Das sind die überflüssigsten IT-Produkte

Mit manchen Produkten haben die Hersteller von Soft- und Hardware sich und den Kunden keinen Gefallen getan. Wir stellen Innovationen vor, die sich als unbrauchbar erwiesen haben.
Ein dynamischer Wirtschaftsbereich wie die IT, in der monatlich neue Innovationen realisiert werden, ist zwangsläufig nicht vor Kalt- und Fehlstarts gefeit. Bei einigen Produkten kann es Monate oder gar Jahre dauern, bis sie sich am Markt durchsetzen. Anderen Produkten gelingt dies wiederum nicht und sie scheitern am Markt als sprichwörtlicher "Satz mit X". Im Folgenden wollen wir auf die Innovationen eingehen, die wahlweise der Zeit voraus, falsch am Markt positioniert oder überflüssig waren.
Dazu präsentieren wir die Top 5 der Produkte und Programme, auf die die IT-Branche hätte verzichten sollen:
-
1. Seiner Zeit zu weit voraus: Apple Newton
Der Mobilcomputer Apple Newton stellt in gewisser Hinsicht den Großvater des iPads dar. Dabei entsprang dieser einer neuen Produktlinie, die Apple unter dem Namen "MessagePad" 1993 auf den Markt brachte, die aber gerade mal fünf Jahre überdauerte. Denn 1998 wurde die Produktion im Zuge der Neustrukturierung des Unternehmens unter Steve Jobs eingestellt. Im allgemeinen Sprachgebrauch setzte sich für die MessagePad-Serie der Name des Betriebssystems "Newton" durch. Ein besonderes Charakteristikum dieser Produktserie war die lernfähige Handschriftenerkennung, die per Kunststoffstift über ein berührungsempfindliches Display erfolgte. Hierbei erlernte der Computer die Handschrift des Anwenders, der in Folge handschriftlichen Text auf dem Newton verfassen konnte. Dies war ein markanter Fortschritt gegenüber der damals verbreiteten Spezialschrift Graffiti, die von den Nutzern von Palm-Geräten erst erlernt werden musste.
-
Allerdings krankten die frühen Versionen der Produktserie unter der geringen CPU-Leistung, sodass die Handschriftenerkennung nur unter deutlichen Einschränkungen funktionierte. Dies wurde daraufhin 1996 mit der Rosetta-Engine, die für das OS 2.0 konzipiert worden war, behoben, woraufhin die Erkennung der Druckschrift fehlerfrei war. Darüber hinaus konnte Newton konzeptionell noch mit seinen programmunabhängigen Datenbeständen überzeugen. Was heutzutage Standard eines jeden Desktop-Betriebssystems ist, dass diverse Programme auf einem Gerät Daten wie E-Mails, Notizen, Kalendereinträge oder Adressen gemeinsam nutzen, war zu Beginn der 1990er ein echtes Novum. In Konsequenz war die MessagePad-Produktserie alles andere als eine Fehlplanung. Sie war allerdings nicht mit den Plänen Steve Jobs vereinbar, woraufhin die Produktion eingestellt wurde.
-
2. Unbeliebt bei den Nutzern: Microsoft DOS 4.0
Für den Wechsel von der MS-DOS Version 3.3 auf 4.0 wartete Microsoft mit großen Neuerungen auf. Darunter fällt etwa ein Installationsprogramm, wie es seit Jahren Standard ist, zu Zeiten des Windows-Vorläufer aber eine wirkliche Innovation war. Des Weiteren verfügte die Shell über eine grafische Oberfläche und die bis dato gültige 32-MB-Grenze von Festplatten konnte dank des Dateisystems FAT16 theoretisch auf zwei GB vergrößert werden. Die Leistung des konventionellen Arbeitsspeichers war zu dieser Zeit aufgrund der vorliegenden Prozessortechnik auf 640 KB limitiert. Um dies zu überwinden und den Programmen mehr RAM zu bieten, entwickelte Microsoft eine neue Speicherverwaltung, die " Expandend Memory Specification" (EMS). Genau hier liegt aber der Punkt für die schlechte Reputation von DOS 4.0, da in der Erweiterung vom Juni 1988 ein schwerwiegender Fehler vorhanden war.
-
Dieser konnte bei gewissen Festplatten einen Datenverlust zur Folge haben. Microsoft behob diesen Fehler mit der Version 4.01 in der damals rekordverdächtigen Zeit von fünf Monaten. Dies mag in Anbetracht der Schnelligkeit heutiger Updates und Patches äußerst lang wirken, in Relation zu den 17 Monaten zwischen den Veröffentlichungen von DOS 3.1 und DOS 3.2 zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab. Trotz der schnellen Korrektur konnte der Imageschaden von DOS 4.0 nicht wettgemacht werden. In Konsequenz war MS-DOS 4 bei den Nutzern nicht sonderlich beliebt, was neben der missglückten Markteinführung auch der im Vergleich zur Vorgängerversion größeren Belegung konventionellen Speichers, der ohnehin stets knapp war, geschuldet war.
