Wie reagiert die Regierung auf Blackout-Gefahren?
Die Bundesnetzagentur reagiert auf drohende Engpässe bei der Stromversorgung und hat seit 2024 die Möglichkeit, per Rationierung in die Stromversorgung einzugreifen.
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Was bedeutet die Stromdrosselung?
Die nun beschlossene Stromdrosselung stellt einen Eingriff in die Stromversorgung von privaten Haushalten dar. Zunächst ist eine klare Abgrenzung zu Begriffen und Szenarien wie einem Blackout oder einem Brownout notwendig. -
Blackouts und Brownouts
Ein Blackout ist ein großflächiger und langandauernder vollständiger Stromausfall, der ohne Kontrolle des Netzbetreibers auftritt. Brownouts hingegen sind lokal und zeitlich begrenzte Stromausfälle, die durch eine erforderlich gewordene Abschaltung auftreten. Die Stromdrosselung, um die es jetzt geht, führt hingegen nicht zu einem Stromausfall. Viel mehr drosselt der Netzbetreiber kurzfristig die Leistung für bestimmte Verbraucher. -
Hier geht es in erster Linie um besonders leistungsstarke Verbraucher. Zu diesen gehören die Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos. Diese beiden Verbraucher können über die neue Verordnung in der Spitzenleistung gedrosselt werden.
- Tritt eine solche Stromdrosselung ein, lädt das E-Auto dennoch weiter und auch die Wärmepumpe bleibt weiterhin in Betrieb. Nur steht nicht mehr die volle Leistung zur Verfügung. Dementsprechend dauert der Ladevorgang am Elektrofahrzeug länger und die Leistung der Wärmepumpe reduziert sich. Zu einem Stromausfall im Haushalt kommt es durch die Drosselung hingegen nicht. Auch sind andere elektrische Verbraucher nicht von einer Drosselung betroffen.
- Wie stark die Einschränkung erfolgt, wird durch die sogenannte Mindestbezugsleistung festgelegt. Auch diese ist Teil der Verordnung und ist auf 4,2 Kilowatt festgelegt. Diese Leistung steht für Wärmepumpen und Ladestationen der E-Autos somit kombiniert immer zur Verfügung. Eine Drosselung kann auch in einem geringeren Umfang erfolgen. Dies hängt immer von der Situation ab.
- Warum kann eine Drosselung der Stromversorgung notwendig sein?
Atom- und Kohleausstieg sowie Lieferengpässe bei Erdgas haben in den letzten Jahren die Stromversorgung verändert. Dazu kommt die Energiewende, durch die zunehmend Elektrizität von den Erneuerbaren Energien im Netz ist. Das zentrale Problem von Windkraft und Solarstrom ist jedoch, dass diese nicht grundlastfähig sind. - Ein Atomkraftwerk beispielsweise erzeugt konstant eine exakt gleiche Menge an Strom, beispielsweise 1.360 Megawatt im Falle des mittlerweile stillgelegten Kraftwerks Grohnde. Kommt es jedoch zu einer sogenannten Dunkelflaute, also Zeiten, in denen weder Wind noch Sonne zur Verfügung stehen, dann ist nicht mehr ausreichend Strom vorhanden, um den Bedarf zu decken.
- Diese Befürchtung teilen auch die Bundesregierung, die Bundesnetzagentur sowie die Betreiber der deutschen Stromnetze. Ein Beleg für den instabilen Zustand der Stromversorgung sind die Eingriffe in das Stromnetz zur Stabilisierung. Diese Redispatchmaßnahmen nehmen extrem zu.
- Während im gesamten Jahr 2010 die Netzbetreiber 1.589 solcher Maßnahmen durchführten, stieg die Zahl der Eingriffe zur Stabilisierung des Netzes auf 31.930 im Jahre 2022. Über Redispatchmaßnahmen stellen die Netzbetreiber sicher, dass die Frequenz im Stromnetz bei 50 Hertz bleibt.
- Dies ist ein zentraler Grund, warum Stromdrosselungen ab 2024 möglicherweise erforderlich sind. Um eine Netzfrequenz von 50 Hertz zu halten, muss zu jedem Zeitpunkt exakt die Menge Strom ins Netz eingespeist werden, wie verbraucht wird.
- Ist dies nicht der Fall, greifen die Netzbetreiber über Redispatchmaßnahmen ein. Fehlt grundlastfähiger Strom aus Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerken und liefern die Erneuerbaren Energien zeitweilig nicht ausreichend Strom, dann lässt sich die Netzfrequenz unter Umständen bei einem hohen Verbrauch nicht halten. In dieser Situation ist eine Drosselung des Verbrauchs eine Option, um die Netzfrequenz zu halten und das Stromnetz zu stabilisieren, was einen Brownout oder gar Blackout verhindert.
- Ab wann und wo ist mit einer Stromdrosselung zu rechnen?
