Fire TV Cube unter der Lupe

Ist der Fire TV Cube wirklich so viel besser als die Stick-Variante? In unserem kurzen Test schauen wir uns an, was das Gerät kann.
Was kann der Fire TV Cube?
Amazons neues Spielzeug ist hinsichtlich seiner Funktionen kaum von der Stick-Lösung zu unterscheiden: Über den Würfel lassen sich Streams an den Fernseher senden, darunter etwa die Videothek von Prime Video und zahlreiche Drittanbieter-Dienste. Unter diesen tummeln sich Namen wie ARD und ZDF mit ihren Mediatheken, Waipu, Zattoo oder auch JOYN. Das können viele moderne Smart-TVs zwar schon im Auslieferungszustand - aber eben nicht alle. Auch ältere TV-Geräte lassen sich mit dem Fire TV Cube ein wenig smarter machen.
Apples hauseigene TV-App gibt es übrigens nun ebenfalls für das Amazon-Gerät. Sie brauchen also nicht mehr unbedingt ein Apple TV, um auch auf die Inhalte zuzugreifen (es sei denn, Sie wollen an dem Gerät auch spielen). Einer der größten Unterschiede wird übrigens im Lieferumfang deutlich: Den Fire TV Stick können Sie mit der Fernbedienung bedienen oder via Sprache, wenn Sie auf der Fernbedienung einen entsprechenden Knopf drücken. Der Fire TV Cube kann das auch so - denn er hört einfach immer auf Ihre Sprachbefehle und kommt daher ganz ohne Fernbedienung aus. (Sie können jedoch auch weiterhin klassische Fernbedienungen verwenden.)
Das Versprechen des Herstellers
Sie haben es satt, in der Dunkelheit nach der Fernbedienung zu suchen oder aufstehen zu müssen, weil das Gerät immer ein bisschen außerhalb der Reichweite liegt? Dann können Sie jetzt einfach in Richtung des TVs sprechen: Sagen Sie, dass der Ton ein wenig leiser sein soll oder dass der aktuelle Film anhalten soll - und der Cube gehorcht. Alles, was Sie normalerweise mit einer Fernbedienung machen, können Sie jetzt einfach mit Ihrer Stimme erledigen - klingt toll, aber in der Praxis zeigen sich dann doch einige Mängel.
Theorie und Praxis: zwei Paar Schuhe
Nach dem ersten Einschalten empfiehlt Amazon, das Reaktions-Wort des Fire TV Cube zu ändern, wenn Sie mehrere Alexa-kompatible Geräte im Haushalt haben. Ansonsten kann es schnell passieren, dass Sie vielleicht mit einem Radio in der Küche reden, aber im Wohnzimmer auf einmal der Fernseher anspringt. Bei Siri klappt das besser, denn dort haben auch alle Geräte ein einziges Reaktions-Wort, aber es fühlt sich auch immer nur das gewünschte Gerät angesprochen - möglicherweise wertet das System also aus, ob auch in Richtung des Geräts gesprochen wird oder nicht.
Wir haben uns im Test das Wörtchen "Amazon" geschnappt, um mit dem Fire TV Cube zu kommunizieren. Eine Alternative steht noch mit "Computer" bereit, was vor allem Star Trek-Fans ansprechen sollte. In der Realität funktioniert das leider nicht immer: Manchmal reagierte das Gerät nämlich, obwohl wir es gar nicht eingeschaltet haben. Jene Reaktion führt dann dazu, dass der Ton heruntergeregelt wird, weil der Cube schließlich denkt, dass wir mit ihm reden möchten. Mitten im laufenden Film kann das schon sehr ärgerlich sein.
Falsche positive Ergebnisse haben uns dabei immer wieder verblüfft, denn einmal schnappte der Würfel das Wort "1985" als "Amazon" auf und schaltete sich ein und stoppte dabei den Film, den wir gerade angesehen haben. Gefühlt wollte uns das Gerät auch bei etwa 20 Prozent aller Eingaben nicht verstehen, obwohl wir es explizit angesprochen haben.
Dabei war es übrigens nicht überragend laut im Test-Zimmer - im Gegenteil. Auch in einem absolut stillen Raum waren einige Fehler einfach nicht auszumerzen, sodass manchmal Kanäle nicht hoch- oder runtergeschaltet wurden oder der falsche HDMI-Eingang nicht gewechselt werden wollte. Auf kleine Kinderkrankheiten dieser Art müssen Sie sich während der Nutzung immer wieder einstellen, denn rund läuft der Cube noch lange nicht (und unserer Einschätzung nach wird das auch noch eine Weile dauern).
