Gaming-Monitore: Teuer muss nicht immer besser sein

Teuer muss nicht immer besser sein: Wenn hochpreisige Gaming-Monitore trotz hervorragender Specs enttäuschen
Wir zeigen Dir, worauf es bei einem guten Gaming-Monitor ankommt - und dass in erster Linie nicht immer nur der Preis zählt.
Bestimmt hast auch Du schon einmal diese Erfahrung gemacht: Hardware, die Du Dir schon lange gewünscht hast, hat Dich im Live-Test eher enttäuscht. Schlechte Kontraste, ein verschwommener Screen, Ghosting oder Blooming - all dies sind eindeutige Hinweise darauf, dass der Monitor für den geplanten Einsatzzweck nicht ideal konfiguriert ist.
Bei einem Bildschirm der Klasse Spar-Budget könnte man die eine oder andere Schwäche verschmerzen. Doch wenn Du eine größere Geldsumme investiert hast, erwartest Du zu Recht eine entsprechende Leistung.
Dabei wirft ein Blick auf das Datenblatt des Monitors oft mehr Fragen als Antworten auf: Die Spezifikationen scheinen doch alle zu stimmen? Warum ruft der Monitor dann trotzdem nur eine mittelmäßige Leistung ab?
Warum es nicht nur auf die Spezifikationen ankommt
Eines der größten Probleme in Hinblick auf die Leistungsangaben ist die Tatsache, dass diese von den Herstellern bewusst als Marketinginstrument benutzt werden. Soll heißen: In vielen Fällen führen die Angaben in die Irre, in einigen sind sie sogar schlichtweg falsch.
Bei einem genaueren Blick auf die Übeltäter kannst Du feststellen, dass kein einzelner Hersteller oder keine Produktlinie besonders heraussticht. Es ist eher so, dass bei den meisten Produzenten ein paar Geräte dabei sind, auf die solch irreführenden Angaben zutreffen.
Teilweise unterscheiden sich die realen Spezifikationen recht deutlich von den gemachten Angaben der Hersteller. Stellvertretend dafür sollen hier einmal zwei der wichtigsten Merkmale herausgegriffen werden: HDR und das Kontrastverhältnis.
HDR ist nicht gleich HDR
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie Hersteller versuchen, Kunden wie Dich von einer hohen Bildqualität zu überzeugen. Begriffe wie "Quantum HDR" oder "Nebula HDR" sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass hier der Eindruck von hohem Kontrastverhältnis und großer Spitzenhelligkeit erweckt werden soll. In Wirklichkeit geht es den Herstellern jedoch darum, den eigentlich aktuell gültigen HDR-Standard zu umgehen: die Zertifizierung VESA-HDR.
In Konsequenz bedeutet das, dass Du anhand der obigen Beispiele konkrete Angaben darüber fehlen, wie die Farbtiefe oder die Spitzenhelligkeit des Monitors genau ausgestaltet sind. Während der aktuelle VESA-Standard DisplayHDR 1000 manchmal erreicht wird, gibt es Monitore, bei denen das nicht der Fall ist. Doch woher sollst Du das vor dem Kauf wissen? Das ist nahezu unmöglich.
Der Trick mit der Spitzenhelligeit
Die Spitzenhelligkeit ist eine beliebte Spezifikation, bei der von den Herstellern gern groß klingende Versprechen gemacht werden. Während einige Monitore eine Spitzenhelligkeit von 1.000 Nits erreichen, ist dies längst nicht immer der Fall. Wer das genau wissen möchte, muss am Ende selbst nachmessen – was wohl die Wenigsten tun.
Doch selbst bei einem Monitor, der die 1.000 Nits erreicht, muss dies nicht unbedingt etwas bedeuten. In welcher Zeit erreicht der Bildschirm die Spitzenhelligkeit? Wird sie überall oder zumindest gleichmäßig erreicht, oder kommt es zu großflächigen Aussetzern? Solange nur ein kleiner Teil des Monitors den Spitzenwert erreicht, reicht dies für Hersteller aus, um damit zu werben.
Aber seien wir ehrlich: Auch bei Bildschirmen mit entsprechender Zertifizierung nach VESA kann es zu Problemen kommen. Selbst bei einer Spitzenhelligkeit, die im hohen Maximum liegt, können die Dimmzonen unterschiedlich ausfallen. Je nach Monitor kommt es dadurch zu größeren Qualitätsverlusten bei der Darstellung.
