Boot-Nachbrenner: Windows in 3 Sekunden hochfahren

Wir zeigen, wie Sie Windows innerhalb von wenigen Sekunden hochfahren können, auch wenn das System nicht frisch aufgesetzt ist. Dazu geben wir Tipps zum Messen der Bootzeit.
Ein frisch installiertes Windows fährt rasch hoch und ist nach kurzer Zeit einsatzbereit. Auch der Start von Software und das Herunterfahren nach der Arbeit funktionieren angenehm flott. Mit der Zeit jedoch wird das Betriebssystem träge und startet immer langsamer. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Wenn Sie zusätzliche Programme installieren, startet Windows auch mehr und mehr zusätzliche Dienste, dazu kommen Update-Checks, Virenscanner und andere Sicherheits-Software, die den Rechner ausbremsen kann. Und dann gibt es noch Einstellungen, die den PC verlangsamen, sich aber erst bei größerer Beanspruchung des Rechners stärker bemerkbar machen.
So können Sie den Computer-Start beschleunigen:
- So erkennen Sie, wie schnell Ihr Windows tatsächlich ist
Windows ist freundlich und protokolliert den Systemstart und das Herunterfahren. Sie rufen diese Informationen für die Ereignisanzeige ab, indem Sie die Tastenkombination Win+R drücken. Geben Sie hinter "Öffnen" Eventvwr ein und bestätigen Sie mit OK. Gehen Sie im linken Teil des Fensters auf "Anwendungs- und Dienstprotokolle" ⇒ "Microsoft" ⇒ "Windows" ⇒ "Diagnostics-Performance" ⇒ "Betriebsbereit".
Im Mittelteil des Fensters sehen Sie Protokolleinträge von Ereignissen, die beim Starten und Herunterfahren auftreten, sortiert nach Datum und Uhrzeit. Wichtig ist es, die Ereignis-ID richtig zu interpretieren. Die ID 100 beispielsweise bezieht sich auf Startvorgänge, die ID 200 hingegen auf das Herunterfahren. Nach dem Anklicken einer Meldung sehen Sie hinter "Startdauer" beziehungsweise "Dauer des Herunterfahrens" die dafür benötigte Zeit, angegeben in Millisekunden.
Die Ereignis-IDs 101 bis 199 stehen für Fehler, die den Startvorgang verlangsamen. Die jeweilige ID gibt Hinweise auf den Bereich: Bei 101 hat eine Anwendung den Start verzögert. Bei 102 war es ein Treiber, bei 103 ein Dienst und bei 106 sorgte eine Hintergrundoptimierung für die Verzögerung. 107 und 108 stehen für Fehler bei der Anwendung von Gruppenrichtlinien sowie Benutzer und 109 steht stellvertretend für die Hardware-Initialisierung. Mit einem Klick auf die Meldung erhalten Sie weitere Informationen sowie den Namen der Software, die für die Verzögerung verantwortlich ist.Gibt es Probleme beim Herunterfahren, sind diese ab ID 201 im Detail zu finden. Programme, die nur selten oder einmalig im Protokoll auftauchen, können Sie ignorieren. Wenn sie öfter auftreten, sollte Sie dem nachgehen und beispielsweise mit einer Internetrecherche nach Erfahrungen suchen. Eine gute Anlaufstelle ist auch das Support-Forum des Herstellers der betroffenen Software. - Den Kaltstart beschleunigen
Einige Computer benötigen recht lange, bis der Windows-Bootloader überhaupt in Aktion treten kann. Wie lange, hängt von der Hardware-Ausstattung und der Auswahl der vom BIOS/UEFI zu initialisierenden Komponenten ab. Wird eine Komponente nicht benötigt, können Sie diese deaktivieren und Zeit sparen. So bremst eine Festplatte am USB-Port den Start genauso wie RAID-Einstellungen im SATA-Controller. Benötigen Sie kein RAID, schalten Sie den Controller daher auf AHCI.