-
3. Zu spät und daher überflüssig: Extended Density Floppy und Superdisk
Diskettenlaufwerke waren bis Ende der 1990er Jahre obligatorischer Bestandteil von Computern - und Disketten die Basis aller Handlungen. Über diese Speichermedien wurden Betriebssysteminstallationen und Programme gestartet oder Dateien getauscht. Sogar eine der ersten Digitalkameras griff zur Sicherung der Bilder auf die Diskettentechnologie zurück. Der Siegeszug der Diskette begann Anfang der 1970er Jahre, als die Firma Memorex das erste schreibfähige Diskettenlaufwerk veröffentlichte. Gleichzeitig wurde hiermit das Ende der Lochkarten, Lochstreifen und Magnetbänder als Speichermedien für Rechner eingeleitet. Als mutmaßlicher Erfinder der Diskette wird häufig Alan Shugart genannt, dessen Firma Shugart Associates die weitverbreitete 5,25"-Diskette im Jahr 1976 auf den Markt brachte. Die frühen Computer von Apple und IBM hatten die von TEAC produzierten Diskettenlaufwerke verbaut, die über eine Kapazität von 360 KB verfügten. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde der Markt für Disketten aber mit dem Erscheinen der 3.5"-Diskette in Aufregung versetzt. Diese wurde von Sony produziert und sollte sich weltweit durchsetzen. Einige Jahre später wurde die 1,44 MB-HD-Diskette für den PC veröffentlicht und zum Standard unter den PCs der 1990er Jahre. Dabei lag die Diskette in zwei Varianten vor: eine mit 720 KB Kapazität im DD-Format für DOS und eine mit 880 KB für AMIGA-Computer.
-
Gegen Ende des Jahrtausends begann allerdings der Niedergang der Diskettentechnologie im Zuge des erhöhten Speicherbedarfs. Die Anschaffungskosten für Brenner wurden geringer, sodass zuerst die CD und im Anschluss die DVD zum bestimmenden Speichermedium wurden. Dennoch wagten sich auch die Hersteller an neue Disketten mit größerer Speicherkapazität wie die "Enhanced Disk (ED)" oder "SuperDisk". Dabei wurde die ED mit 2,88 MB Speicher schon 1991 auf den Markt gebracht. Allerdings wird diese Technologie den meisten Anwendern nur aus den BIOS-Einstellungen bekannt sein, da die mit 36 Sektoren formatierte Diskette nur in Computern von NeXT und im IBM PS/2s Verwendung fand. Ähnlich verhält es sich mit der "SuperDisk" der Firma Imation. Der Speicherplatz (LS120) war zwar größer als bei den damals geläufigen Iomega ZIP100-Disketten, einen Vorteil konnte der Hersteller trotz Kompatibilität zu den etablierten 720-KB- und 1,44-MB-Disketten nicht bewirken. Selbst die spezielle Packet-Writing-Software für Windows des 240-MB-Modells der SuperDisk, welche die Speicherung von 32 MB auf einer 1,44-MB-HD-Diskette ermöglichte, konnte das Scheitern am Markt nicht abwenden. Denn spätestens mit Apples Entscheidung im Jahr 1998, nur noch Rechner ohne Diskettenlaufwerk auszuliefern, hatte das Schicksal der Diskette besiegelt und weitere Hersteller sollten diesem Beispiel folgen. Da half auch der letzte Versuch von SONY im selben Jahr mit dem HiFD-Laufwerk nichts, eine Diskette mit 150 MB Kapazität und einer Kompatibilität zu den gängigen 1,44-MB-Disketten zu etablieren. Die Zeit der Diskette war vorbei. Folglich existieren Diskettenlaufwerke heutzutage nur noch als externes USB-Gerät.
-
4. Ein Affront gegenüber den Nutzern: SoftRAM
Mit "RAM Doubler" brachte Mitte der 1990er Jahre die Firma Connectix eine Software für Mac OS auf den Markt, die permanent den laufenden Arbeitsspeicher komprimierte. Auf diese Weise konnte der eingebaute RAM verdoppelt werden. "RAM Doubler" konnte sich dennoch nur wenige Jahre am Markt behaupten, da Mac OS damit begann, die Speicher von Werk aus zu optimieren. Trotz dieser Entwicklung wagte die Firma Syncronys den Versuch, mit "SoftRAM" ein Programm zu veröffentlichen, welches den Speicher optimierte. Das Programm wurde auch für Windows 3.x und für Windows 95 als SoftRAM95 angeboten. Dabei versprach der Hersteller, dass die Software die physikalische Aufrüstung des Computers obsolet machen würde. Doch statt einer wirklichen Komprimierung resp. Optimierung wurde nur die Auslagerungsdatei durch das Programm vergrößert, was aber bereits von jedem Nutzer eines Windows-PCs selbst durchgeführt werden konnte.
