Langer Teilintegrierter für Einsteiger
Element heißt die neue Baureihe aus dem Hause LMC, die – der Name lässt es bereits erahnen – auf das Einstiegssegment abzielt. Wird der 7,41 Meter lange T 758 G seinem Anspruch gerecht?
Zum Modelljahr 2020 hat LMC sein Produktportfolio kräftig aufgeräumt und so für mehr Klarheit gesorgt: Mit der nagelneuen Element-Baureihe möchten die Sassenberger nun ganz gezielt ein Statement im Einstiegssegment setzen. Element, ein Name mit Programm? Schließlich bedeutet das Wort lateinischen Ursprungs nicht weniger als Grundstoff. Vier Naturelemente gibt es auf der Erde, so dachte man früher – und nun auch vier Elements bei LMC. Die heißen aber nicht Erde, Feuer, Luft und Wasser, sondern T 608, T 668 G, T 748 und T 758 G.
LMC schickt letztere Variante zum Supercheck: Der 7,41 Meter lange Teilintegrierte – ausgestattet mit neuem 140-PS-Ducato-Motor und Einzelbetten im Heck – ist für zwei Personen ausgelegt und bietet dank optionalem Hubbett vorne noch zwei weitere Schlafplätze. Mit seiner stattlichen Außenlänge und trendiger Längsbank-Sitzgruppe verspricht der LMC großzügige Platzverhältnisse auf der einen und dank fast holzfreiem Aufbau Langlebigkeit auf der anderen Seite. Dazu gibt es zahlreiche Nachrüstpakete, genauer gesagt zehn an der Zahl. Dabei sollten Interessierte jedoch die Preisliste nicht aus den Augen verlieren. Den mit einem Basispreis von 56.790 Euro zeigt sich der T 758 G nicht gerade als Sonderangebot. Was er dafür bietet, zeigt der Test.
Wohnen
Ein Einsteigermodell im doppelten Sinn. Denn neben einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis öffnet der Element Kunden nicht nur die Tür in die Reisemobilwelt, sondern dank breiter Aufbautüre auch gleich einen bequemen Zugang zum Aufbau selbst: Bei einer Einstiegshöhe von lediglich 37 Zentimetern wird eine elektrische Trittstufe überflüssig. Stattdessen führt eine 21 Zentimeter hohe und integrierte Stufe in den Wohnbereich, Coupé-Einstieg heißt das auf Neudeutsch und fällt beim Test gleich positiv auf. Die 70 Zentimeter breite Aufbautüre trägt ihren Teil dazu bei, auch wenn der Rahmen des Fliegenschutzgitters den Durchgang um fast acht Zentimeter schmälert. Wem das nicht passt, der verzichtet zur Not auf den aufpreispflichtigen Fliegenschutz in Höhe von 310 Euro. Im Wohnbereich angekommen, dominieren die holzfarbenen Töne des Möbel-Dekors, Almaria-Ash genannt.
Die Loungesitzgruppe ist ohne Zweifel das Herzstück im 7,41 Meter langen Element – und das zu Recht: Die Anordnung der zwei Längsbänke wirkt luftig und bietet locker Platz für vier Personen. Mit den gedrehten Fahrerhaussitzen wächst dieser gar auf sechs an. Somit können Camper problemlos Freunde zum Essen einladen oder auch mit ihnen verreisen. Denn mit ein paar Handgriffen werden aus der Sitzgruppe zwei Sitzplätze mit Dreipunktgurten in Fahrtrichtung. Schlafen können die Gäste auf dem elektrisch absenkbaren Hubbett darüber. Das gibt es jedoch nur gegen einen Aupreis von 1950 Euro. Gemütlich Karten spielen lässt es sich vor dem Schlafengehen auf dem 93 mal 86 Zentimeter großen Tisch, dessen Fläche bei Bedarf eingeklappt werden kann. Somit entsteht ein Gang vom Cockpit bis zu den Liegeflächen im Heck. Bei analogem Uno oder Skat bleibt es dann aber auch. Denn Steckdosen oder USB-Anschlüsse für elektrische Geräte in greifbarer Nähe gibt es nicht.
Was LMC der großzügig gestalteten Sitzgruppe schenkt, sparen sie beim gerade einmal 82 Zentimeter breiten Küchenblock wieder ein. Der ist mit einem Dreiflammkocher inklusive elektrischer Zündung, einem großen Spülbecken und dem gegenüberliegenden 142-Liter-Absorber-Kühlschrank zwar ordentlich ausgestattet, dafür fehlt es jedoch an Arbeits- und Ablagefläche. Zumindest ein Gewürzregal wäre hier wünschenswert.