Diese Optionen finden sich im BIOS/UEFI, auf das Sie mit Tasten wie Esc, Entf, F2, F8 oder F10 zugreifen. Bei Rechnern mit Windows 8 oder 10 starten Sie hierfür erst Windows und klicken dann im Anmeldebildschirm rechts unten auf "Herunterfahren". Halten sie die Shift-Taste gedrückt und wählen Sie "Neu starten", gehen Sie nun auf "Problembehandlung ⇒ Erweiterte Optionen ⇒ UEFI-Firmwareeinstellung" und wählen Sie dann "Neu starten".
Suchen Sie in der Firmware nach einer Option wie "USB-Legacy" und deaktivieren Sie diese. Mitunter findet sich auch eine Option namens "Fast Boot", die aktiviert werden kann. Nun sucht das BIOS beim Booten nicht mehr nach USB-Geräten, was ein paar Sekunden sparen kann.
Steht die Systemfestplatte in der Bootreihenfolge ganz oben, kann dies noch ein paar Sekunden einbringen. Ist das DVD-Laufwerk an erster Stelle in der Liste und ein Datenträger eingelegt, sucht der Rechner zunächst dort nach einer Bootpartition. - Nur die wichtigen Tools starten
Es klingt schlüssig: Je weniger Programme Windows automatisch startet, desto schneller startet und läuft das System. Viele Progamme wie Grafikkartendienstprogramme, Office-Starter, Update-Tools und Cloud-Synchronisations-Programme richten sich im Autostart ein, um schnell zur Verfügung zu stehen. Werden die Tools nicht dauernd benötigt, können Sie auch bei Bedarf gestartet werden.
Die "Systemkonfiguration" lässt Sie festlegen, was Windows automatisch startet. Drücken Sie Win+R und geben Sie msconfig ein. Wechseln Sie auf "Dienste" und setzen Sie einen Haken vor "Alle Microsoft-Dienste ausblenden". Nun sehen Sie nur noch Dienste, die nicht zu Microsoft gehören und damit nachträglich installiert wurden. Schauen Sie, welche Programme für Sie entbehrlich sind und entfernen Sie den Haken vor dem entsprechenden Eintrag. Sind Sie sich unsicher, suchen Sie im Internet nach dem jeweiligen Dienstnamen.
Der Autostart lässt sich auch mit Zusatz-Tools verwalten, beispielsweise mit Microsofts Autoruns aus den Sysinternals. Dort finden sich auf der Registerkarte "Everything" eine Liste aller Autostart-Einträge, mit "Hide Microsoft entries" werden auch hier die Systemprogramme ausgenommen. Bei den Diensten ("Services") sollten Sie aufpassen: Im schlimmsten Falle startet der Rechner nicht mehr ordnungsgemäß, wenn die falschen Dienste deaktiviert werden. Klicken Sie den Dienst im Zweifel rechts an und wählen Sie "Search online", um eine Google-Suche zu starten. - Windows beim Hoch- und Herunterfahren beschleunigen
Windows muss beim Systemstart viele kleine Dateien laden, die Hardware analysieren oder nach neuer Hardware suchen. Windows 8 und 10 zeigen, dass das auch schnell geht: Der "Schnellstart" ist standardmäßig aktiv. Dabei wird vor dem Herunterfahren die Benutzersitzung mit allen Anwendungen beendet, Teile des Arbeitsspeichers werden mit dem Abbild des Kernels in die Datei Hiberfil.sys geschrieben. Erst dann schaltet der PC sich aus. Beim Booten wird nun der Inhalt dieser Datei wieder in den Arbeitsspeicher übertragen, sodass das System nach der Anmeldung wieder schnell zur Verfügung steht. Das Herunterfahren ist dabei also eher ein startender Ruhemodus, das Hochfahren dauert nur etwa 10 Sekunden. Ob der Schnellstart aktiv ist, finden Sie heraus, indem Sie in der Systemsteuerung nach "Netzschalter" suchen und dort auf "Netzschalterverhalten ändern" klicken. Das Häkchen vor "Schnellstart aktivieren (empfohlen)" muss gesetzt sein.
