Teilintegrierte der Einsteigerklasse im Vergleich
Joa 75 T und Sunlight T 680 haben Einzelbetten im Heck, sind etwa gleich lang und ähnlich günstig. Wer gewinnt das Duell?
Mit der jungen Marke Joa bringt die Pilote-Gruppe frischen Wind in die Einsteigerklasse. Joa ist Bretonisch und bedeutet "Freude". Und ebendiese will die Marke durch farbenfrohes Design und attraktive Preise verbreiten. Bei attraktiven 61.000 Euro startet der hier vorgestellte 75 T.
Fast 9.000 Euro mehr verlangt Sunlight (Englisch für Sonnenlicht) für den T 680 auf Basis des Ford Transit. Allerdings gibt es ihn auch nur in der schon grundsätzlich gut ausgestatteten Adventure Edition.
Was heißt das konkret für den Preis? Unterm Strich landen beide Testwagen mit einigen Sonderausstattungen letztendlich bei knapp 80.000 Euro.
Doch damit nicht genug der Gemeinsamkeiten. Beide Testwagen sind knapp 7,40 Meter lang, und beide haben den beliebten Grundriss mit Einzelbetten im Heck. Optional kann man jeweils ein Hubbett und eine umbaubare Sitzgruppe ordern, was insgesamt fünf Schlafplätze ergibt.
So sehr sich die beiden Testwagen bei Zielgruppe und Preis ähneln: Basis und Grundrissgestaltung sind grundverschieden.
Joa Camp 75 T
- Gurt-/Schlafplätze: 5/2–5
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge: 7,39 m
- Preis: ab 61.000 Euro
Sunlight T 680 AE
- Gurt-/Schlafplätze: 4–5/2–5
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge: 7,36 m
- Preis: ab 69.899 Euro
Wohnen
Alles gleich also? Nein, schon der erste Blick in die beiden Modelle offenbart große Unterschiede. Das beginnt bereits beim Einstieg. Im Joa fällt die Aufbautür mit 49 Zentimeter Durchgangsbreite spürbar schmaler aus als im Sunlight mit 56. Der Innenausbau ist bei beiden Mobilen in hellen Holz- und Farbtönen gehalten, doch der Joa führt das Außendesign mit türkisfarbenen Akzenten auch im Ausbau fort. Insgesamt wirkt der Joa 75 T luftig mit einem guten Raumgefühl.
Hauptverantwortlich hierfür sind der niedrigere Einbau der Heckbetten und das Bad auf der linken Grundrissseite, das für eine freie Sichtachse nach hinten sorgt. Der Sunlight tritt dagegen eher klassisch gestaltet auf, mit höher montierten Einzelbetten und einem Bad mit separater Dusche. Beide Layouts haben ihre speziellen Vor- und Nachteile.
Ein echtes Highlight des Joa ist seine geradezu riesige Sitzgruppe. Fünf Gurtplätze gibt es in dieser L-Variante mit Seitensitz bereits serienmäßig. Am großen, in alle Richtungen verschieb- und drehbaren Tisch finden die möglichen fünf Reisenden bequem Platz. Hier kann der Sunlight mit seiner Halbdinette samt kleinerem Seitensitz nicht ganz mithalten. Sein eingehängter Tisch steht zwar stabil, fällt aber deutlich kleiner aus. Das reicht für eine Zwei-bis Drei-Personen-Besatzung; einen fünften Gurtplatz kann man jedoch gleichwohl ordern (439 Euro). Da es für den Tisch nur eine kurze, einsteckbare Erweiterung gibt (im Testwagen nicht vorhanden), wird es auf der Tischplatte schnell eng – erst recht für fünf Personen.
Über den Sitzgruppen hängen in beiden Fahrzeugen die optionalen Hubbetten. Das reduziert die Stehhöhe in diesem Bereich beim Sunlight von 2,10 Metern auf rund 1,91 und beim Joa von ebenso 2,10 Metern auf rund 1,92. Dessen Bett hebt und senkt sich elektrisch, wofür man erst die Aux-Taste am Kontrollbord aktivieren muss, die kurioserweise gleichzeitig das Radio schaltet. Die 1.800 Euro teure Schlafstätte hat eine mit 1,98 Metern relativ lange Matratze, die aber auf maximal 1,27 Meter Breite kommt.
Das Hubbett des Sunlight steht für 1.599 Euro in der Preisliste und wird manuell bedient. Mit 1,90 Meter Länge ist die Matratze spürbar kürzer, dafür aber deutlich breiter (maximal 1,39 m). Im Joa liegt die Matratze auf einem Lattenrost, im Sunlight dagegen auf Tellerfedern. Relativ bequem sind tatsächlich beide Varianten.
