Vergleich Audi A3 SB 2.0 TDI gegen VW Golf 2.0 TDI
Der Golf VII hat alle besiegt, von A-Klasse bis Leon, von i30 bis V40. Doch der Audi A3 kam ihm schon als Zweitürer sehr nahe. Stößt der viertürige Sportback den Golf nun vom Thron?
Womöglich erscheint Ihnen der folgende, lange Text für zwei Türen etwas viel. Aber dann unterschätzen Sie den Audi A3 Sportback, der schon immer mehr war als nur die viertürige Version des A3. Er versteht sich als eigenständiges Modell, was auch daran liegt, dass sich die beiden Versionen - anders als etwa die zwei- und viertürigen Varianten des Golf - in den Abmessungen unterscheiden. Und, klar, an dieser Stelle darf er natürlich nicht fehlen: Auftritt des modularen Querbaukastens, bekannt als MQB und aus nun wohl jedem einzelnen Bericht über den Golf VII und all seiner Geschwistermodelle. Jedenfalls ist es mit dem MQB nun wirklich kein Ding, Länge und Radstand für jedes Modell von A3 bis Octavia anzupassen. So überragt der Audi A3 Sportback den 900 Euro günstigeren Audi A3-Zweitürer um 7,3 Zentimeter, rückt die Achsen 3,5 Zentimeter weiter auseinander, nähert sich so im Radstand dem Golf auf einen Millimeter.
Weniger Platzangebot im Audi A3 Sportback
Dennoch erreicht der Audi A3 Sportback nicht ganz das ungedrängte Raumangebot des VW Golf. Zwar wächst der Kofferraum um 15 auf exakt die 380 Liter, die auch der Golf wegsteckt, doch im Fond bleibt den Passagieren weniger Raum. Das liegt kaum an der steileren Lehne der unkuscheliger ausgeformten Rückbank oder mangelndem Knieraum, sondern vor allem an der geringeren Kopffreiheit. Die wird von der flacheren und weiter eingezogenen Dachlinie eingeschränkt. Kleinere Fensterflächen mindern zudem das Raumgefühl.
Durch die - ebenfalls 900 Euro teuren, aber größeren - Fondtüren des Golf gelangen Passagiere leichter auf die besser ausgeformte Rückbank. Da hinten gibt es wegen der kastigeren Form zudem mehr Kopfraum, die größeren Fenster lassen den Innenraum außerdem üppiger wirken.
Vorn bietet der Golf in allen Dimensionen etwas mehr Platz, bringt Pilot und Co. auf behaglichen Komfortsitzen (ab 280 Euro) gemütlich unter. Sie reisen auf den Sportsitzen des Audi A3 Sportback straffer, aber nicht weniger langstreckenbequem. Der letzte Wert, in dem sich die beiden innen nennenswert unterscheiden, ist das maximale Ladevolumen - da liegt der Golf 50 Liter vorn. Bei der Variabilität dagegen sind beide gleichermaßen einfallslos: Die Rücksitzlehnen klappen geteilt, nur mit den serienmäßig höhenverstellbaren Ladeböden ergeben sich einigermaßen ebene Ladeflächen.
Audi A3 Sportback punktet bei Haptik und Optik
Einen kleinen Vorteil verschafft sich der Audi Audi A3 Sportback im Qualitätsgefühl. Auch er wirkt makellos zusammengebaut, doch erscheinen seine Materialien noch edler und in Details wie den verstellbaren Lüftungsdüsen für direkten oder diffusen Luftstrom noch perfektionierter. Der Golf lässt sich im Stand etwas leichter bedienen - die Eingabe per Fingertipp auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm braucht zu Beginn weniger Eingewöhnung als das MMI-System des Audi mit Menütasten und Dreh-Drücker zwischen den Vordersitzen. Dagegen lassen sich Bordcomputer und Tempomat im A3 besser steuern.
Genug durch die Autos gekrabbelt, los jetzt: Einen Wimpernschlag glühen die Turbodiesel vor - in beiden Fällen der Zweiliter mit 150 PS, 320 Nm, variabler Ladergeometrie und 1.800 bar Einspritzdruck. Bei fast identischem Gewicht und gleicher Getriebeabstimmung erklären sich die minimal besseren Fahrleistungen und der unwesentlich höhere Verbrauch des Audi A3 Sportback durch die Serienstreuung. In beiden Fällen genügt die Kraft jedenfalls für temperamentvolles Landstraßensausen oder eilige Weitstrecken.
Adaptivfahrwerk im VW Golf hat Oberklassenniveau
Auf denen überzeugt der Golf mit adaptiv gedämpftem Fahrwerk (990 Euro) durch höhere Federungsgüte. Selbst im oberklassigen Comfort-Modus unterdrückt er Karosseriebewegungen effektiv, steckt im strammen Dynamic-Programm noch fiese Wellen weg. Für ein Auto ohne Adaptivdämpfer bietet auch der Audi A3 Sportback guten Komfort, er federt aber vor allem auf kurzen Unebenheiten etwas herber mit dem straffer ausgelegten Setup. Im Gegenzug dynamisiert es zusammen mit noch direkter ansprechender Lenkung das Handling - bei ebenso unerschütterlicher Fahrsicherheit wie im VW. Obwohl es sich nicht in besseren Dynamikwerten ausdrückt, fegt der Audi A3 Sportback doch beherzter um Kurven als der stets etwas besonnenere Golf.
Der bleibt das große Universaltalent und auch wegen des ausstattungsbereinigt 2.800 Euro niedrigeren Preises der König der Kompakten. Dass dem Audi A3 Sportback dennoch alle Türen offenstehen, konnten Sie aber sicher nicht nur zwischen den Zeilen lesen.