Klar: Amazon hat uns auf Anfrage versichert, dass das in Zukunft natürlich besser werden wird. Nichts anderes hätten wir auch erwartet und wir zweifeln auch nicht an dieser Aussage. Aber beim Fire TV Cube soll die Spracheingabe das Feature sein, mit dem Amazon das Gerät verkaufen will. Wenn dann genau dieses System nicht zu 100 Prozent zufriedenstellend läuft, kann man sich schon fragen, warum man es überhaupt kauft und benutzt. Wir konnten uns während der Nutzung jedenfalls des Gefühls nicht erwehren, hier eine Art Beta-Tester für eine Software zu sein, die noch nicht in den Handel gelangen sollte.
Schwierigkeiten aus dem Alltag
Sehr gut gelingen mit dem Fire TV Cube etwa die Suche nach Filmen in bestimmten Genres, das Scrollen auf der Startseite, die Suche nach anderen Inhalten oder auch das Öffnen einer übersichtlichen Rasterdarstellung der Inhalte. Auch hier gibt es zwar gelegentlich Verständigungsprobleme, die dann den Griff zur Fernbedienung unumgänglich machen, aber es kommt schon seltener vor. Wenn Sie also sowieso schon einen Smart-TV haben, brauchen Sie den Fire TV Cube (und ähnliche Geräte) eigentlich nicht - denn dann können Sie auch einfach die benötigten Apps installieren. Etwas umständlich ist übrigens, dass sich beispielsweise Apple TV und auch der Entertain-Receiver der Telekom nicht via Sprache einschalten lassen - der nächste Griff zur Fernbedienung.
Einen kleinen Streit wie bei einem alten Ehepaar rufen auch kleinere Makel in der Intelligenz der smarten Geräte hervor: Sagen Sie beispielsweise "Amazon, leiser", schaltet der Fire TV Cube die Lautstärke in sehr kleinen Schritten herunter. Möchten Sie auf ein Lautstärkepegel von 40 schalten, bekommen Sie die Antwort, dass der Würfel leider nur von eins bis zehn zählen kann. Ein wirklich intelligentes System würde Hunderterschritte in Zehner umrechnen und so die 40 mit der 4 gleichsetzen - aber das kann das Gerät nicht. Also gehen wir in winzigen Schritten bis zur gewünschten Lautstärke - oder greifen einfach nach der Fernbedienung und lösen das Problem in wenigen Sekunden.
Bei Good Omens hingegen, einer Comedy-TV-Serie von 2019, war die Kindersicherung eingeschaltet. Das kann man eventuell noch verstehen, denn thematisch richtet sich der Inhalt der Serie doch eher an Erwachsene. Die PIN zur Entsicherung konnten wir dann aber nur via Fernbedienung eingeben und nicht durch Sprache. Das könnte Sinn ergeben, wenn man bedenkt, dass Kinder Sprache ja mithören könnten - aber wie ich meine Kinder schütze, könnte mir Amazon dann ja doch noch selbst überlassen. Hier und da gab es dann typische Probleme, etwa die Weigerung des Systems, "Weiter" zu verstehen. Der gestoppte Film wurde damit nicht weiter abgespielt, sondern die nächste Folge wurde abgespielt - nicht so fein. Vor- und zurückspulen konnten wir aber einwandfrei.
Fazit: Wer braucht den Fire TV Cube?
Wenn Sie schon Fire TV Stick, Apple TV oder einfach einen normalen Smart-TV haben, brauchen Sie auch den Fire TV Cube nicht. Besonders ärgerlich erschien uns jedoch die nur bedingt nützliche Funktion der Sprachsteuerung, die war nämlich in ihrer Qualität eher bescheiden. Wenn ein solches System nicht mindestens der Fernbedienung ebenbürtig ist - warum sollten wir es dann nutzen? Beim Umgang mit dem Würfel kamen wir uns nämlich hin und wieder doch ganz schön blöd vor, was wohl nicht das Ziel einer smarten Technik sein kann.
Ein Wort zum Datenschutz
Abschließend wollen wir noch erwähnen, dass - wie bei allen mithörenden Geräten - natürlich auch hier Bedenken in Bezug auf den Datenschutz vorliegen. Auch der Fire TV Cube hört permanent mit und es kann gut sein, dass Ihre Eingaben von Menschen ausgewertet werden, wenn Sie dieser Praxis zustimmen. Wir möchten an dieser Stelle nicht zum x-ten Mal eine Diskussion über die "Spionage in den eigenen vier Wänden" anstoßen - denn ob Sie dieser Sache zustimmen möchten oder nicht, bleibt Ihnen überlassen.