Beide Betten hängen zudem recht hoch (Joa: 1,39 m, Sunlight: 1,50 m) und sind so nur per Leiter erklimmbar. Bei beiden ist der Durchgang zur Aufbautür stark eingeschränkt.
Auch bei den Küchen gehen die Marken unterschiedliche Wege. Einigkeit herrscht noch beim Herd – ein Zweiflammkocher mit elektrischer Zündung ist jeweils eingebaut. Der Joa-Küchenblock ist aber insgesamt einfacher gehalten und könnte so auch in einem Campingbus zu finden sein. Optischer Farbklecks mit praktischem Nutzen ist die türkisfarbene Metallplatte an der Seitenwand des Kühlschranks. Sie kann als Pinnwand dienen oder magnetisches Zubehör halten.
Stauraum gibt es in der rechteckigen Küche dank zweier Schubladen, einem Staufach, einem Hänge- und einem Unterschrank aber genug. Zusätzlich ist gegenüber ein weiterer schmaler Unterschrank für Kochzubehör nutzbar. Der an den Küchenblock anschließende Absorberkühlschrank fasst 133 Liter und ist dank seiner erhöhten Einbauposition komfortabel nutzbar.
Im Sunlight steht ein noch größeres Absorbergerät mit 167 Liter Volumen bereit. Da es nur die halbe Höhe einnimmt, ist darüber noch Platz für ein offenes Regal mit drei Einlegeböden und eine große Ablage. Diese kann immerhin als Abstellfläche dienen; echte Arbeitsfläche ist auf dem L-förmigen Küchenblock rar. Geschirr, Küchengeräte und Lebensmittel finden Platz in drei Schubladen und einem großen Unterschrank mit viel Stauvolumen. Weiteres Küchengerät lässt sich im großen Hängeschrank über dem Küchenblock verstauen.
Angrenzend an die Küche folgen die Bäder. Bei Sunlight hat man sich, wie bei dieser Fahrzeuglänge weitverbreitet, für ein Bad mit separater Dusche gegenüber entschieden, die zum Raumbad vereinigt werden können. Die Abtrennung nach vorn erfolgt per Badtür – zum Bett hin sorgt ein nur halbhoher Vorhang für Privatsphäre.
Das Bad ist schon für sich ohne Verrenkungen nutzbar. Für Föhn und Rasierer gibt es eine gut erreichbare 230-V-Steckdose. Die Dusche gegenüber hat eine passable Größe, die Stehfläche wird spürbar durch den Radkasten eingeschränkt. Für Licht und Luft sorgen je eine Dachhaube in Dusche und Sanitärraum.
Im Joa steht das Kompaktbad auf der linken Seite und wird mit einer Gliederschiebetür verschlossen. Um dennoch eine komfortable Duschlösung zu bieten, ist die Waschtischwand schwenkbar aufgehängt. Damit entsteht sogar eine Duschkabine mit etwas größerer Grundfläche als im Sunlight. Eine 230-V-Steckdose fehlt im Bad allerdings. Zum Lüften gibt es eine Dachhaube.
Die Heckbetten sind im Joa tiefer eingebaut als üblich, was eine Kopffreiheit von fast 1,10 Metern ermöglicht und für ein großzügiges Raumgefühl sorgt. Die Matratzen auf Lattenrosten sind mit 1,90 und 1,98 Meter Länge nicht so üppig bemessen. Hier kann der Sunlight sein kürzeres Hubbett in der Wertung wieder ausgleichen, denn beide Einzelbetten sind über zwei Meter lang (2,05 bzw. 2,10 m) und verfügen ebenso über Lattenroste. Mit knapp 92 Zentimeter Kopffreiheit ist das Raumgefühl etwas beengter als im Joa.
Beladen
Beim Wiegen gibt es eine positive Überraschung. Beide gut ausgestatteten Testwagen haben trotz fast 7,40 Meter Länge noch ausreichende Zuladungsreserven für die Reise zu viert. Besonders der Joa kann sich mit gewogenen 3.020 Kilogramm promobil-Leergewicht hervortun – und das mit vollem 130-Liter-Frischwassertank.
Auch der Sunlight ist mit 3.070 Kilogramm noch gut mit zwei und gerade so mit vier Personen nutzbar – inklusive 122 Liter Frischwasser. Spart man sich die optionalen Hubbetten, weil man ohnehin nur zu zweit reist, wären die Fahrzeuge nochmals rund 40 Kilogramm leichter. Große Unterschiede gibt es bei der Anhängelast. Der Joa darf stattliche 2.000 Kilogramm ziehen, der Sunlight mit der Ford-Automatik nur magere 750 Kilogramm. Wer mehr ziehen möchte, muss auf die Automatik verzichten. Gleiches gilt für das 4,1-Tonnen-Chassis, das für 1.998 Euro nur als Handschalter mit 155 PS bestellbar ist.
