweisbar sind. Doch in diesem Fall macht der Ton die Musik: Verbrennungs- und Gaswechselgeräusche sind im BMW 420d deutlicher wahrnehmbar.
BMW 420d schaltet nahezu perfekt und federt feiner
Immerhin hängt der Vierzylinder im BMW 420d einen Hauch spontaner am Gas, dreht quirliger hoch und bietet die besseren Fahrleistungen. Einmal mehr erweist sich zudem die Achtgang-Automatik als fast schon unheimlich perfektes Getriebe. Es hat auch im BMW 420d immer den richtigen Gang parat, wechselt sie ruckfrei und nie hektisch, wird nur im Sportmodus etwas ungehobelter.
Das Doppelkupplungsgetriebe (S-Tronic) im A5 bemüht sich dagegen, mit weichen Übergängen und zurückhaltenden Schaltstrategien eine Wandlerautomatik zu simulieren, was ihr mit sehr wenigen Ausnahmen ganz gut gelingt. Zum Automatik-Feeling der S-Tronic trägt im Fall dieses Testwagens auch bei, dass bei ihm die Schaltwippen fehlen (Multifunktionslenkrad mit Wippen ab 335 Euro).
Wichtiger noch als der Antrieb dürfte vielen Coupé.Liebhabern ohnehin der Federungs- und Reisekomfort sein. Hier zeigt sich der BMW 420d als das talentiertere Coupé. Er federt feiner und verarbeitet grobe Unebenheiten besser als der steifbeinigere Audi. Das gilt allerdings nur, solange nicht zuviel Gewicht an Bord des BMW 420d ist. Dann geht die Hinterachse unwirsch auf Block.
BMW 420d ist agiler, der Audi sicherer
Das feinere Handling hat – auch das wenig überraschend – der heckgetriebene BMW 420d. Er lenkt deutlich agiler ein, vermittelt mehr Rückmeldung in Lenkung und Fahrwerk und ist insgesamt das fahraktivere Auto. Sehr sicher sind sie beide, mit leichten Vorzügen für den Ingolstädter, der praktisch nie die Contenance verliert. Das freut sicher die Fond-Passagiere, doch in beiden werden die bequemen Rücksitze eher selten besetzt sein. Das liegt nicht nur am beschwerlichen Zugang, sondern hauptsächlich an der mangelnden Kopffreiheit. Erwachsene Mitteleuropäer können weder im Audi. noch im BMW-Fond aufrecht sitzen.
Autos für Dinks also, Doppelverdiener ohne Kinder, die nicht so auf Euro und Cent achten müssen. Wer im Übrigen meint, dass der A5 ohne Quattro das billigere Auto sei, liegt falsch. Addiert man zum Grundpreis des frontgetriebenen Audi die Kosten der beim BMW 420d serienmäßigen Xenonscheinwerfer, ergibt sich ein Gleichstand. Preislisten und Bedienungsanleitungen der beiden Coupés haben fast so viele Seiten wie "Krieg und Frieden" (950 und 1.068). Doch die Schönheit des Lebens, das wusste Leo Tolstoi, besteht nun mal aus Schatten und Licht.