Cloud-Gaming: So überzeugt Amazon Luna
Ein neuer Cloud-Gaming-Dienst macht auf sich aufmerksam: Die Rede ist von Amazon Luna. Wir haben den Service getestet und verraten, ob uns Luna überzeugen konnte.
Amazon in allen Gassen: Neuer Spieledienst weiß zu überzeugen
Gaming-Fans aufgepasst: Wer sich für Avatar: Frontiers of Pandora oder Assassin's Creed Mirage begeistern kann, wird von Amazon Luna überzeugt sein. So viel sei bereits verraten: Im Hands-On-Test konnte der Gaming-Service von Amazon punkten und zeigt, dass der Internetgigant Amazon mal wieder Vollgas gibt. Wichtig zu wissen: Nötig ist lediglich eine High-Speed-Internetverbindung, eine Spielekonsole hingegen braucht niemand mehr.
Amazon Luna ist in Deutschland am 22. März gestartet - rund ein Jahr später als in den USA. Zeitgleich wurde der Service auch für Kanada und Großbritannien freigegeben. Damit soll eine neue Generation von Gaming-Diensten zur Verfügung stehen. Integriert ist das FireTV-Betriebssystem ebenso wie Twitch. Prime-Mitglieder können eine Auswahl an Spielen gratis nutzen. Dabei bietet Amazon Luna einen tollen Service: Alle Ubisoft-Games, die Nutzer bereits besitzen, können auch auf Luna gespielt werden. Eine Ubi-Flatrate kostet für alle Spiele 3 Euro pro Monat.
Im Praxistest von Amazon Luna zeigt sich schnell, wie gut der neue Service ist. Die Darstellung ist flüssig - und das selbst bei maximalen Grafikeinstellungen. Als Basis für den Test wurde Control gespielt, das als technisch besonders anspruchsvolles gilt. Hintergrund ist, dass alle physikalischen Berechnungen in diesem Spiel korrekt sind. Amazon Luna bietet zudem eine stabile Framerate, die für Shooter unabdingbar ist.
Technische Hintergründe zu Amazon Luna
Luna-Games basieren auf den Spielen, die es schon für den PC gibt. Control hat sogar einen eigenen Benchmark installiert. Amazon Luna läuft wie folgt:
Intel Xeon R Platinum 8259CL Takt: 2,5 GHz Nvidia Tesla T4 mit 16 GB VRAM Stream mit 4K soll möglich sein, aktuell mit 1080p
Ubisoft auf Amazon Luna: Fehler von Stadia werden ausgebessert
Zuerst muss der Ubi-Account mit Amazon Luna verbunden werden, danach können die bereits gekauften Games alle auf Luna gespielt werden. Auf dem PC laufen die Spiele flüssig, gleichzeitig kann die Cloud intensiv getestet werden. Dabei wird vielen Gamern einfallen, dass das auch schon bei Stadia der Fall sein sollte, doch Google hat bei seinem Dienst einige Anfängerfehler gemacht. Die passieren Amazon nicht und so steht vor allem die Nutzerfreundlichkeit im Fokus.
Amazon ist eine Partnerschaft mit Ubisoft eingegangen. Damit ist es nun möglich, den Ubi-Account mit dem Amazon-Account zu verbinden und die Spiele kostenfrei zu spielen. Eigentlich eine einfache Sache, die bei anderen Diensten jedoch bisher versäumt wurde. Nun lässt sich die Cloud ausprobieren, ohne dass gleich Gebühren fällig werden. Der Abo-Service Luna+ ist allerdings deutlich teurer und schlägt monatlich mit 10 Euro zu Buche. Dafür wiederum sind aber auch Spiele von anderen Publishern nutzbar. Darunter etwa Resident Evil 2, Devil May Cry 5 und Alien Isolation. Insgesamt stehen in dem Paket 175 Spiele zur Verfügung. Kritik: Der Preis ist wirklich hoch, vor allem verglichen mit dem Xbox Game Pass und im Verhältnis zu der vergleichsweise geringen Anzahl an Spielen. Noch ein Fehler von Stadia wurde von Amazon nicht gemacht: Google war einst der Meinung, dass die Gamer ein Spiel noch mal kaufen würden und das zum vollen Preis. Macht natürlich kaum jemand, wenn es nur darum geht, die Games in der Cloud spielen zu können. Amazon geht einen Schritt weiter und liefert die Ubisoft-Games frei Haus. Der aktuelle Spielstand von Ubi Connect wird in den Amazon-Account geladen und schon kann das Spiel weitergehen.