Die Heckgarage des Sunlight ist deutlich größer und besser nutzbar als die des Joa. Das liegt einerseits an der niedrigen Einbauhöhe der Heckbetten und andererseits am integrierten Gaskasten, der beim 75T links in der Garage Platz wegnimmt. Deshalb müssen normale Räder im Joa auf den optionalen Heckträger ausweichen. Mit fünf Staufächern für Zubehör ist das Heckabteil des Sunlight besser für Transportaufgaben gerüstet.
Die Kleiderschränke sind bei beiden Mobilen jeweils unter den Einzelbetten untergebracht. Diese sind jedoch nur von vorn beladbar, da die Lattenroste hier wie da nicht hochklappbar sind. Im Volumen liegen die Joa-Schränke vorn, dabei haben die Sunlight-Exemplare eine Beleuchtung.
Vorteilhaft beim Sunlight zeigt sich außerdem, dass neben den beiden breiten Hängeschränken an der Rückwand vier offene Ablagen für Krimskrams vorhanden sind. Mit einer Einschränkung: Wegen der niedrigen Rüttelkante sollten diese während der Fahrt nicht allzu schwer beladen sein.
Technik
Der Aufbau ist bei beiden Herstellern nicht holzfrei. Bei Joa kommt der Werkstoff als Wandverstärkung zum Einsatz, wird allerdings von einer wasserabweisenden XPS-Isolierung ummantelt. Dach und Boden sind GfK-geschützt. Die Dichtigkeitsgarantie beträgt durchschnittliche fünf Jahre. Sunlight gewährt dagegen sieben Jahre. Und das, obwohl die Aufbautechnik mit Holzboden, Holzverstärkungen und EPS-Isolierung einfacher gehalten ist. Das Dach ist aber auch hier mit GFK beplankt.
Serienmäßig sind im Sunlight schicke Rahmenfenster eingebaut, während der Joa mit einfacheren vorgehängten Varianten vorliebnehmen muss. Geheizt wird serienmäßig mit einer Combi 4, die unter dem rechten Bett sitzt. Der Testwagen nutzt die optionale Combi 6 E, ebenso wie den aufpreispflichtigen, isolierten und beheizten Abwassertank. Diese Option hat der Sunlight nicht an Bord, dafür heizt er generell mit einer Combi 6, die strategisch günstig in der Sitztruhe eingebaut ist.
Als Teil eines Pflichtpakets wird beim Joa stets ein Crashsensor im Gaskasten eingebaut. Somit darf der Brennstoff während der Fahrt für die Heizung genutzt werden. Für die 12-Volt-Stromversorgung an Bord sorgt im Joa-Testwagen eine optionale 120-Ah-AGM-Batterie – Serie sind 95 Ah, genau wie im Sunlight. Möchte man Letztere wechseln oder zum Beispiel im Winter aus dem Fahrzeug nehmen, braucht man Werkzeug, um das Deckelbrett der Sitztruhe abzuschrauben. Im Joa geht das deutlich einfacher, da die Elektrozentrale gut erreichbar in der Seitenbanktruhe installiert ist. Typisch Einsteigerklasse ist die knappe Bestückung mit 230-Volt-Steckdosen im Joa – lediglich drei finden sich hier, während der Sunlight immerhin fünf davon verteilt.
Einigkeit herrscht bei beiden Marken bei der Abdichtung des Toilettenschachts: Sie ist – hier wie da – praktisch nicht vorhanden. Der Sunlight vermag die Miene immerhin noch mit einem netten positiven Detail aufzuhellen: Die Kassettenschacht-Klappe wird in offener Stellung ganz bequem magnetisch fixiert.
Fahren
Citroën Jumper gegen Ford Transit – beide Basisfahrzeuge haben ihren eigenen Charakter, der sich in diesem Vergleich wiederholt zeigt. Der Jumper mit seinem altbekannten Cockpit funktioniert bewährt gut. Man sieht ihm sein Alter inzwischen allerdings an, und ein Facelift ist langsam überfällig. Auf eine Automatikoption verzichtet Citroën.
Das Jumper-Fahrwerk ist spürbar straffer als das des Ford. Mit dem optionalen 165-PS-Motor kommt der Jumper aber gut voran und lässt sich auch an Autobahnsteigungen meist schaltfaul fahren, ohne zum Verkehrshindernis zu werden. Das Geräuschniveau ist klassenüblich: Man hört schon etwas, aber nicht übermäßig laut. Eine der Hauptgeräuschquellen ist, wie häufig, die Kocherabdeckung.