Eine hohe Spitzenhelligkeit ist grundsätzlich ein gutes Kaufargument. Wenn Du sichergehen willst, solltest Du jedoch auch auf die Anzahl der Dimmzonen achten. Bei hochwertigen Monitoren gehen diese in den deutlich vierstelligen Bereich.
Was Displayport 1.4 aussagt – und was nicht
Auch der Standard Displayport 1.4 kann zu falschen Vorstellungen und Enttäuschungen führen, wenn es um Gaming-Monitore geht.
Als Beispiel soll hier einmal der Acer XV272U P herangezogen werden. Wenn Du die volle Bandbreite von Displayport 1.4 ausnutzen möchtest, sollte der Monitor HDR-Eingangssignale bei 1440p, 200 Hertz und 10 Bit unterstützen. Der genannte Monitor wurde zwar mit Displayport 1.4 beworben. Zwar unterstützt dieser Eingangssignale mit 1440p und 10 Bit – aber eben nur 120 Hertz. Daher wäre die Bezeichnung "Displayport 1.2 plus HDR" die treffendere Beschreibung gewesen.
Auch auf den Kontrast kommt es an
Die in der Werbung vermittelten Angaben zum Kontrastverhältnis weichen in der Realität teilweise deutlich ab. Ein Praxistest im Alltag zeigt recht schnell, ob die Werbeversprechen der Hersteller mit den tatsächlichen Werten übereinstimmen.
Beispielsweise wurde das Modell Odyssey Neo 2022 von Samsung damit angepriesen, dass es ein Kontrastverhältnis von 1.000.000:1 erreicht. Tatsächlich erreicht wurde in der Praxis jedoch nur ein Verhältnis von 15.000:1 – was dem Monitor berechtigte Kritik einbrachte.
Je schneller, desto besser: Die Reaktionszeit
Ein weiterer Stolperstein bei der Auswahl des richtigen Gaming-Monitors ist die Reaktionszeit. Gerade im Gaming-Bereich kommt es oft auf eine möglichst wenig verzögerte Darstellung auf dem Bildschirm an. Dennoch legen immer noch nicht alle Hersteller diese Spezifikation ihrer Geräte offen auf den Tisch.
Als Faustregel hat sich über die Jahre eine Reaktionszeit von einer Millisekunde etabliert – Monitore mit größerer Reaktionszeit fallen für viele Kunden daher von vornherein durch. Doch was Du vielleicht bisher noch nicht wusstest: Es gibt keine einheitliche Methode, wie die Reaktionszeit gemessen wird.
Eine der gängigsten Angaben, die Reaktionszeit eines Monitors zu beschreiben, ist die sogenannte Grau-zu-Grau-Reaktionszeit (GtG). Dadurch soll beschrieben werden, wie schnell ein Pixel von einer Graustufe in eine andere wechseln kann. Doch auch, wenn ein Monitor diesen Wechsel schnell hinbekommt: Über die Schärfe des Ergebnisses macht dieser Wert keine Aussage.
Eine Angabe, die zusätzlich zur GtG eine deutlich bessere Aussagekraft zur Reaktionszeit hätte, wäre die MPRT: die Moving Picture Response Time. Diese Größe gibt an, über welche Zeitspanne ein Pixel auf dem Monitor sichtbar bleibt. Somit wäre dieser Wert deutlich geeigneter, um eine Vorstellung von der Reaktionszeit zu bekommen.
Viele Hersteller geben diese Spezifikation nicht an. Allerdings lohnt es sich, direkt anzufragen – oft geben Firmen dann doch Auskunft darüber. Eine MPRT von einer Millisekunde muss es nicht sein. Du solltest jedoch darauf achten, dass sie nicht höher als zwei Millisekunden ausfällt.
Das waren nur ein paar ausgewählte Spezifikationen von Bildschirmen, die Du vor Deinem nächsten Kauf genauer unter die Lupe nehmen solltest – auch, wenn es sich dabei nicht um alltägliches Wissen handelt. Grundsätzlich gilt jedoch: Der Preis eines Monitors verrät nicht viel über seine tatsächliche Qualität. Stattdessen solltest Du Dich im Vorfeld genauer mit dem Thema auseinandersetzen und ein paar Testberichte lesen. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, vom neuen Monitor enttäuscht zu sein.