Damit ist ein ganz wichtiger Punkt angesprochen worden: Die sogenannte "Play Anywhere"-Philosophie, das heißt, dass wir doch bitte einfach an jedem Ort zu jeder Zeit weiterspielen möchten. Kein Gamer will immer wieder am Anfang anfangen, sondern dort weitermachen, wo er aufgehört hat. Das wird bei Amazon Luna noch einfacher, weil keine Konsole und kein PC mehr nötig sind, kein Kabelsalat entsteht und nur noch das Highspeed-Internet wichtig ist. Das ist vor allem für die Gamer spannend, die nicht allein zu Hause leben und sich PC und TV mit anderen Familienmitgliedern oder WG-Mitbewohnern teilen müssen. Nun kann der Fernseher von einer Person genutzt werden, eine andere spielt einfach auf dem Tablet oder Smartphone. Vielleicht auch am PC, denn Möglichkeiten gibt es viele und sie alle lassen Gamer unabhängiger werden. Nötig ist dafür nur noch der FireTV-Stick, der mit rund 40 Euro zu Buche schlägt. Darüber hinaus bietet Amazon auch einen eigenen Controller an, der aber nicht zwingend genutzt werden muss. Auch der Xbox-Controller oder ein Bluetooth-Gamepad funktionieren einwandfrei.
Der Praxistest: Amazon Luna steht für Spielspaß und verzögerungsfreies Gaming
Einmal Luna-Controller, immer Luna-Controller. Der ist zwar teuer (rund 70 Euro), dafür ist die Haptik einmalig. Es können zwar auch andere Gamepads genutzt werden, doch der Controller schlägt sie unserer Meinung nach alle um Längen. Wer Lust hat, kann Assassin's Creed nicht mehr nur zu Hause spielen, sondern an jedem Ort der Welt und damit völlig unabhängig. Für drei Euro Aufpreis gibt es das Paket "Ubisoft + Multi-Access", womit sämtliche Ubisoft-Spiele auf dem PC und auf Amazon Luna gespielt werden können. Statt 14,99 Euro werden dann also 17,99 Euro fällig.
Im Menü lässt sich die Grafikqualität einstellen, alle Settings werden dabei im Hands-On-Test auf "Hoch" gesetzt. Das Beste: Die Framingrate bleibt dabei immer stabil, weder Tearing noch Artefakte werden deutlich. Bei früheren Cloud-Lösungen waren aber genau die das Problem, das Amazon nun endlich behoben zu haben scheint. Hier wird deutlich erkennbar, wie sehr die Entwicklung seit den Anfängen des Cloud-Gamings weitergegangen ist und welch hohes Niveau dabei inzwischen erreicht wird. Zwischen den Eingaben am Controller und der Ausgabe am Bildschirm gibt es keine Verzögerungen mehr. Auch das ist ein Vorteil von Luna gegenüber Stadia, denn genau dabei hatte Stadia immer Probleme. Es scheint, als hätte das Server-Management von Amazon etwas gebracht und die flüssige Spielerfahrung ist nicht nur ein angestrebtes Ziel, sondern wird tatsächlich erreicht.
Der Luna-Controller ist schmaler, dafür aber etwas höher als das X-Pad der aktuellen Xbox-Generation. Die Qualität ist den Testern zufolge hervorragend, die Analogsticks sind ausgezeichnet verarbeitet und fühlen sich wie bei einem Xbox-Controller an. Die Action-Buttons bieten sehr gute Griffpunkte, was bei billigen Controllern häufig nicht der Fall ist. Die Controller nutzen Cloud Direct, um mit den Amazon Servern zu kommunizieren. Der Lag ist deutlich geringer, als wenn der Controller von der Xbox über Bluetooth verbunden wird. Wem 70 Euro für den Luna-Controller zu viel sind, der kann auch jeden anderen Bluetooth-fähigen Controller nutzen, der über einen FireTV-Stick angeschlossen wird. Auf einem alten Laptop kann sogar noch mit der Maus und der Tastatur gespielt werden.