Links daneben – zwischen Küchenblock und Einzelbetten – punktet der zum Raumbad erweiterbare Sanitärraum mit einer Stehhöhe von 1,92 Metern, ausreichend Ablagemöglichkeiten und einem hinterleuchteten Spiegel. Eine Dachhaube sorgt wie in der Dusche zusätzlich für natürliches Licht. Letztere weiß ebenfalls mit ihren angenehmen Maßen zu überzeugen. Lediglich der Radkasten fällt hier negativ auf.
Weiter hinten lässt es sich auf den bis zu 207 Zentimer langen und 80 Zentimetern breiten Kaltschaummatratzen bequem schlafen. Die Betten wachsen bei Bedarf auf eine bis zu 207 mal 208 Zentimeter große Liegewiese an. An zwei USB-Anschlüssen im Heck kann das Smartphone geladen werden, eine 230-Volt-Steckdose sucht man jedoch vergeblich.
Beladen
Der T 758 G bietet dank seiner 7,41 Meter Fahrzeuglänge nicht nur jede Menge Wohn-, sondern auch Stauraum – und das schon im Eingangsbereich. Für den Element konstruierten die Entwickler ein neues TV-Mobiliar mit vier offenen Ablagen und einem Schubfach am unteren Ende. Der Vorteil: Letzteres lässt sich sowohl von innen als auch von außen erreichen. Apropos erreichen: Im Sitzgruppenbereich offenbart der LMC Schwächen, denn bis auf das offene Fach in der T-Haube müssen Camper dort ohne Ablagen auskommen. Das Gleiche gilt für die Küche. Das Bad weiß in diesem Punkt jedoch zu überzeugen.
Da unter der Längsbank hinter dem Fahrersitz die Heizung unterkommen musste, entfällt dieses Fach. Hier schaffen drei Hängeschränke Abhilfe, ähnlich wie der Stauraum gegenüber der Küchenzeile, der den etwas klein geratenen Hängeschrank gekonnt kompensiert. Kleidungsstücke finden jeweils unter den Fußenden der Einzelbetten ihren Platz. Die fallen mit mehr als 400 Liter Fassungsvermögen ordentlich aus, das Fehlen eines aufstellbaren Deckels erschwert jedoch den Zugriff. Zwei Hängeschränke sowie vier Ablagen komplettieren das Stauraumangebot im Schlafbereich.
Sperriges kommt sicher in der großen Heckgarage unter. Hier empfiehlt sich die optionale zweite Türe. Der LMC, bereits mit reichlich Sonderausstattung angereist, muss bei der Zuladung Punkte liegen lassen: 225 Kilogramm sind schlicht nicht ausreichend, schon gar nicht für vier Personen. Wer nicht auf das Hubbett mit 25 oder die Markise mit 33 Kilogramm Gewicht verzichten möchte, der kommt um eine Auflastung für 139 Euro nicht herum.
Technik
Typisch LMC fährt auch der Element mit der bewährten Long-Life-Technologie, kurz LLT, vom Band. Die verzichtet – bis auf die Innenwände – auf Holz. Die Seiten- und Rückwand des T 758 G sind aus Alu-Glattblech, Dach- und Unterboden stattdessen aus hagelsicherem GfK gefertigt. Der Aufbau wird zusätzlich mit XPS-Schaum und PU-Leisten verstärkt. Alle Fahrzeuge erhalten zwölf Jahre Dichtigkeitsgarantie – bei einer maximalen Laufleistung von 120.000 Kilometern und einer jährlichen, kostenpflichtigen Überprüfung durch einen LMC-Vertragspartner.
Überzeugen kann der Element nicht nur mit der Aufbau-, sondern auch mit der Einbau-Technik. LMC platziert serienmäßig die Gas-Gebläseheizung Truma Combi 6 mit integriertem, zehn Liter fassenden Warmwasserboiler geschickt unter der Längsbank auf der Fahrerseite. Die insgesamt neun Ausströmer sorgen für eine gleichmäßige und relativ schnelle Verteilung der Warmluft im gesamten Fahrzeug bis nach hinten in die Garage.