Nutzen Sie neben Windows noch ein zweites Betriebssystem wie Linux, muss diese Funktion aber deaktiviert sein, da es sonst zu Datenverlusten bei Schreibvorgängen auf die Windows-Partition kommen kann.
Weitere Modi, mit denen sich das System beenden lässt, finden sich beispielsweise hinter der Schaltfläche "Herunterfahren" bei Windows 7 beziehungsweise "Ein-/Aus" bei Windows 8 und 10 unter "Energie sparen". Dabei handelt es sich sozusagen um einen doppelten Standby-Modus, der den PC ausschaltet, das RAM aber weiterhin mit Energie versorgt (Suspend-to-RAM, ACPI S3). So bleibt der Inhalt des Hauptspeichers erhalten, der Inhalt wird aber trotzdem in die Hiberfil.sys geschrieben, sodass auch bei einem Stromausfall kein Datenverlust eintritt.
Das Aufwachen aus diesem Energiesparmodus geht aber schneller als der Neustart nach dem Herunterfahren vonstatten. Bei Windows 7 ist dieser Unterschied noch deutlicher, da das System generell langsamer hochfährt als Windows 8 und 10. Geöffnete Programme bleiben zudem geöffnet, sodass Sie genau dort weiterarbeiten können, wo sie aufhören mussten. Gegen den Modus "Energie sparen" spricht paradoxerweise die Tatsache, dass er mehr Strom benötigt, da der Arbeitsspeicher mit Energie versorgt werden muss. Dabei handelt es sich aber nur um wenige Watt.
Trennen Sie den PC über eine Steckerleiste mit Schalter vom Strom, sollten Sie besser den "Ruhezustand" wählen. Hierbei wird der Inhalt des Hauptspeichers in der Hiberfil.sys abgelegt, das RAM muss nicht mehr mit Strom versorgt werden. Je nach Geschwindigkeit der Festplatte kann das Hochfahren aus diesem Modus aber fast genauso lange dauern wie normales Booten - immerhin machen Windows 8 und 10 beim Herunterfahren kaum etwas anderes.
Windows bietet den Ruhezustand serienmäßig nicht im Menü an. Suchen Sie dafür bei Windows 7 in der Systemsteuerung nach "Energie" und gehen Sie dann auf "Energiesparplan bearbeiten". Unter den Erweiterten Energieoptionen gehen Sie auf "Energie sparen" ⇒ "Hybriden Standbymodus zulassen" und setzen Sie dann die Optionen "Auf Akku" und "Netzbetrieb" auf "Aus". Nun taucht nach einem Neustart der Ruhemodus im Menü von "Herunterfahren" auf.
Wenn nicht, geben Sie cmd in die Eingabeaufforderung ein und führen Sie folgenden Befehl aus: powercfg -h on
Starten Sie nun neu, im Anschluss ist die Option "Herunterfahren" im Menü zu sehen. Windows 8 hingegen hat den Hybriden Standbymodus serienmäßig deaktivert. Suchen Sie in der Systemsteuerung die Option "Netzschalter" und dort "Netzschalterverhalten ändern". Unter "Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar" setzen Sie einen Haken vor "Ruhezustand" und speichern Sie die Änderungen. - Windows-8-Schnellstart mit Windows 7
Die Schnellstartfunktion aus Windows 8 entspricht etwa dem Ruhezustand von Windows 7, jedoch mit abgemeldetem Benutzer und ohne laufende Programme. So wird die Hiberfil.sys kleiner und kann schneller geladen werden.Mit der Datei Schnellstart.xml können Sie nachrüsten: Suchen Sie im Startmenü nach "Aufgabenplanung" und starten Sie das Tool. Gehen Sie nun in der Baumansicht auf "Aufgabenplanungsbibliothek" und klicken Sie "Aufgabe importieren" an. Wählen Sie dort die Schnellstart.xml und bestätigen Sie mit OK. Melden Sie sich bei Windows ab und warten Sie ein wenig. Nach etwa 30 Sekunden wechselt das System in den Ruhezustand - diese Pause ist nötig, damit der Abmeldevorgang wirklich abgeschlossen ist.Wollen Sie sich schnell anmelden, öffnet ein Rechtsklick auf dem Desktop ein Kontextmenü, in dem Sie "Neu" ⇒ "Verknüpfung" wählen und dann %windir%.exe /l eingeben. Klicken Sie auf "Weiter" und dann auf "Fertigstellen", um die Verknüpfung zu erstellen. - Windows aus der Ferne via Smartphone starten