Die Verordnung gilt seit dem ersten Januar 2024, sodass Stromdrosselungen grundsätzlich seit diesem Zeitpunkt möglich sind. Jedoch schwanken die Gefahren einer Drosselung deutlich. Erfahrungswerte zeigen, dass es besonders die Wintermonate sind, in denen die Gefahr für eine Überlastung des Stromnetzes droht. - Durch den Zubau an Wärmepumpen steigt der Strombedarf in Deutschland und besonders während der kalten Jahreszeit benötigen die Geräte viel Strom. Gleichzeitig steht weniger Solarstrom zur Verfügung.
- Darüber hinaus gibt es regionale Unterschiede. Besonders belastet ist das Stromnetz im Südwesten Deutschlands. Gelangt nicht ausreichend Windstrom aus dem Norden in diese Region, wenn der Verbrauch hoch ist, dann könnte es zu Stromdrosselungen kommen.
- Selbst die Tageszeit spielt hier eine Rolle. Ab etwa 8:00 Uhr morgens steigt dieser massiv an. Spitzen zeigen sich im Winter gegen 12:15 Uhr und um 18:00 Uhr. Dies sind Momente, in denen eine Drosselung besonders wahrscheinlich ist.
- Wie lange soll eine solche Stromdrosselung dauern?
Die Bundesnetzagentur hat keine genauen Angaben darüber gemacht, wie lange eine Drosselung andauern kann. Doch auch hier zeigen Erfahrungswerte aus der Praxis, dass Engpässe im Stromnetz meist eine kurzzeitige Situation darstellen. Besonders hoch ist der Strombedarf morgens, in den Mittagsstunden und dann nochmals am frühen Abend. In den restlichen Stunden des Tages ist die Stromversorgung auch während einer Dunkelflaute gewährleistet. - Gibt es also die Notwendigkeit für eine Stromdrosselung, so ist es wahrscheinlich, dass diese nicht länger als einige Stunden andauert. In den meisten Fällen wird diese somit nach kurzer Zeit wieder aufgehoben, sodass sich beispielsweise das E-Auto über Nacht ganz normal aufladen lässt.
- Droht eine vollständige Stromabschaltung?
Laut der Bundesnetzagentur droht unmittelbar kein Brownout. Die nun beschlossene Option zur Stromdrosselung ist zudem ein Werkzeug, mit der die Bundesnetzagentur einen Brownout verhindern will. Durch die Drosselung der Spitzenlast lässt sich in Zeiten, in denen die Stromversorgung unter Stress steht, der Verbrauch gezielt steuern und reduzieren. - In den kommenden Jahren sollen weiterhin Maßnahmen eingeleitet werden, um solche Engpässe grundsätzlich zu vermeiden. Ein wichtiges Werkzeug hierbei ist der Ausbau der Stromtrassen innerhalb Deutschlands. Diese Trassen gewährleisten, dass Windstrom aus dem Norden der Republik in großen Mengen nach Süden gelangen kann, wo sich viele Industriestandorte befinden.
- Welche Optionen haben Verbraucher im Falle einer Stromdrosselung?
Laut der Bundesnetzagentur sollen Stromdrosselungen niemals ohne Vorwarnung erfolgen. Verbraucher erhalten also eine gewisse Vorwarnzeit, wenn die eigene Region beziehungsweise der eigene Haushalt von einer Drosselung betroffen ist. Damit eröffnet sich bereits Handlungsspielraum, um sich auf die kommende Situation vorzubereiten. Eine Option ist es, den Akku des E-Autos frühzeitig zu laden, sodass während der Drosselung die volle Leistung für das Aufladen nicht mehr benötigt wird. - Auf die gleiche Art und Weise lässt sich der Stromverbrauch in Zeiten verlegen, zu denen ausreichend Energie zur Verfügung steht. Dafür bieten moderne Geräte wie eine Waschmaschine zum Beispiel eine Zeitsteuerung. Dann läuft die Maschine in den Morgen- oder Nachtstunden, wenn ausreichend Strom zur Verfügung steht. Schaffen es die Verbraucher in der Masse, den Stromverbrauch in kritischen Zeiten zu reduzieren, sinkt auch die Notwendigkeit für eine Drosselung.
- Selbst sparsamere Elektrogeräte oder die komplette Abschaltung von Geräten, um den Stand-by-Verbrauch zu vermeiden, können einen Teil dazu beitragen. Gleichzeitig lohnen sich Stromsparmaßnahmen, denn so sinken die laufenden Kosten für die Stromrechnung.
- Ebenfalls eine Option ist die Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Dann steht eigener Solarstrom zur Verfügung, was die Abhängigkeit von der öffentlichen Versorgung reduziert. Zudem merkte die Bundesnetzagentur an, dass Besitzer einer Solaranlage in Phasen einer Stromdrosselung mehr Leistung aus dem Netz erhalten sollen.