Endlich Avatar für alle!
Cloud-Gaming für alle! Viele Avatar-Fans haben die Filme im Kino gesehen, sie sich vielleicht auf DVD nach Hause geholt oder gestreamt. Sie würden gern selbst in die Avatar-Welt abtauchen, doch ohne Konsole ist das schwer. Die aber kostet viel und eine Xbox Series X oder eine Playstation 5 sprengen so manches Budget. Dann schon lieber in die FireTV-Omni-Reihe und einen QLED-Fernseher investieren, davon hat die ganze Familie etwas. Amazon Luna kommt da gerade recht und bietet allen Avatar-Fans die Chance, den Film nachzuspielen. Mit Avatar: Frontiers of Pandora sind Gamer dabei und genießen die erstklassige Grafik und die kinderleichte Bedienung via Luna-Controller. Mit Services wie Ubisoft+ werden die gewünschten Spiele einfach zugebucht, was ähnlich einfach wie bei Amazon Prime ist. Eine teure Hardware ist damit nicht mehr nötig, das Geld können Gamer anderweitig investieren. Dazu sagt Priscila Cordero, Senior Manager von Amazon Luna, dass man sich gefragt habe, wie die Zukunft des Gamings aussehen könne. Die Antwort war, dass das Gaming auf viel mehr Geräten und unterschiedlichen Displays stattfinden werde, kaum jemand ließe sich künftig auf einen Bildschirm festlegen. Jeder, der einen Fernseher zu Hause habe, solle auch spielen können.
Nun baut Amazon ein eigenes Ökosystem auf, in dem Filme, Spiele und Serien eine große Rolle spielen und die wichtiger Bestandteil von FireTV sind. Spannend sind dabei die technischen Neuentwicklungen wie die Gaming-Wallpapers, die dafür eingesetzt werden können, einen Omni-QLED-Kunstrahmen zu verwenden. Mit dem Controller von Amazon Luna können Gamer sofort los spielen. Die Latenz bleibt damit äußerst gering. Die zugehörige App muss einmalig auf dem Smartphone eingerichtet werden und schon kann jeder Spieler von einem Gerät zum anderen springen. Er ist nicht mehr an das jeweilige Gerät gebunden und muss auch den Controller nicht jedes Mal neu verbinden. So lässt sich das Spiel vom Fernseher auf das Tablet oder auf den Laptop wechseln und einfach weiterspielen. Das Beste: Amazon Luna läuft sogar auf dem iPad und dem iPhone, außerdem auf Android-Geräten. Unterschiede sind dabei für den Spieler nicht zu bemerken.
So ist Twitch integriert
Twitch hat eine lange Erfolgsgeschichte als Live-Streaming-Videoportal und ist nun mit Amazon Luna verbunden bzw. in den Dienst integriert. Derzeit wird noch an einer One-Klick-Lösung gearbeitet, um die Kameras von Smartphones als Streamcam nutzen zu können. Diese Kameras sind hochauflösend und damit prädestiniert für diesen Verwendungszweck. Twitch gehört mittlerweile zu Amazon und wurde daher in den Cloud-Dienst integriert. Im Praxistest hat sich gezeigt, dass das auch gut gelungen ist. Wer beispielsweise Assassin's Creed spielt, kann direkt über Twitch beliebte Streamer direkt sehen. Natürlich kann auch jeder selbst streamen. Dazu wird einfach die App heruntergeladen. Danach bitte einloggen und die Kamera des Smartphones als Webcam einsetzen. Das Gute daran: Eine komplizierte Software oder OBS ist nicht nötig, ganz ohne Konfiguration kann es mit dem Streaming losgehen. Amazon hofft, dass Profi-Streamer künftig stärker in der Cloud arbeiten, sodass mehr Gamer Twitch nutzen.