Abzüge gibt es für den 90-Liter-Abwassertank, der unter dem Wagenboden und zwischen den Streben des Fiat-Flachrahmens hängt. Diese Anbringung sorgt zwar für einen tiefen Schwerpunkt, der Tank bekommt jedoch erst nach Kauf des 1390 Euro teuren Winter-Pakets eine Isolierung. Ebenfalls unpraktisch: Der Abwasserschieber muss mit einem Vierkantschlüssel geöffnet werden. Der Frischwassertank mit einem Fassungsvermögen von 125 Liter weiß dagegen zu überzeugen: Unter dem Einzelbett auf der Beifahrerseite untergebracht, erreicht man ihn über eine Klappe in der Heckgarage. Die Position erleichtert das Reinigen und Entleeren. Neben der Klappe befindet sich auch der FI-Schalter.
Beim Rundgang um das Fahrzeug findet man nicht nur das Fach für die Toilettenkassette und den Gaskasten mit zwei 11-Kilogramm-Gasflaschen, sondern auch eine Kombisteckdose mit 12-Volt-, 230-Volt- und TV-Anschluss. Mit dieser praktischen, 100 Euro teuren Zusatzoption sind Fernsehabende im Sommer unter freiem Himmel ganz einfach zu realisieren. Weiter hinten an der Stoßstange setzt der Element sogenannte Opferecken ein. Die Bauteile aus Kunststoff sitzen an den meistgefährdeten Stellen und können bei Remplern schnell und günstig ausgetauscht werden.
Schade, dass der Element auf die bei LMC sonst serienmäßige Truma iNet-Box verzichtet, mit der nicht nur die Heizung übers Smartphone steuerbar ist.
Lichtcheck
Auf dem Tisch sind es im Schnitt 141 Lux, maximal 194. Das ist ausreichend – nicht mehr, nicht weniger. In der Küche ist der Herd am besten, die Spüle dagegen nur mäßig beleuchtet. Durchschnittlich 68 Lux im Sanitärraum sind etwas schwach. Das Gesicht im Spiegel erscheint dafür mit starken 311 Lux. Die Lesespots im Heck sorgen maximal für 188 Lux. Im Schnitt bringt es die Beleuchtung nur auf 38 Lux.
Fahren
Zum Supercheck kommt der Element mit 140 Pferdestärken unter der Haube angefahren. 140 PS, bei einem Ducato? Ja, richtig! Mit der Einführung der Euro-Norm 6d-Temp stellte Fiat auf die Abgasreinigung mit SCR-Katalysator um und hat nun auch eine 140-PS-Variante im Portfolio. Der neue Turbolader mit variabler Turbinen-Geometrie macht sich gleich mit starken Elastizitätswerten und einer ordentlichen Beschleunigung bemerkbar. Rund 3500 Kilometer hat der Element beim Test bereits auf dem Tacho. Käufer sollten sich bei einem Neufahrzeug nicht täuschen lassen: Oft wirken neue Ducato auf den ersten 500 Kilometern noch etwas lustlos. Mit einem Kraftstoffverbrauch von durchschnittlich 11,0 Litern weiß der Italiener ebenfalls zu überzeugen. Trotzdem empfiehlt sich – gerade für längere Reisen – der 90-Liter-Tank gegen eine Extragebühr von 42 Euro.
Leichte Klappergeräusche sind im T 758 G zu hören. Die halten sich jedoch in Grenzen. Das liegt auch an den optionalen 16-Zoll-Alurädern, die mit richtigem Fülldruck den Federungskomfort erhöhen und somit Geräusche im Inneren minimieren. Der LMC fährt sich alles in allem angenehm. Etwas Eingewöhnungszeit braucht es dann doch, vor allem beim Rangieren. Der Grund: die stattliche Länge und der lange Hecküberhang von fast 2,45 Metern, der weit ausschwenkt. Unterstützung liefert hier die optionale Rückfahrkamera.
Preise
Die zwölf Jahre Dichtigkeitsgarantie sind nicht kaufentscheidend, aber ein dicker Pluspunkt. Der neue 140-PS-Motor macht Spaß. Bei einem Einstiegsmodell könnte man aber auch über den „kleinen“ Motor nachdenken, der bereits gezeigt hat, was in ihm steckt. Beim ersten Blick auf die Serienausstattung präsentiert sich der Element klassenüblich, weshalb der zweite auf die Paket-Optionen gehen muss: Dort merken Interessenten, dass es ohne Avantgarde- und Chassis-Paket kaum geht.