Das ist im Sunlight nicht anders. Auch hier scheinen die deutlichsten Geräusche aus der Küche zu stammen. Ansonsten ist er etwas leiser, was unter anderem an dem sensibler federnden Fahrwerk liegt. Daneben trägt die optionale Automatik ihren Teil zum Fahrkomfort bei.
Somit würde der Sunlight dieses Unterkapitel klar gewinnen, fehlte beim Testwagen nicht eine Dichtung am Fender auf der linken Seite, also dem Verkleidungsteil am Übergang vom Fahrerhaus zum Aufbau. Das führt ab etwa 60 km/h zu Windgeräuschen, die ab Tempo 100 laut werden.
Daten und Messwerte
Preis und Service
Beide Testwagen haben einiges an optionaler Ausstattung an Bord, was den anfänglichen Preisvorteil des Joa – immerhin fast 9.000 Euro – beim Testwagenpreis ins Gegenteil wandelt. Allerdings ist er dann auch etwas besser bestückt als der Sunlight, denn dieser hat weder TV, Solar noch ein Navi mit Rückfahrkamera an Bord.
Die Grundausstattung des Sunlight ist dennoch gut, denn viele beliebte Optionen wie Markise, Fahrradträger oder auch eine Aufbautür mit Fenster sind schon im Serienumfang enthalten. Das schwarzlackierte Fahrerhaus, samt passenden Alurädern, und der silberfarbene Aufbau stehen der Adventure Edition gut und stechen aus dem klassischen weißen Wohnmobil-Einerlei heraus. Eine Fahrerhaus-Faltverdunkelung stünde der Sunlight-Serienausstattung allerdings noch gut zu Gesicht.
Die Faltverdunklung gibt es im Joa dagegen nicht mal optional. Hier muss generell ein Vorhang reichen. Ebenfalls ärgerlich: Zum Grundpreis von 61.000 Euro kommt stets noch ein Pflichtpaket für 1.100 Euro, darin der Fahrerhaus-Teppichboden, das T-Haubenfenster, die Aufbautür mit Fenster und Fliegengitter, der Handtuchhalter und der Crashsensor.
Insgesamt landen beide Testwagen am Ende bei knapp 80.000 Euro – und somit in einer Preisregion, die noch vor kurzem als Mittelklasse galt. Eine Menge Geld für ein Einsteigerfahrzeug, weshalb die Bewertung im Preis-Ausstattungs-Kapitel eher niedriger ausfällt. Der Vorsprung des T680 ergibt sich vor allem durch die umfangreichere Serienausstattung der Adventure-Edition-Ausführung, die beim Sunlight auf Ford ausschließlich angeboten wird. In Sachen Service hängt der Sunlight mit 72 Händlern die junge Marke Joa mit sieben klar ab. Dazu kommt noch die um zwei Jahre längere Dichtigkeitsgarantie.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
Wohnen
Die große Sitzgruppe bringt dem Joa einen Unterkapitelsieg. Alle anderen gehen an den Sunlight. Seine Einzelbetten sind deutlich länger, und beim Bad gewinnt er wegen der separaten Dusche – sowie der im Joa-Sanitärraum fehlenden 230-V-Steckdose.
- Joa Camp: 3,2 Punkte
- Sunlight: 3,4
Beladen
Nur knapp liegt der Sunlight im Beladen-Kapitel vorn. Der Joa hat zwar mehr Zuladung, ihn bremst aber der nicht fahrradtaugliche Heckstauraum aus. Der Sunlight bietet eine richtige Garage und auch sonst noch etwas bessere Staumöglichkeiten.
- Joa Camp: 2,9 Punkte
- Sunlight: 3,1 Punkte
Technik
Das Technikkapitel endet mit einem Unentschieden. Beim Aufbau hat der Joa die Nase vorn, bei der Verarbeitung dagegen der Sunlight. Die anderen Punkte sind knapp umkämpft.
- Joa Camp: 3,2 Punkte
- Sunlight: 3,2 Punkte
Fahren
Der Sunlight punktet mit höherem Fahrkomfort, muss aber wegen der Windgeräusche Federn lassen. Der Joa liegt stabiler auf der Straße. Die Fahrleistungen sind auf ähnlichem Niveau.
- Joa Camp: 3,1 Punkte
- Sunlight: 3,2 Punkte
Preise und Service
Klarer Kapitelsieg für Sunlight, aber vor allem auch durch das große Händlernetz und die längere Dichtigkeitsgarantie.
- Joa Camp: 2,9 Punkte
- Sunlight: 3,6 Punkte