Ein Kurzer für eine Million

Diesen tornadoroten Audi Sport Quattro hat RM Sotheby's am 14. Mai 2022 in Monaco versteigert.
Zwischen 750.000 und einer Million Euro soll ein Audi Sport Quattro kosten, den RM Sotheby’s am 14. Mai in Monaco versteigert. Das Besondere am Auto ist die Laufleistung.
Gerade einmal 2.785 Kilometer stehen auf dem mechanischen Zählwerk im Tacho eines roten Audi Sport Quattro, den RM Sotheby’s am 14. Mai 2022 in Monaco versteigert. Keine 100 Kilometer pro Jahr wurde der "Kurze" seit 1984 gefahren. Das macht den einstmals teuersten deutschen Serienwagen zu einem besonders teuren Exemplar dieses Typs: Auf 750.000 bis eine Million Euro schätzen die Experten des Auktionshauses den Wert des Coupés.
Von Ingolstadt nach Monaco
Zur Geschichte dieses Low-Miler-Quattro sind nur zwei Eckdaten bekannt: Der Ingolstädter Audi-Händler Hans Kraft lieferte das Auto im Mai 1984 aus und heute ist es in Monaco registriert. Von Ingolstadt nach Monaco, das sind heute 862 Kilometer, wenn man die schnellste Route über die A96 und die A13 nimmt und 926 Kilometer für die schönere Route über Innsbruck und Bozen. Denkbar, dass er sie auf Achse zurückgelegt hat – das wäre dann schon ein Drittel der Gesamtfahrleistung.
Quattro 2020 für 500.000 Euro angeboten
Auf 550.000 bis 700.000 US-Dollar (505.000 bis 643.700 Euro) schätzte Gooding & Company den Wert eines Audi Sport Quattro, der am 5. März 2020 während der Auktion in Amelia Island versteigert wurde. Der "Kurze" war 1986 als Neuwagen in eine Sammlung gekommen. Seither hat der Quattro zwei Mal den Besitzer gewechselt und weniger 35.000 Meilen (56.000 Kilometer) zurückgelegt.
Dennoch wurde er in 13 Monaten auf Concours-Standard restauriert, erklärt das kalifornische Auktionshaus in der Beschreibung. Das Auto war 2012 bei einem Concours in Carmel-by-the-sea zu sehen. Der 1985 gebaute Quattro ist einer von zehn, die Porsche + Audi Nordamerika 1986 in die USA importiert haben, um die Teilnahme am Pikes Peak Bergrennen zu bewerben. Der aktuelle Besitzer hat in das Auto über 100.000 US-Dollar investiert und ist es bisher weniger als 1.000 Meilen gefahren. Das Höchstgebot lag bei knapp 400.000 Euro – zu wenig für einen Verkauf.
Technologieträger für 200.000 Mark
Mit einem Neupreis von 195.000 Mark – ab 1985 sogar 203.850 Mark – gehörte der kurze Quattro zu den teuersten Autos seiner Zeit. Für den Gegenwert eines Sport Quattro gab es zwei Porsche 911 Turbo.
Für das Geld bekam man mit dem Audi Sport Quattro allerdings auch wirklich exklusive Technik: Der Sport Quattro mit einem Radstand von 2.225 mm war vollgepackt mit Technik: Angetrieben wird der 4.164 mm kurze Quattro von einem 2,1-Liter-Reihenfünfzylinder, der dank Turboaufladung und 4-Ventiltechnik stramme 306 PS leistet. Ein KKK-K27-Lader setzt das Triebwerk mit bis zu 1,2 bar unter Druck, die serienmäßige Kraft von bis zu 350 Nm wird an alle vier Räder weitergeleitet. Der Quattro-Allradantrieb sorgt für genügend Traktion in jeder Lebenslage, die Vierkolben-Festsattel-Bremsanlage von AP Racing mit innenbelüfteten und geschlitzten Bremsscheiben für heftigste Ankerwürfe.
Von 0 auf 100 in weniger als 2,5 s
Im Renneinsatz konnte der Ladedruck auf bis zu 2,04 bar erhöht werden. Mit weiteren Maßnahmen zur Leistungssteigerung konnte der Fünfzylinder auf mehr als 500 PS gebracht werden. Im Audi Sport Quattro E2 leistet der Motor 530 PS und beschleunigt den Wagen in 2,6 s auf Tempo 100. Für den Pikes Peak-Wettbewerb wurden sogar 598 PS realisiert, den Sprint auf 100 soll der Extrem Sport Quattro in weniger als 2,5 s geschafft haben. Im Rallyecross sollen Audi Sport Quattro mit Leistungen von bis zu 700 PS eingesetzt worden sein.
Der angebotene Audi Sport Quattro befindet sich laut Auktionskatalog im Bestzustand, der originale Lack in Tornadorot zeigt keine Makel, die originalen 9-Zoll breiten Ronal-Leichtmetallfelgen wirken wie frisch aus dem Laden, ebenso eigentlich das ganze Auto. Innen überzeugt der Sport Quattro mit Recaro-Sitzen mit Alcantara-Sitzflächen und Lederwangen, dem originalen Kassetten-Radio und so gut wie keinen Gebrauchsspuren. Zusätzlich wurde ein Navigationsgerät installiert.
Der Audi Sport Quattro ist schon ab Werk reichhaltig ausgestattet: Serienmäßig hatte er unter anderem ABS, Servolenkung, elektrische Fensterheber, Sitzheizung, Edelstahl-Endrohr und eine Uhrensammlung mit Tacho, Drehzahlmesser, Voltmeter, Tankuhr, Ladedruckanzeige, Wasser- und Öltemperatur sowie Öldruck an Bord.
Hintergrund: Der Audi Sport Quattro
Von dem Sport Quattro baute Audi insgesamt 220 Komplettfahrzeuge, von denen rund 170 im freien Handel verkauft wurden. Für den Einsatz bei der Gruppe B waren 200 Homologations-Exemplare von der FIA gefordert. Für einen Preis von 200.000 Mark konnte man aus vier Farben wählen: 134 Exemplare wurden in Tornadorot verkauft, 48 in Alpinweiß, 21 in Kopenhagenblau und 15 in Malachitgrün. Die Farbwahl war an den vier Rennsportnationen Italien (Rot), England (Grün), Frankreich (Blau) und Deutschland (Weiß) orientiert. Für Ferdinand Piëch, den damaligen Audi-Vorstand, wurden zudem 2 Audi Sport Quattro in Schwarz lackiert.