Grundpreis: 56.790 Euro(Fiat Ducato 35 2,3 L MJT, Motor 88 kW/120 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 72.500 Euro
Das fiel uns auf
(+) Den Rauchmelder im Eingangsbereich gibt es für alle LMC-Reisemobile bereits serienmäßig.(+) Die 15 Zentimeter dicken Kaltschaummatratzen auf den Einzelbetten erhöhen den Schlafkomfort.(+)(-) Die Zentralverriegelung der Aufbautüre gibt es zwar nur optional, bequem ist sie aber allemal.(+)(-) Die offenen Flächen bieten reichlich Platz. Geschlossene Hängeschränke wären jedoch praktischer.(-) Der Schacht der Toilettenkassette ist nicht rundum abgedichtet. Das erschwert das Sauberhalten.(-) Die vorgehängten Fenster verschwinden erst mit einem Rahmenfenster-Upgrade für 790 Euro.
Nachgefragt
Andreas Michels, Produktmanager Motorcaravan bei LMC, nimmt Stellung ...
... zu der Frage, warum nur TIs der Baureihe angehören: Der neue Element ist leicht, flexibel und zugleich kompakt. Dazu steht er mit seiner Dynamik für jede Menge Fahrspaß. Perfekt also für die Klasse der Teilintegrierten.
... zu der nicht wie sonst üblich serienmäßigen iNet-Box: Beim Element handelt es sich um ein Reisemobil im Einsteigerbereich. Wir bieten die App-Steuerung für Heizung und Klima deshalb als separate Sonderoption an.
... zu den vielen offenen Ablageflächen anstelle von Hängeschränken im Heckbereich: Wir haben eine offene Lösung für den hinteren Bereich gewählt, um jederzeit auch einfach mal ein Buch oder eine Brille ablegen zu können.
... zu den Steckdosen und USB-Anschlüssen im T 758 G: Wir haben bewusst USB-Anschlüsse in den Schlaf- und Einstiegsbereich des Fahrzeugs gelegt, um eine Erreichbarkeit von innen und außen zu gewährleisten. Die erschienen uns dort wichtiger als 230-V-Steckdosen.
Konkurrenten
Adria Coral 670 DL Axess Grundpreis: 55.999 Euro Basisfahrzeug: Citroën Jumper, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 7490/2300/2850 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2990/3500 kg(+) Dach, Wände und Unterboden aus GfK, Beifahrer-Airbag serienmäßig, beheizter und isolierter Abwassertank. (-) Kleiner Abwassertank, kleine Arbeitsfläche in der Küche.
Dethleffs Trend T 7057 EBL Grundpreis: 51.799 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 7410/2330/2900 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2925/3500 kg(+) Boden und Dach aus GfK, ESP serienmäßig, breite Aufbautüre (700 mm), zwei Heckgaragentüren, günstiger Basispreis (-) Beifahrer-Airbag nur optional, vergleichsweise kleiner Frischwassertank.
Rapido 666F Grundpreis: 60.100 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS Länge/Breite/Höhe: 7490/2350/2900 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 3020/3500 kg(+) Dach, Wände und Unterboden aus GfK, 140-PS-Motor, zwei Stauraumklappen.(-) Hoher Basispreis, geringe Zuladung.
Basisinformationen LMC Element 758 G
Gurte/Schlafplätze: 4/2-4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge/Breite/Höhe: 7,41/2,32/2,92 m Grundpreis ab: 56.790 Euro
Die Baureihe LMC Element
Preise: 54.790–56.790 Euro Basis: Fiat Ducato Länge: 6,98–7,41 m Gesamtgewicht: 3500–4400 kg Weitere Modelle: 3
Charakter: Vier Teilintegrierte stehen Interessenten der Element-Baureihe zur Verfügung, wobei der T 608 und T 748 – beide mit Queensbett – erst auf der CMT 2020 in Stuttgart Premiere feiern. Die beiden Einzelbetten-Grundrisse gibt es schon jetzt. Deren „G“ in der Nomenklatur weist auf die Garage im Heck hin. Optisches Erkennungsmerkmal: die hellgrauen Anbauteile am Fahrzeugaufbau der Sassenberger. Wobei Sassenberg hier nur halb stimmt. LMC lässt die Modelle bei Bürstner in Kehl bauen. Ähnlichkeiten zu deren neuen Lyseo-Time-T-Modellen sind daher nicht zu leugnen.