Statt auf einen möglichst schnellen Start zu setzen, können Sie Windows auch kurz vor dem Nutzungszeitpunkt aus der Ferne starten. Es ist möglich, einen PC einzuschalten, wenn Sie das Haus oder Büro betreten - per "Wake on LAN". Wake on LAN funktioniert aber nur per Netzwerkkabel, nicht über WLAN.Dafür müssen zudem BIOS und Netzadapter vorbereitet sein. Stellen Sie im BIOS die Netzwerkoption für Wake on LAN auf "enabled". Oft sind mehrere Einstellungen für die unterschiedlichen Energiezustände (S2, S3, S5) vorhanden. Vor allem bei Notebooks lässt sich diese Option aber nicht immer finden, aktiv ist sie meist aber dennoch.Rufen Sie unter Windows in der Systemsteuerung "Netzwerk- und Freigabecenter" auf und gehen Sie auf "Adaptereinstellungen ändern". Unter den "Eigenschaften" im Kontextmenü des Adapters wechseln Sie auf "Erweitert". Dort finden sich meist Optionen wie "Wake on magic package" oder "Wake on pattern match". Aktivieren Sie alles, was sich auf Wake on LAN bezieht. In der Registerkarte "Energieoptionen" setzen Sie Haken bei den drei dort verfügbaren Optionen. Mit dem kostenlosen Tool Wake on LAN gehen Sie auf "Listener" und lassen das Fenster geöffnet. Die Firewall-Meldung sollten Sie zulassen.Auf dem Smartphone installieren Sie Wake on LAN - mit Widget. Die werbefinanzierte Version ist gratis, die Pro-Fassung kostet einen Euro. Tippen Sie nach dem Start auf das WLAN-Symbol. Nun sucht die App im lokalen Netzwerk nach laufenden Geräten und zeigt sie mit IP-Adresse und Namen an. Klicken Sie bei den gewünschten Rechnern auf "Hinzufügen".In der Liste tippen Sie nun die IP-Nummer ein. Jetzt werden Datenpakete an den PC geschickt. Erscheinen im Fenster "Listener"-Protokollmeldungen, waren Sie erfolgreich. Erstellen Sie ein Widget als Schnellstarter.Fahren Sie nun den PC über den Ruhezustand oder die "Energie sparen"-Funktion herunter. Wenn Sie in der App die IP-Adresse antippen, fährt Windows wieder hoch.Wake on LAN lässt sich automatisieren. So kann der PC auch automatisch hochgefahren werden. Dafür benötigen Sie die App Tasker (sie kostet 2,99 Euro). Wählen Sie dort "Profiles" und dann "+". Tippen Sie auf "State" ⇒ "Net" ⇒ "Wifi Connected" und geben Sie die SSID des WLANs ein. Mit "Zurück" gelangen Sie zu "New Task", geben Sie dort eine aussagekräftige Beschreibung ein und tippen Sie auf "+". Mit "Plugin" ⇒ "Wake on LAN" und "Configuration" können Sie "Geräte wählen" und dann die IP-Adresse des Rechners aussuchen. Zum Testen deaktivieren Sie die WLAN-Verbindung und schalten den PC in den Ruhezustand. Wird die WLAN-Verbindung auf dem Smartphone reaktiviert, startet auch der PC.
Eine Performance wie nach der Neuinstallation werden Sie mit den besten Tipps mit keinem produktiv genutzten System herauskitzeln können, sie können schließlich kaum auf alle zusätzlich installierten Programme verzichten. Aber es muss nicht jedes Programm gleich nach dem Systemstart verfügbar sein. Daher steht am Anfang der Performance-Kur immer die Analyse, an welcher Stelle es hakt und welche Programme am stärksten zu Verzögerungen beitragen.