-
Dies brachte dann Ende 1995 die Federal Trade Commission (FTC) auf den Plan, die sich nach Eingang mehrerer Klagen den Praktiken von Syncronys annahm. Dabei kam die FTC zu dem Ergebnis, dass die Werbeaussage zu SoftRAM "falsch und irreführend" sei, da versprochene Leistungen des Herstellers von dem Programm nicht umgesetzt wurden. So erhöhte "SoftRAM95 weder das RAM auf einem Windows-95-PC noch [bewirke es] eine Arbeitsgeschwindigkeitsbeschleunigung, Speichervergrößerung oder eine andere messbare Programmbeschleunigung". Als Konsequenz wurde die Firma aufgefordert, einen Produktrückruf zu deklarieren. Daraus sollte aber nichts werden, da Syncronys kurze Zeit später Insolvenz anmeldete. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen und so zeichnete 2006 die englischsprachige PC World die Software SoftRAM als das "drittschlechteste technische Produkt aller Zeiten" aus.
-
5. Am Nutzer vorbeikonzipiert: MS Office 2008
Bereits ein Jahr nach dem erfolgreichen Office 2007 für Windows wurde Microsoft Office 12 für den Macintosh veröffentlicht. Allerdings ist dieses Programm eher unter dem Namen MS Office 2008 bekannt. Damit brachte Microsoft die erste native Mac-Version für Intel-Prozessoren auf den Markt und passte sein Büro-Paket an die aktuelle Prozessorlinie an.
Dabei existierten gewisse Unterschiede zwischen der Mac- und der Windows-Version. Während Mac-Nutzern die bekannte Benutzeroberfläche im herkömmlichen Design zur Verfügung gestellt wurde, konnten Windows-Nutzer auf die neue Benutzeroberfläche und Multifunktionsleiste "Ribbon" anstelle der klassischen Menüs zurückgreifen. Des Weiteren hatten Mac-Nutzer bei der gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten das Nachsehen, da eine SharePoint-Umgebung erst in der nächsten Version verfügbar war. Unabhängig davon bereitete Office 2008 professionellen Office-Nutzern Schwierigkeiten, da auf die Visual Basic for Applications (VBA)-Unterstützung verzichtet worden war. Infolgedessen sollten die Nutzer Automatisierungen ausschließlich per AppleScript ausführen, was aber in gewisser Hinsicht illusorisch war, da nur die wenigsten Kunden des Willens waren, ihre mit VBA erstellten Makro-Jobs in eine neue Skript-Sprache zu übersetzen. Die Standardprogramme von Office wie Word, Excel und PowerPoint waren bei der Mac-Version in etwa auf demselben Stand wie der Windows-Version. -
Innerhalb des Office-Pakets war zudem noch das Programm Entourage enthalten, welches als Pendant zu Outlook als "Personal Information Manager" (PIM) gedacht war. Jedoch konnte Entourage selbst in seiner letzten Version nicht brillieren, woraufhin das Programm nicht fortgeführt wurde, was vielleicht auch besser ist. Denn selbst heutzutage können Foreneinträge gefunden werden, in denen Anwender über plötzlich gelöschte Ordner und andere Unzulänglichkeiten in der Programmierung klagen. So erfolgte beispielsweise die Sortierung der Länderliste in Englisch. In der Folge wurde Kanada oder Kolumbien gemäß dem Englischen unter "C" aufgelistet. Des Weiteren konnte sich das Entourage-Adressbuch nicht mit den OS X-Adressbuch austauschen und ein Datenexport war nur im CSV-Format möglich. Die Nachteile von Office 2008 für Mac konnten dann mit dem Nachfolger Office 2011 behoben werden. Dieser war nun mit der SharePoint-Kompatibilität und bekannten Menüleiste ausgestattet. Darüber hinaus führte Microsoft die VBA-Makro-Umgebung wieder ein und nun war es auch mit Outlook möglich, PST-Dateien zu importieren. Eine Frage bleibt allerdings ungeklärt. Denn weder für Windows noch für Macintosh wurde eine Version 13 veröffentlicht. Ob dies dem Aberglauben der Entwickler oder der üblichen Praxis von Microsoft, Versionen zu überspringen, geschuldet ist, kann nicht abschließend geklärt werden.