BMW Vision Next 100 - Studie zum 100.Geburtstag
Die Marke BMW wird 100 Jahre alt und blickt auf eine lange Tradition im Automobilbau zurück. Mit der Studie BMW Vision Next 100 blicken die Bayern aber weit in die Zukunft.
Eines stellt BMW direkt klar. Auch in der Zukunft sollen Kunden in einem BMW Freude am Selbst-Fahren haben, auch wenn Vernetzung, digitale Intelligenz und modernste Technologien ihn dabei immer stärker unterstützen. Der Fahrer bleibt der Fahrer, sein Beifahrer wird das Auto. Und das soll den Piloten immer perfekter machen. BMW wandelt dazu den Claim "the ultimate driving machine" ab auf "the ultimate driver".
BMW Vision Next 100 mit dehnbarer Karosserie
Um dem Fahrer noch gerechter zu werden, wurde der BMW Vision Next 100 von innen heraus entwickelt. Das Passagierabteil fällt dabei im Vergleich zur kompletten Größe des Fahrzeugs besonders großzügig aus. Außen soll die Zukunftsstudie etwa die Abmessungen eines aktuellen 5ers haben, im Inneren sollen die Platzverhältnisse aber denen des neuen 7ers entsprechen. Dennoch soll die 4,90 Meter lange und 1,37 Meter hohe Studie mit dem kuppelförmigen Greenhouse ganz klar als BMW-Limousine erkennbar bleiben.
Die Räder wurden weit in den Ecken platziert, das schafft Platz für den Innenraum. Dehnbare Karosserieteile - man erinnert sich bei BMW an die Studie Gina - überspannen die Radhäuser und sorgen trotz aerodynamisch günstiger Abdeckung für eine ausreichende Freigängigkeit bei eingeschlagenen Rädern. BMW gibt für den Vision Next 100 einen cW-Wert von 0,18 an. Laut Adrian van Hydonk, oberster BMW-Designer, ein neuer Rekord.
Die Flügeltüren öffnen sensorgesteuert bei Annäherung. Zum leichteren Ein- und Ausstieg ist das Lenkrad bündig in das Armaturenbrett eingelassen. Wobei Lenk-Rad nicht mehr die passende Bezeichnung scheint. Das Steuer ähnelt einem Flugzeugsteuerknüppel, ist aber geschlossen, hat quasi eine rechteckige Form. Auf die Frage, wie sowas künftig wohl heißen wird, meinte van Hodonk, seine Zukunftforscher-Fähigkeiten selbst in Frage stellend: "Vielleicht wird das mal 'Lenk-Möbel' heißen". Wenn der Fahrer Platz genommmen hat, aktiviert er durch Antippen des BMW-Logos in der Instrumententafel alle Fahrzeugsysteme. Jetzt ist die Vision einsatzfähig. Das Interieur kleidet sich mit nachwachsenden Rohstoffen und Recycling-Material aus der Karbonfertigung. Leder- und Edelholzfetischisten werden künftig Verzicht üben müssen.
Die Armaturentafel lebt
Noch größer dürfte die Umstellung auf die kommende Innenraum.rchitektur fallen. Herkömmliche Armaturenbretter sind out. Dreidimensional bewegliche Strukturen die Zukunft. Die Instrumententafel und die Seitenverkleidungen bestehen aus 800 kleinen beweglichen Dreieckselementen die zusammen mit einem Head-up-Display die Kommunikation mit dem Fahrer übernehmen. Wobei quasi die gesammte Windschutzscheibe als Projektionsfläche für Einspielungen von "Augmented Reality"-Informationen dient. In einem Video wird beispielsweise ein Radfahrer, der vorübergehend von einem Lkw verdeckt wird, durch Bewegungen auf dem Lkw im Sichtfeld sichtbar gemacht, um den Fahrer auf eine Bremsung vorzubereiten. Falls er nicht reagiert, greift der Notbremsassistent ein.
Denn generell kann der BMW-Pilot in der Zukunft selbst fahren oder sich fahren lassen. BMW nennt das Boost- und Ease Modus. Im Boost Modus, signalisiert der bewegliche Innenraum dem Fahrer beispielsweise die Ideallinie, Einlenkpunkte oder gibt ein Warnsignale bei entgegenkommenden Fahrzeugen. Im Ease Modus bewegen sich die Elemente zurückhaltender und informieren so die Passagiere über Fahrsituationen wie den Straßenverlauf, Beschleunigungs- oder Bremsvorgänge. Zudem versenken sich Lenkrad, Mittelkonsole und Kopfstützen. Nach außen kommuniziert der BMW Vision Next 100 seinen Betriebsmodus per Lichtsignal.
Zentrales Element der vollständigen Vernetzung steht auf der Armaturentafel der "Companion" - eine Skulptur in der Form eines großen geschliffenen Edelsteins. Über ihn laufen Datenaustausch und Kommunikation.
Zum Thema Antrieb gibt BMW keinen visionären Ausblick. Darauf angesprochen, wie er sich denn den Antrieb von BMWs der fernen Zukunft vorstellt, meint Hoydonk: "Emissionsfrei und dynamisch". Der klassische Verbrenner, wie wir ihn heute kennen, dürfte in 100 Jahren aber keine große bis gar keine Rolle mehr spielen. Überhaupt scheinen andere Dinge deutlich wichtiger zu werden. Dazu passt, dass die klassische BMW-Niere an der Front der Studie BMW Vision Next 100 nicht mehr als Lufteinlass dient, sondern alle möglichen Sensoren für die Assistenzsysteme und die umfassende Vernetzung trägt.
Konkrete Ausblicke auf Strategien der näheren Zukunft, auch was Antrieb angeht, will BMW bei der Bilanzpressekonferenz am 16. März bekannt geben. BMW-Chef Harald Krüger meinte dazu, das Thema Elektroantrieb bleibe ein nachhaltiges strategisches Ziel. Aber man müsse in Alternativen denken. Auf die sind wir gespannt.