Das einstige Spielen auf der Konsole oder am Fernseher wird durch Twitch und Amazon Luna abgelöst, das komplette Ökosystem von Amazon ist hier integriert worden. Stadia scheiterte einst daran, dass Google scheinbar keine Ahnung vom Gaming hatte. Stadia war nach der Probephase noch nicht einmal ein Thema auf der Google IO, der eigenen Entwicklermesse von Google. Diesen Reinfall wird sich Amazon ersparen und weitet das integrierte Ökosystem kontinuierlich aus. Unter anderem geht es derzeit um Entwickler Crystal Dynamics, bei dem der nächste Tomb-Raider-Teil vorbereitet wird. Schon jetzt ist davon auszugehen, dass die Sache Erfolg haben wird. Durch den tiefen Einstieg ins TV-Geschäft (über die QLED-Linie) gehört Amazon zu den ganz Großen im Bereich Entertainment. Luna passt optimal zu den übrigen Services, die Amazon schon bietet und auch Amazon Prime ist dabei hervorragend angelegt. Jetzt gibt es zu Filmen und Serien oder zur Musik eben auch noch Gaming-Angebote.
Eigene Spielestudios als Grundlage für das Gaming
Seit dem 18. März 2022 hat Amazon die MGM-Studios vollständig übernommen und das zu einem Preis von 8,45 Milliarden US-Dollar. Damit wurde auch der komplette Katalog der MGM-Filmstudios einverleibt, dazu gehören rund 4.000 Filme und über 17.000 Programmstunden für TV-Sendungen. Angekündigt wurde nun die erste James-Bond-Serie. Gamer fiebern schon jetzt darauf hin, ob es nicht bald eine Herr-der-Ringe-Lizenz in Form von Games geben könnte und ob Jack Ryan als Action-Game auf den Markt kommen könnte. Gänzlich undenkbar ist die Sache nicht, allerdings ist derzeit nicht bekannt, ob es diesbezüglich überhaupt Bestrebungen gibt. Es bleibt abzuwarten. Doch mit den neuen Spielen, die in der Cloud möglich sind, können sich Gamingfreunde die Wartezeit mit erstklassigen Spielen in bester Grafik und zu einem günstigen Preis vertreiben. Fakt ist, dass Amazon Luna im Praxistest auf ganzer Linie überzeugen konnte und dass damit die Sehnsucht nach neue Games umso mehr angefeuert wird.
Fazit zum Praxistest von Amazon Luna
Amazon Luna hat den Testergebnissen nach zu urteilen das Zeug dazu, den Markt zu erobern und alle anderen hinter sich zu lassen. Allerdings fehlt es noch ein wenig an den zugehörigen Spielen, auch wenn einige wenige Perlen bereits zur Verfügung stehen. Aktuell liegt das Augenmerk noch auf den Partyspielen und Retro-Games, zugleich stehen aber andere Games wie Avatar und Assassin's Creed schon zum Testen bereit und wecken die Vorfreude auf mehr. Der Cloud-Dienst von Amazon lohnt sich vor allem für all jene Gamer, die bei Ubisoft eine Bibliothek besitzen und die ihre Games eben nicht nur am heimischen PC, sondern von überall aus spielen wollen. Die komplette Spielesammlung in der Cloud und damit selbst im Urlaub an der Stelle weiterspielen, an der man zu Hause aufgehört hat? Kein Problem mit Amazon Luna! So oder so ähnlich sollen die Spieler schon bald reagieren, wenn es nach dem Luna-Team geht.
Leider ist es aktuell noch so, dass die Konkurrenz von Amazon Luna zum Xbox Game Pass noch nicht wirklich als solche zu bezeichnen ist, denn in erster Linie werden durch Luna zwei Nischenmärkte bedient. Das Streaming-Segment könnte mit neuen Lösungen für Twitch jedoch schon bald aufholen, zumal Luna technisch auf hohem Niveau arbeitet. Die eigene Hardware (Controller) lässt die Bluetooth-Pads günstiger Hersteller ganz klar hinter sich. Außerdem sind einige Features durchaus als innovativ zu bezeichnen.
Amazon muss somit am Ball bleiben und sollte den Spielekatalog möglichst schnell erweitern. Derzeit werden immer mehr Gamer auf Amazon Luna aufmerksam und es bleibt zu erwarten, ob viele von ihnen wirklich begeistert sein werden. Microsoft hat damit echte Konkurrenz bekommen, auch wenn diese vielleicht aktuell noch als wenig gefährlich eingestuft wird. Doch Amazon macht die Fehler von Google und Stadia nicht und geht technisch auf höchstem Niveau vor. Insofern ist davon auszugehen, dass auch Amazon Luna zum Amazon-Erfolg werden dürfte.